„Dass ich hier bei dieser Windlotterie die komplette Weltelite schlagen kann, hätte ich vorher nicht gedacht. Heute bin ich vor allem froh, dass ich meinen Schießrhythmus so durchziehen konnte, wie ich es auch im Training immer schaffe", erklärte Gudrun Wittmann freudestrahlend nach dem Wettkampf. Team-Vizeeuropameisterin Sandra Georg (Ruhpolding) hatte für die schwierigen Windbedingungen keine geeignete Taktik parat und landete mit 579 Ringen auf dem elften Rang. Auch die als Favoritin gehandelte Harriet Holzberger (Forstinning) hatte aufgrund des böigen Winds zu lange gehadert und konnte deshalb in der vorgegebenen Wettkampfzeit nur 57 Schüsse abgeben. 

Zu einem spannenden Zweikampf zwischen Johan Gustavsson (Schweden) und dem 33- jährigen Diplom-Ingenieur Richard Dietzsch (Oberau/Foto) entwickelte sich der Fight um die Goldmedaille im Liegendkampf der Herren. Nach 58 Schüssen hatte der amtierende Europameister Richard Dietzsch und Team-Weltmeister Johan Gustavsson jeweils nur drei Neuner auf ihrem Konto. Im 59. Wettkampfschuss kam eine unberechenbare Windböe von links und Dietzsch schoss haarscharf rechts an der Zehn vorbei, der letzte Schuss war dann wieder eine gute Zehn.

Der routinierte Schwede aber wartete beharrlich, bis der Wind wieder nachließ und schoss mit zwei Zehnern aus. Mit insgesamt 597 Ringen (100/100/100/97/100/100) gewann Johan Gustavsson die Goldmedaille knapp vor Richard Dietzsch, der sich mit hervorragenden 596 Ringen (98/100/100/99/100/99) bei sehr schwierigen Windbedingungen die Silbermedaille sicherte. Bronze holte der Schwede Mikael Larsson mit 593 Ringen.

„Eine Silbermedaille zum Abschluss einer für mich sehr erfolgreichen Saison, was will man mehr“, so der mit sich überaus zufriedene Richard Dietzsch nach dem nervenaufreibenden Wettkampf. Der 40-jährige Servicetechniker Matthias Raiber (Ulm) erreichte mit 589 Ringen den ausgezeichneten sechsten Platz. 

Im Dreistellungskampf mit dem Freigewehr erkämpfte sich Valerian Sauveplane (Frankreich) mit 1169 Ringen die Goldmedaille vor den zwei Schweizern Marcel Bürge mit ebenfalls 1169 Ringen und Marco Müller mit 1168 Ringen. Der 29-jährige Feinmechaniker Christian Dreßel blieb mit 1139 Ringen weit unter seinen Möglichkeiten und wurde auf dem 18. Platz notiert.

Bei den Damen feierten die Schweizerinnen im Dreistellungskampf mit dem Sportgewehr durch Bettina Bucher (577 Ringe), Marina Schnider (573 Ringe) und Sybille Strässle (572 Ringe) einen Dreifacherfolg. Mit dem Standardgewehr triumphierte schließlich Stefan Alesved (Schweden) mit 584 Ringen vor den ringgleichen Rene Kristiansen (Dänemark) und Vebjoern Berg (Norwegen). 

Beim abschließenden Super Finale, wo jeweils die ersten zwei Damen und Herren in den absolvierten ISSF-300m-Gewehrdisziplinen um ein beträchtliches Preisgeld im Liegendanschlag kämpften, konnte wiederum Gudrun Wittmann ihre Nervenstärke demonstrieren. Nach elf Schuss war sie gleichauf mit dem zweifachen Olympiafinalteilnehmer von Peking 2008 und Weltrekordinhaber im KK-Liegendkampf Valerian Sauveplane aus Frankreich.

Im entscheidenden Stechschuss traf Wittmann eine 10,6 und beim Franzosen leuchtete eine 10,8 an der Anzeigetafel auf – dies war der Sieg für Valerian Sauveplane. Richard Dietzsch belegte den beachtlichen 4. Platz unter den zehn qualifizierten Finalteilnehmern.

Beitrag und Fotos: Rudi Krenn