Allgemeines
Frühjahrstagung des DSB-Gesamtvorstandes in Wiesbaden
Nach der Eröffnung der Frühjahrssitzung durch den Präsidenten des Deutschen Schützenbundes, Josef Ambacher (Foto links), überreichte Bundessportleiter Max Mückl (Foto Mitte) dem DSB-Präsidenten sowie dem 1. Landesschützenmeister des Bayerischen Sportschützenbundes, Wolfgang Kink (Foto rechts), symbolisch zwei VIP-Tickets für die 50. Weltmeisterschaft im Sportschießen, die vom 29. Juli bis 11. August auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück bei München ausgetragen wird.
Die Integration der behinderten Sportschützen in die Bundesliga steht möglicherweise kurz bevor. Bereits zur kommenden Saison 2010/2011 sollen Schützen der paralympischen Wettkampfklasse SHI, das sind in der Regel querschnittsgelähmte Rollstuhlfahrer, in der obersten Liga mitschießen dürfen, wenn die Voraussetzungen stimmen – das ist das Ziel des Gesamtvorstandes, der ein Verfahren verabschiedete, nach dem zunächst untersucht werden soll, ob bei der Ausübung des Schießsports vergleichbare Voraussetzungen für behinderte und nicht behinderte Schützen gegeben sind.
Die Untersuchung soll durch ein neutrales Institut bis zum Sommer dieses Jahres durchgeführt werden. „Damit hätten wir eine saubere Grundlage geschaffen. Wir wollen keineswegs Zeit verlieren“, betonte Bundessportleiter Max Mückl mit Blick auf die kommende Saison. Im Fall einer positiven Aussage durch das Gutachten, soll die Zustimmung des Gesamtvorstandes im Umlaufverfahren zeitnah eingeholt werden.
Am letzten Wochenende der paralympischen Spiele in Vancouver, glich der Gesamtvorstand die Vereinbarung mit dem Deutschen Behinderten Sportverband (DBS) über seine „besondere Mitgliedschaft“ der aktuellen Entwicklung an. Auf internationaler Ebene ist für den paralympischen Bogensport nun ebenfalls die FITA zuständig, deren alleiniges Mitglied für die Bundesrepublik der Deutsche Schützenbund ist. Dies machte eine Überarbeitung des bestehenden Vertrages notwendig. Einstimmig wurde der neue NADA-Code mit der aktuellen Verbotsliste 2010 zum Welt-Antidoping-Code angenommen.
Der Gesamtvorstand verabschiedete auch die von der Sportleitung ausgearbeitete Regelung des Einsatzes von Ausländern aus der europäischen Union im Sport-/ Meisterschaftsbetrieb des Deutschen Schützenbundes. „Wir wollen mit der Regeländerung nationale Interessen nicht aus dem Auge verlieren, andererseits aber natürlich EU-Recht umsetzen“, meinte Bundessportleiter Max Mückl. Daher sind die EU-Ausländer nach der neuen Regel den deutschen Sportlern gleichgestellt.
Das bedeutet aber auch, dass sowohl der deutsche Schütze als auch der EU-Ausländer einen Wettbewerb jeweils nur für einen Verein schießen kann. Dies gilt für den Sportbetrieb des Deutschen Schützenbundes sowie anderer Schießsportverbände in der EU. Darüber hinaus dürfen Schützen – deutsche ebenso wie EU-Ausländer – mit einer gültigen ISSF-ID-Nummer nur an dem nationalen Sport-/Meisterschaftsbetrieb teilnehmen, der in ihrer ISSF-ID-Nummer als Nationalität festgelegt ist.
