Verbandspolitik
DSB: Gesamtvorstandssitzung: Von der Realität bis in die ferne Zukunft
Auf der Gesamtvorstandssitzung am 8. November in Wiesbaden drehten sich viele Themen um die Gegenwart und nähere Zukunft: Waffenrecht & Blei, die Sportsoftware sowie den Sport generell. Es wurde aber auch über die ferne Zukunft gesprochen: Olympische Spiele in Deutschland, die der Deutsche Schützenbund unterstützt.

So gratulierte DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels dem Bayerischen Sportschützenbund zu dem großen Erfolg beim Bürgerentscheid: „Das war ein beeindruckendes Ergebnis und ein wichtiges Signal für Sportdeutschland: Es gibt wieder Visionen, die in den vergangenen Jahren gefehlt haben, und ich glaube, die anderen Bewerber fühlen sich jetzt durch die Entscheidung aus München gefordert, was positiv für das Bild des Sports in der Gesellschaft werden kann. Wir stehen dem Bewerbungsprozess der vier Bewerber neutral gegenüber. In allen Bewerberstädten sind von uns Landesverbände involviert, deshalb drücken wir erst einmal allen die Daumen.“
Bundesgeschäftsführer Jörg Brokamp stellte dann grob den weiteren Verlauf der Auswahl durch den Deutschen Olympischen Sportbund sowie die einzelnen Konzepte der vier deutschen Bewerberstädte bzw. -regionen vor. Dabei ging er explizit auf die Sportstätten ein, an denen die Schießsport- und Bogen-Wettbewerbe 2036, 2040 oder 2044 ausgetragen werden sollen.
Weitaus früher gibt es Entscheidungen zum Thema Waffenrecht. Walter Wolpert, DSB-Vizepräsident Recht skizzierte den weiteren Ablauf der Evaluierung durch das Bundesministerium des Innern („Datenerhebung/Umfrage im Dezember, Anfang 2026 Besprechung der Ergebnisse, dann der Evaluationsbericht!“) und zeigte sich zufrieden mit der eingereichten Stellungnahme des DSB: „Die Rückmeldungen zu unserer Stellungnahme waren überwiegend sehr positiv.“ In gleicher Weise hob Wolpert auch die Stellungnahme des Bayerischen Sportschützenbundes positiv hervor, der als größter Landesverband des DSB gesondert angeschrieben worden war.

Wolpert stellte zudem die Anpassung der DSB-Richtlinien für die Waffensachkunde und Standaufsicht vor und fasste die Bedingungen für letzteres kurz zusammen: „Die Bestellung erfolgt durch den Schießstandbetreiber, und die Aufsicht muss dabei folgende Kriterien erfüllen: mindestens 18 Jahre, zuverlässig, persönlich geeignet und sachkundig!“ Die von Wolpert und Wilfried Ritzke, Vizepräsident Tradition und Brauchtum, vorgestellten Vertreter der Landesverbände zur Besetzung der Rechtsgremien, des Bundesausschusses Ehrungen und in der Stiftung Deutscher Schützenbund wurden vom Gesamtvorstand einstimmig angenommen.
Andreas Friedrich, stellvertretender Geschäftsführer, erläuterte dann den aktuellen Stand zum Thema „Umweltrecht & Blei“ und überschrieb diese mit der Aussage: „Es gibt weitere Verbesserungen gegenüber dem vorherigen Entwurf der EU-Kommission, doch einzelne Kritikpunkte bleiben.“ Konkret nannte er als Verbesserung, „dass die Ausnahmeregelung für die Verwendung von Bleischrot nun nicht mehr auf 15 Jahre befristet ist, sondern unbegrenzt gelten soll.“ Negativ bleibe, dass es u.a. aktuell noch keine Ausnahmeregelung für Schrot- bzw. Flintenlaufgeschosse für das Traditions- und Brauchtumsschießen gebe und dass für die Betreiber von Schrot-Schießständen „mindestens zwei verschiedene bauliche Risikomanagementmaßnahmen nachgewiesen werden müssen und ein festgelegtes Reinigungsintervall von drei Jahren besteht.“ Abschließend verlieh er seiner Hoffnung Ausdruck, dass es im weiteren Verlauf des Beschränkungsverfahrens zu weiteren Verbesserungen aus Sicht des Sportschießens kommt („bisher waren in jedem neuen Entwurf der EU-Kommission Veränderungen in unserem Sinne!“), und skizzierte dazu einzelne bereits vereinbarte Gespräche auf Bundes- und EU-Ebene.
