Deutsche Meisterschaften

Herzschlagfinale im Luftgewehr der Damen

20.08.2005 00:00

Einen dramatischen Verlauf nahm das Finale im Luftgewehr der Damen bei den Deutschen Meisterschaften 2005, wo Barbara Lechner (Triftern/Foto), Bettina Knells (Dießen), Sandra Koch (Leingarten) und Sonja Pfeilschifter den begeisterten Zuschauern einen packenden Wettkampf präsentierten. Die drei Schützinnen aus Bayern hatten jeweils 398 Ringe, Sandra Koch 397 Ringe im Vorkampf erzielt.

 

In der vollbesetzten Finalhalle auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück schien es anfänglich, als sollten Sonja Pfeilschifter und Barbara Lechner, zwei der besten deutschen Schützinnen auf internationaler Ebene in den vergangenen Monaten und Teilnehmerinnen des ISSF-Weltcupfinales in der kommenden Woche, sich ein Duell um Gold und Silber liefern. Dahinter der Kampf um Platz drei zwischen Bettina Knells und Sandra Koch.

Nach fünf Durchgängen führte Sonja Pfeilschifter knapp vor Barbara Lechner und ringgleich dahinter Bettina Knells und Sandra Koch, die den einen Ring Vorsprung von Bettina Knells aus der Qualifikation schon aufgeholt hatte.

Ab jetzt wurde es spannend. Im sechsten Schuss zog die Württembergerin mit einer 10,7 an Bettina Knells (Foto rechts) und Barbara Lechner, die 9,6 schoss, vorbei und platzierte sich an zweiter Position hinter der Olympiasechsten von Athen 2004.

Im siebten Durchgang fiel die bis dahin führende Sonja Pfeilschifter (Foto links) durch eine 8,7 auf Rang drei zurück. In Führung nun gleichauf Barbara Lechner und Sandra Koch. Der achte Schuss brachte die alleinige Spitzenposition für Barbara Lechner. 0,3 Ringe betrug ihr Vorsprung vor Sonja Pfeilschifter, die wieder an Sandra Koch vorbeiziehen konnte.

Eine 10,3 im vorletzten Schuss brachte Sandra Koch die alleinige Führung, weil sich Barbara Lechner eine 9,8 erlaubte und Sonja Pfeilschifter 9,9 Ringe erzielte. Nur ein Zehntelring trennten die beiden Führenden, 0,2 Ringe hinter Barbara Lechner dann Sonja Pfeilschifter.

Im letzten Durchgang die Entscheidung. Barbara Lechner legt eine 10,5 vor, Sandra Koch pariert zwar mit einer 10,3, aber das reichte nicht mehr zum Sieg, das war allen Zuschauern sofort klar. Sonja Pfeilschifter – wie immer die letzte Schützin in den Durchgängen – ließ sich auch hier wieder Zeit, dann der Schuss – eine 10,2 – das hieß für sie Platz drei nach 101,4 Ringen im Finale und insgesamt 499,4 Zählern.

Siegerin wurde Barbara Lechner mit 101,9 Ringen in der Endrunde und einem Gesamtergebnis von 499,9 Ringen vor Sandra Koch, die mit 102,8 Zählern das beste Finale schoss und dafür mit 499,8 Ringen insgesamt und dem zweiten Platz belohnt wurde.

„Es war einfach nur cool. So ein Wettkampf vor so vielen Leuten, haben wir lange nicht mehr erlebt“, so die strahlende Siegerin Barbara Lechner nach dem Finale.

Bei den Juniorinnen siegte in diesem Wettbewerb Natascha Vollmer (Westerode) nach einem von Positionskämpfen geprägten Finale mit insgesamt 496,1 Ringen vor Maria Rebling (Suhl), die auf 495,2 Zähler kam. Dritte wurde Julia Hetterich (Laichingen) mit 494,5 Ringen.