Hintergrund der notwendig gewordenen Regelung war die Anfrage eines Belgiers aus dem Aachener Grenzbezirk bei der EU-Kommission gewesen. Er ist, wie viele andere Schützen aus den deutschen Grenzgebieten auch, seit Jahren Mitglied in einem deutschen Schützenverein – und möchte sich über die Vereinsebene hinaus sportlich messen. Dies macht der Grundsatz der Freizügigkeit, vor allem aber das Recht jedes EU-Bürgers auf soziale Teilhabe in der EU möglich. Mit seinem Gesamtvorstandsbeschluss ist der Deutsche Schützenbund diesen europäischen Grundsätzen nachgekommen. Die neu beschlossene Regelung gilt auch für die Bundesliga. Darüber hinaus bleibt es bei der bestehenden Regelung, dass pro Team und Wettkampf ein „echter“ Ausländer (kein EU-Ausländer) eingesetzt werden darf.
Wichtiges Thema war die Vorbereitung für das große Fest „150 Jahre Deutscher Schützenbund“ – auch der Thüringische und Westfälische Schützenbund feiern im nächsten Jahr dieses Jubiläum. Es wurde ein gemeinsames Festabzeichen konzipiert. Im Jubiläum steigert der DSB sein Image zudem durch ein gesondertes Logo, das die Gründungsstätte Gotha in den Mittelpunkt stellt. DSB-Bundesgeschäftsführer Jörg Brokamp appellierte schon jetzt, dass sich möglichst viele Vereine an den drei Schützenumzügen im Jubiläumsjahr in Köln, Gotha und beim Schützentag in Neubrandenburg beteiligen.
Rechnungsprüfer Heinz Bonke beantragte die Entlastung des Präsidiums nach Vorlage seines abschließenden Kassenberichtes für 2009. Der DSB steht auf gesunden Füßen und konnte seine Rücklagen steigern. Diese Gelder werden zur Finanzierung der Eigenmittel bei der Renovierung des Bundesleistungszentrums Wiesbaden-Klarenthal zurückgestellt. Bonke bescheinigte dem Präsidium und der DSB-Geschäftsleitung mit dem gesamten Wiesbadener Team eine hervorragende Arbeit. Um die wirtschaftlichen Ziele im Blick auf die anstehende Baumaßnahme zu erreichen, soll der Sparkurs fortgesetzt werden. Die Entlastung erfolgte einstimmig, der Haushalt für das Jahr 2010 mit der WM in München wurde ebenfalls einstimmig genehmigt.
Klaus-Dieter Groß erläuterte den Abschluss des Sanierungsprojekts Wurfscheibenschießstand Rheinblick aus finanzieller Sicht. Die Abschlussprüfung dieses Großprojekts durch den Regierungspräsidenten Darmstadt und das Land Hessen erfolgte ohne jegliche Beanstandung. Darüber hinaus wurde ein vom DSB gestellter Nachantrag auf Ausgleich von zusätzlichen Kosten, die vom Antragsteller DSB nicht zu vertreten waren, positiv beschieden. Fast 300.000 Euro wurden als Ausgleichszahlung nachträglich bewilligt. Diese zusätzlichen Mittel fließen zu 100 Prozent in die Rücklagen für das Projekt Bundesleistungszentrum Wiesbaden-Klarenthal.
Bundesgeschäftsführer Jörg Brokamp berichtete aus der Präsidiumssitzung vom Vortage: Oliver Haidn, Ehemann der Bogen-Nationalschützin Veronika Haidn-Tschalova, wurde als Nachfolger des vor Jahren tödlich verunglückten Falk Thiele in den Trainerrat berufen.
Die Universität Würzburg wird ein Forschungsprojekt betreuen, welches anhand von repräsentativen Erhebungen die positiven Auswirkungen des Schießsports auf die Entwicklung von Fähigkeiten und Kompetenzen junger Menschen dokumentiert. Geplant ist hierzu eine Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft.
Weitere positive Impulse verspricht die Erstellung eines Imagefilms, der mit einer professionellen Produktionsfirma erstellt wird. Hier werden in kurzen zehn- bis zwölfminütigen Filmbeiträgen die verschiedenen Facetten des Schießsports im DSB und im Schützenwesen dargestellt. Nach der Fertigstellung Mitte Mai wird der Film unter http://www.schuetzenbund.tv im Internet bereitgestellt.
Beitrag und Foto: Harald Strier/DSZ