International

Gold verloren – Gold gewonnen

01.03.2006 00:00

Während die deutschen Junioren im Teamwettkampf disqualifiziert wurden, gewann Nadine Schüller (Hennef/Foto) im Luftgewehr der Juniorinnen dem Deutschen Schützenbund die erste Goldmedaille bei den Europameisterschaften für Luftdruckwaffen in Moskau. Die junge Rheinländerin siegte nach 395 Ringen im Vorkampf und 103,7 Zählern im Finale mit insgesamt 498,7 Ringen und sicherte sich damit den Platz auf dem obersten Siegerpodest.

 

„Ausgerechnet am Aschermittwoch hole ich den Titel,“ so die fröhliche Schützin des DSB nach ihrem Wettkampf, „ich habe ja aus den Augenwinkeln verfolgen können, dass ich auf Position eins stehe und habe dabei gedacht: Mal sehen, wie lange du da stehst.“ Sie blieb dort bis zum Schluss.

Nadine Schüller ging zunächst als Vierte in das Finale hinein, konnte sich aber nach den ersten Durchgängen ganz nach vorne kämpfen und vergrößerte mit jeder Runde ihren Vorsprung vor Daria Wdowina (Russland), die sich als stärkste Konkurrentin herausstellen sollte und mit 497,2 Ringen die Silbermedaille gewann. Bronze ging an Sandy Morin (Frankreich) mit 496,7 Zählern.

Silvia Rachl (Singenbach/Foto rechts) zeigte im Finale ebenfalls eine hervorragende Leistung und steigerte sich nach dem siebten Rang und 393 Zählern im Vorkampf nach 103,2 Ringen in der Endrunde mit insgesamt 496,2 Ringen auf den vierten Platz. Sabrina Bär (Bayreuth/Foto Mitte) kam mit 388 Ringen auf den 31. Rang.

Hinter der Tschechischen Republik und Russland (beide 1180 Ringe) gewannen die jungen Damen des Deutschen Schützenbundes mit 1176 Ringen die Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb.

Nach der Gewehr-Jury sprach sich auch das Berufungskampfgericht der Europäischen Schützenkonföderation gegen die Wertung von David Kroll (Schkölen/Foto) aus, dessen Schießkleidung nach dem Wettkampf heute Morgen noch einmal kontrolliert wurde. Dabei erreichte die Schießhose nicht die geforderten Werte an allen Stellen und somit musste das Team des DSB aus der Wertung genommen werden und verlor die Goldmedaille.

Vorher hatte die Luftgewehrmannschaft der Junioren des Deutschen Schützenbundes bei den Europameisterschaften für Luftdruckwaffen in Moskau die Bestleistung erzielt. Mit 1768 Ringen überzeugte das deutsche Team in der Besetzung Benjamin Aicher (Ruhpolding), David Kroll (Schkölen) und Alexander Obermaier (Garching) und konnte von keiner anderen Auswahl vom Spitzenplatz verdrängt werden.

Erster Titelträger wurde nun das Team aus Österreich mit 1760 Ringen vor den Ungarn, die auf 1754 Zähler kamen und die Bronzemedaille ging an die Ukraine mit 1748 Ringen. Auch die Gastgeberauswahl aus Russland wurde aus der Wertung genommen, weil die Steifigkeit der Jacke des Vorkampfszweiten Nazar Louginets (Russland)

„Zuerst wurde bei David die Jacke untersucht. Sie war von der Dicke und von der Steifigkeit in Ordnung, die Dicke der Hose war auch noch regelgerecht, als aber die Steifigkeit gemessen wurde, zeigten sich Stellen, an denen der Wert von 3,0 nicht erreicht wurde, an anderen Stellen wiederum hatte es gepasst. Bei der Überprüfung vor dem Wettkampf gestern wurden keine Beanstandungen an der Hose festgestellt“, so die erste Stellungnahme aus dem deutschen Team nach dem Vorkampf.

Doch das Mitglied des Berufungskampfgerichtes Max Mückl, gleichzeitig auch Präsidiumsmitglied der ESK, stellte ganz klar: „Es war ein klarer Tatbestand. Die nach den Regeln einzuhaltenden Steifigkeitswerte wurden nach dem Vorkampf heute nicht erreicht und damit ist die Entscheidung eindeutig. Die deutsche Mannschaftsleitung hat aber richtig gehandelt, dass sie zunächst gegen die Herausnahme aus der Wertung protestiert hat, bei Österreich im vergangenen Jahr hat es sich ja auch gelohnt.“

In der Einzelwertung ging Benjamin Aicher (Foto) mit 591 Ringen als Zweiter nach dem Vorkampf in das Finale der besten Acht, nachdem der Russe Louinets ebenfalls disqualifiziert worden war. Der junge Bayer lag zwar vier Ringe hinter dem nach dem Vorkampf führenden Petar Gorsa (Kroatien), doch hinter ihm waren mehrere Schützen, die es auf das Silbner abgesehen hatten.

Benjamin Aicher zog sein Finale mit große Konstanz durch. Nach einer 9,8 im Auftaktschuss folgten nur noch Zehner und er konnte seinen Vorsprung auf den Dritten Niccolo Campriani (Italien) stetig ausbauen. Einen ganzen Ring lag der Deutsche vor dem Italiener nach der vorletzten Runde und als Zeichen seiner Sicherheit ließ Benjamin Aicher eine 10,7 im letzten Schuss folgen. Er gewann nach dem besten Finale mit 103,0 und insgesamt 694,0 Ringen die Silbermedaille vor Niccolo Campriani, der mit 692,8 Ringen Dritter wurde.

Ganz vorne war Petar Gorsa nicht zu gefährden. Der Kroate, der schon beim Internationalen Wettkampf Anfang des Jahres auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück glänzte, siegte sicher mit 696,8 Ringen. Auf dem 9. Platz mit 588 Ringen landete schließlich nach den beiden Ausschlüssen Alexander Obermaier mit einer guten Leistung für seinen ersten EM-Auftritt.

„Ich hatte vor dem Wettkampf erfahren, dass man uns Gold aberkannt hatte, aber ich habe mich dann auf die Einzelentscheidung konzentriert und meinen Wettkampf durchgezogen,“ so der strahlende Sieger nach dem Ende des Finales.

Helmut Hoffmann, verantwortlicher Coach für den Gewehr-Nachwuchs des DSB, konnte ein positives Tagesfazit ziehen: „Wenn mir jemand vorher gesagt hätte, dass es bei den Mädels so gut läuft, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Das war heute besser, als alles andere, was in letzter Zeit bei uns gelaufen ist. Der Titel von Nadine ist eine riesige Sache und ich bin richtig aus dem Häuschen darüber. Auch der vierte Platz von Silvia ist eine Superleistung.

Die Jungs haben auch ihre Leistung gebracht. Benni Aicher hat hervorragend geschossen. Zur Disqualifikation ist zu sagen, dass wir immer und immer wieder die Kleidung überprüft haben. Wir haben Hosen und Jacken stetig gemessen und bisher war alles in Ordnung. Selbst gestern bei der ersten offiziellen Messung war nichts zu beanstanden. Heute Mittag hat man dann ganz weit oben am Bund gemessen, dort wo die Hose von sich aus durch einen Plastikeinsatz versteift ist und da muss man sich schon fragen, welchen Sinn die derzeit gültige Regelung macht.“

   
Alle Ergebnisse der Europameisterschaften in Moskau 2006 finden Sie hier.