In der ersten Entscheidung am heutigen zweiten Tag des „Olympischen Wochenendes“ zeigte Swen Schuller (Berglen/Foto Mitte) eine souveräne Vorstellung im Liegendwettbewerb mit dem Kleinkalibergewehr. Nach 599 Ringen im Vorkampf und 105,0 Zählern im Finale – beides Bestmarken in diesem Wettkampf – gewann der 34-jährige Württemberger mit insgesamt 704,0 Ringen den Deutschen Meistertitel.

Damit lag er nur 0,8 Ringe hinter dem bis heute noch gültigen Finalweltrekord von Christian Klees (Eutin), den der Norddeutsche 1996 in Atlanta bei seinem Olympiasieg aufgestellt hatte.

Während der gesamten Endrunde war Swen Schuller absolut ungefährdet. Er baute seinen Vorsprung während des Finales immer weiter aus und hatte am Ende nahezu vier Ringe Vorsprung vor der großen Überraschung in diesem Wettbewerb, Markus Waschlinger (Frontenhausen/Foto links), der sich gegen die namhafte Konkurrenz in dieser Disziplin ausgezeichnet schlug und am Ende nach 597 Ringen im Vorkampf mit der zweitbesten Finalleistung von 103,1 Zählern den zweiten Rang belegen konnte. Sein Gesamtergebnis: 700,1 Ringe.

Dahinter auf Rang drei Claus Hildebrand (Brigachtal/Foto rechts), der auf 699,8 Ringe kam. Auf den weiteren Plätzen mit Ferdinand Stipberger (Lappersdorf/699,0), Maik Eckhardt (Dortmund/698,9) und Johann Zähringer (Oberried/698,6) ganz erfahrene und international bekannte Schützen, die sich im Verlauf des Finales heftige Positionskämpfe lieferten.

Große Freude dann auch bei Swen Schuller nach dem Wettkampf: „Gestern lief es für mich in der Freien Waffe ganz ordentlich und heute bin ich mit ausgezeichneten 599 Ringen in das Finale hineingegangen, wo mir dann das Glück treu geblieben ist.“ Glück war es sicherlich nicht allein, es war eine ausgezeichnete Leistung.

Der Überraschungszweite aus Bayern, Markus Waschlinger, ein Kleinkaliberspezialist: „Gestern war es überhaupt nicht mein Tag, aber dafür bin ich ja heute voll entschädigt worden. Ich freue mich über diesen zweiten Platz unheimlich.“

Mit seiner Gesamtleistung von 700,2 Ringen stellte Damian Kontny (Baunatal) bei seinem Sieg im Liegendwettkampf der Junioren den deutschen Finalrekord ein. 595 Ringe erzielte der 19-jährige Schüler im Vorkampf und ließ 105,2 Ringe in der Entscheidung folgen. Manuel Schwarz (Bruchmühlen) wurde mit 695,8 Ringen Zweiter und Andreas Bachl (Welchenberg) belegte mit 695,0 Ringen Platz drei.

Schock für den mit 555 Ringen Führenden nach dem Vorkampf in der Freien Pistole, Hans-Jörg Meyer (Wolfenbüttel/Foto), denn er begann sein Finale mit einer 6,9 und verlor sofort zu Beginn dieser Entscheidung seine Spitzenposition an Abdullah Ustaoglu (Riegel).

Stark in der Anfangsphase dieser Endrunde auch Patrick Lengerer (Lichtenstein), der sich nach dem dritten Schuss auf Platz eins wiederfand und seinen Vorsprung zur Hälfte des Finales auf 2,9 Ringe ausbauen konnte.

Auch Thomas Albiez (Weil am Rhein) schob sich Platz um Platz nach vorne und lag nach dem sechsten Durchgang 1,9 Ringe hinter dem 23-jährigen Württemberger, aber noch 0,4 Ringe vor Hans-Jörg Meyer. Abdullah Ustaoglu war zu diesem Zeitpunkt schon zurückgefallen.

