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Große Resonanz beim Bundesfahnenwettbewerb
Die erste Phase beim großen Fahnenwettbewerb, den der Deutsche Schützenbund und das Unternehmen FahnenFleck ausgeschrieben haben, ist abgeschlossen. Über 300 Vereine aus sämtlichen Landesverbänden des DSB haben sich beteiligt. In der Bundesgeschäftsstelle in Wiesbaden traf sich nun die Jury zu einer ersten Sichtung der Bewerbungen in den drei Kategorien.
Die Juroren, zu denen neben DSB-Protektor Prinz Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha und DSB-Präsident Josef Ambacher auch die Meisterin des Stickhandwerks bei dem traditionsreichen Pinneberger Fahnenproduzenten FahnenFleck, Brigitte von Lutzau, gehörten, waren begeistert über die rege Beteiligung und die zum Teil sehr hohe Qualität der Bewerbungen.
„Der Bundesfahnenwettbewerb soll ein deutliches Zeichen dafür sein, dass sich der Deutsche Schützenbund auch um die Traditionsarbeit in den Vereinen kümmert,“ sagte Präsident Josef Ambacher, „und ich freue mich, dass wir mit FahnenFleck einen so erfahrenen und renommierten Partner gefunden haben und dass der Wettbewerb eine so große Resonanz gefunden hat.“
In der Kategorie, „bis 1900“, wurden 42 Fahnen gemeldet, die älteste stammt von der Coburger Schützengesellschaft und wurde den Schützen im Jahr 1715 anlässlich der Einweihung des ältesten Schießhauses vom Rat der Stadt geschenkt. Die Standarte ist noch heute beim großen Coburger Schützenfest im Einsatz und wird ansonsten im Rathaus verwahrt. Weitere sehr alte Fahnen in dieser Kategorie sind die 1845 entstandene Seidenfahne des Jägercorps der Schützengilde zu Dannenberg oder die 1852 aus weißer doppelter Seide mit prachtvollen Gold- und Seidenstickereien gefertigte Fahne der Schützengilde zu Bernau.
Wie zahlreiche Stücke auch aus der zweiten Kategorie (1901 – 1950, 82 Bewerbungen) war die Bernauer Fahne Jahrzehnte lang verschollen. Erst 1992/1993 wurde sie auf dem Dachboden der Kirche entdeckt und anschließend aufwändig restauriert, sodass sie heute wieder bei den üblichen Gelegenheiten im Schützenjahr zum Einsatz kommt.
Gerade die Fahnen, die für die ersten beiden Kategorien eingereicht wurden, erzählen abenteuerliche Geschichten: Im Dritten Reich und gegen Ende des 2. Weltkrieges sind die Schützenfahnen vielfach zuerst vor den Nazis, dann vor den herannahenden alliierten Truppen versteckt worden und tauchten erst in den 50er Jahren, manchmal auch später wieder auf. Gelegentlich wurden alte Fahnen doch zur Beute von Amerikanern oder Engländern und finden sich auch heute noch im Auktionskatalog oder im Internet wieder – einige der Bewerberfahnen erlitten dieses Schicksal und mussten dann von den Vereinen zurückgekauft werden. Auch in der ehemaligen DDR wurden Fahnen versteckt und gerieten in eine Vergessenheit, aus der sie nach der Wende 1989 wieder hervorgeholt wurden.
Die meisten Bewerbungen gibt es mit 178 Exponaten in der Kategorie 3, „1950 bis heute“. Auch hier ist – wie in den anderen Kategorien – die ganze Motivvielfalt der Schützensymbolik vertreten: Von gestickten Abbildungen der Schützenheiligen – hauptsächlich Hubertus und Sebastian – über die gekreuzten Gewehre und Zielscheiben bis hin zur Dampflok auf der Fahne der Schützenabteilung im Eisenbahnersportverein München Ost.
Sechs Fahnen aus jeder Kategorie werden nun ausgesucht und zur Vorausscheidung im Deutschen Schützenmuseum nach Coburg eingeladen. Die Verkündung der Siegerfahnen findet im Rahmen des 55. Deutschen Schützentags in Saarbrücken statt.
Bericht und Foto: Stefan Grus