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Gary Anderson im Deutschen Schützenmuseum
ISSF-Vizepräsident Gary Anderson (USA/Foto) besuchte im Rahmen einer privaten Deutschlandreise zusammen mit seiner Frau Ruth Ann auch das Deutsche Schützenmuseum auf Schloss Callenberg bei Coburg. Der zweifache Olympiasieger und siebenfache Einzelweltmeister in verschiedenen Gewehrdisziplinen zeigte sich begeistert über die informative Ausstellung zur Geschichte des Schützenwesens und die gelungene Präsentation der bisherigen Ausbaustufen: „Ich wünschte, wir hätten in den Vereinigten Staaten auch ein solches Museum“, sagte Anderson nach einem über zweistündigen Rundgang.
Gary Anderson ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Sportschützen überhaupt. Bei den Weltmeisterschaften in Kairo 1962 überraschte der damals 22-jährige Theologiestudent aus Nebraska die Fachwelt mit vier Titeln und drei neuen Weltrekorden und läutete das Ende der seit dem Krieg herrschenden Dominanz der sowjetrussischen Gewehrschützen ein. Auf einem Höhepunkt des „Kalten Krieges“ wurde Anderson über Nacht zum Superstar und zur Hoffnung der westlichen Sportwelt. Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio und 1968 in Mexiko-City holte er die Goldmedaillen mit dem Freigewehr über 300 Meter, dazwischen – bei den Schießsportweltmeisterschaften von 1966 in Wiesbaden – weitere drei Einzeltitel mit dem Freigewehr und in zwei Kleinkaliberdisziplinen.
Nach seinem Rückzug aus dem aktiven Wettkampfgeschehen Ende der sechziger Jahre blieb Gary Anderson dem Sportschießen in verschiedenen Funktionen erhalten. Seit 1986 ist er Vizepräsident der ISSF (früher UIT), 1996 war er Leiter der Schießwettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Atlanta. Er hat drei Bücher über das Schießen verfasst und unzählige Aufsätze, darunter auch mehrere über das europäische Schützenwesen und seine Entwicklung.
Seit ihrem einjährigen Aufenthalt in München in den Jahren 1968/1969 wissen die Andersons die deutsche Kultur und Geschichte zu schätzen. Möglichst jedes Jahr begeben sie sich auf eine mehrtägige Rundreise durch geschichtsträchtige Landschaften in Deutschland und besuchen auch Stätten, die einen besonderen Bezug zur Schützengeschichte haben. Als Theologieabsolventen interessiert Gary Anderson daneben besonders die Epoche der Reformation und im Augenblick beschäftigt ihn die Frage, ob Luther oder einer der anderen Reformatoren möglicherweise Mitglied in einem Schützenverein waren.
Bericht: Stefan Grus