Für den Sport ging der zuständige Vizepräsident Volker Kächele auf zwei Schwerpunktthemen ein: Zum einen erläuterte er den Stand zur Entwicklung einer gemeinsamen Sportsoftware für den DSB und seine 20 Landesverbände, zum anderen ging er auf den Sportkalender 2026 ein. Nach den bisher erfolgten Maßnahmen im Projekt Sportsoftware (Interviewphase und Präsenzworkshop) soll nun die gebildete Arbeitsgruppe aus acht Landesverbands- und drei DSB-Vertretern die „fachlichen und technischen Anforderungen definieren und eine Entscheidungsgrundlage vorbereiten.“ Vier weitere Workshops seien bis zum April 2026 geplant, eine erste Präsentation soll es dann im Gesamtvorstand im März davor geben. Die Sportsoftware soll für die Wettkampforganisation und -durchführung als durchgängige Lösung für Vereine bis DSB für Bogen- und Schießsport dienen.
Nachdem das Sportjahr 2025 nahezu beendet ist, ging Kächele auf das kommende ein: „Wir werden 25 Deutsche Meisterschaften haben, die erste ist die Bogen-DM Halle im März, die letzte die Blasrohr-DM im November.“ Für die große Deutsche Meisterschaft in München stellte der Vizepräsident einen neuen Zeitplan vor, der u.a. vorsieht, dass die Entscheidungen mit der olympischen Schnellfeuer- und Sportpistole erstmals auch in der Finalhalle ausgetragen werden.
Und dann wurde noch eine besondere Person verabschiedet: Harald Strier, langjähriger Chefredakteur der Deutschen SchützenZeitung und der Faszination Bogen, der seinen letzten Gesamtvorstand – wie immer in der letzten Reihe verfolgend – erlebte. Von Schönfels würdigte das Engagement Striers, der seit 1998 (von Schönfels: „Ich kenne keinen anderen DSZ-Chefredakteur!“) das Geschehen in den Kugeldisziplinen sowie mit Pfeil und Bogen begleitete. Dies tat er u.a. bei sechs Olympischen Spielen (Tokio ließ er wegen der Corona-Pandemie aus) mit dem Höhepunkt und fünf Medaillen in Rio de Janeiro. „Sie haben größtenteils von Erfolgen berichten können, und das haben Sie zu unserer großen Zufriedenheit mit Fachkenntnis und feinem Gespür getan“, so der Präsident, der Strier als Dank ein Buchgeschenk überreichte. Direkt danach begrüßte er die Nachfolgerin Striers: Mit Nataly Kemmelmeier wird ab dem 1. Januar 2026 erstmals eine Frau die Geschicke der DSZ und der FaBo leiten. Nataly Kemmelmeier ist eine Frau vom Fach, war sie doch zuvor Chefredakteurin beim Deutschen Waffen Journal, ist in ihrem Verein Schriftführerin und Jugendleiterin sowie 1. Gaujugendleiterin und Referentin Ausbildung und betreibt selbst noch Gewehrsport im Bayerischen Sportschützenbund.
Ebenfalls mit dem 01.01.2026 beginnt das Jubiläumsjahr „75 Jahre Wiedergründung des Deutschen Schützenbundes“. Präsident von Schönfels kündigt dazu zum Ende der Sitzung neben den geplanten Festveranstaltungen im Rahmen der Gesamtvorstandssitzungen im März in Coburg und im November in Wiesbaden auch die Erstellung einer digitalen Chronik auf der DSB-Webseite an, die mit verschiedenen Medien einen interessanten und kurzweiligen Rückblick auf 75 Jahre bewegter Verbandsgeschichte liefern soll.