Nach einer 8,1 von Patrick Lengerer waren er und Thomas Albiez mit 618,8 Ringen nach dem achten Schuss exakt gleich , 0,3 Ringe dahinter jedoch Hans-Jörg Meyer, der zu seiner gewohnten Leistung nun zurückfand.

Er übernahm die Spitze durch eine 10,3 in der achten Serie und gab seine Führung nach einer 10,5 und einer 9,5 in den letzten beiden Schüssen nicht mehr ab. Mit 648,6 Ringen siegte der Niedersachse schließlich nach einem packenden Kampf vor Thomas Albiez (Foto links) mit 648,5 Ringen.

Der Südbadener hätte beinahe noch ein Stechen erzwungen, nur ein Zehntel fehlten ihm nach seiner 10,5 im letzten Durchgang auf den Spitzenreiter. Patrik Lengerer (Foto rechts) belegte am Ende mit 647,8 Ringen den dritten Platz.

Hans-Jörg Meyer (Foto Mitte), der wie gestern schon in der Luftpistole immer wieder dem Publikum nach verdientem Applaus zulächelte, gewann mit der Freien Pistole seinen zweiten nationalen Meistertitel 2005 und resümierte sein Finale: „Mit einer 6,9 anzufangen, da fällt einem erst einmal alles runter. Nach der 10,5 im sechsten Finalschuss habe ich mich wieder gefangen, denn ich wusste ja auch, dass es nicht so weitergehen durfte.“

In der Freien Pistole der Junioren war Tobias Steinberger (Traunstein) der Sieg nicht zu nehmen. Mit insgesamt 630,0 Ringen gewann der junge Bayer, der als Zweiter in das Finale gegangen war, den Titel eines Deutschen Meisters. Zweiter wurde Jan Brunner (Rheinfelden) mit 627,4 Zählern vor Florian Schmidt (Frankfurt/Oder), der mit 540 Ringen zwar als Führender in diese Entscheidung gegangen war, im Finale aber die Führungsposition nicht halten konnte und mit 622,4 Ringen auf den dritten Platz zurückfiel.

Neun Ringe Vorsprung vor dem Finale bedeuteten ein komfortables Polster für die Olympiafünfte von Athen, Munkhbayar Dorjsuren (Moosach/Foto links), in der Sportpistole. Mit 587 Ringen konnte die 36-jährige, die seit 2002 für den Deutschen Schützenbund international an den Start geht, wieder einmal ihre Ausnahmestellung im deutschen Pistolenschießen beweisen.

Auf Rang zwei vor dieser Endrunde Claudia Verdicchio (Freiburg/Foto 2.v.l.) mit 578 Ringen, gefolgt von Stefanie Thurmann (Frankfurt/Oder/Foto 2.v.r.) und Carmen Seeger (Wolfsburg/Foto rechts), die beide 576 Ringe in der Qualifikation erzielen konnten.

Schon in der ersten der vier Finalserien waren die 51,7, die Munkhbayar Dorjsuren erzielte, das beste Ergebnis aller acht Konkurrentinnen. In Serie zwei musste die gebürtige Mongolin zwar mal eine 7,7 im zweiten Schuss hinnehmen, doch fiel dies bei dem deutlichen Vorsprung vor ihren Verfolgerinnen nicht ins Gewicht.

Eine Klasseleistung auch in Serie drei, wo alle fünf Schüsse in die Zehn gingen. Am Ende gewann Munkhbayar Dorjsuren souverän mit 784,7 Ringen vor Claudia Verdicchio mit 778,7 Zählern und Carmen Seeger, die für ihre 772,9 Ringe die Bronzemedaille bekam.

Bei den Juniorinnen in dieser Disziplin gewann Antje Noeske (Neubrandenburg) den Deutschen Meistertitel mit 776,1 Ringen vor Lisa Reinelt (Röwekamp), für die 763,4 Zähler zu Buche standen und auf Rang drei Sandra Maisch (Renningen) mit 745,9 Ringen.

Alle bisherigen Ergebnisse von den Deutschen Meisterschaften 2005 in Garching-Hochbrück finden Sie hier.