Weltcup

Hoffen und Bangen um Munkhbayar Dorjsuren

09.06.2005 00:00

Die Entscheidung in der Sportpistole der Damen beim Weltcup auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück war an Dramatik nicht zu überbieten. Lange Zeit sah es so aus, als hätte die Olympiafünfte von Athen, Munkhbayar Dorjsuren (Moosach/Foto), den Sieg und damit den begehrten Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2008 für den DSB in Händen, doch ein stattgegebener Protest von Jasna Sekaric (Serbien und Montenegro) machte die Hoffnungen der deutschen Anhänger zunichte.

 

Doch der Reihe nach: Die gebürtige Mongolin, die seit 2002 für den Deutschen Schützenbund startet, war nach dem Vorkampf mit 584 Ringen als Vierte in das Finale gegangen. Sie eröffnete die Endrunde mit einer Serie von 50,3 Ringen und lag danach ganz vorne, weil in dieser ersten Fünferserie – seit diesem Jahr werden davon vier im Finale geschossen – die bis dahin Führende, Zsofia Csonka (Ungarn), einen nicht anerkannten Waffenfehler hatte und aussichtslos zurückfiel und die mit ihr ringgleiche Jasna Sekaric angeblich nur 46,3 Ringe erzielt hatte.

Auch die nächsten Serien fielen für Munkhbayar Dorjsuren mit 51,7 Ringen, 50,6 Ringen und abschließend 51,5 Ringen ausgezeichnet aus, während sich in der dritten Serie auch die bis dahin größte Konkurrentin der Deutschen, Maria Pilar Fernandez (Spanien), durch Zeitüberschreitung bei einem Schuss selbst aus dem Rennen um den Sieg warf.

Jasna Sekaric (Foto rechts), die schon nach der ersten Serie ungläubig auf ihr angeblich schlechtes Resultat schaute, merkte gegen Ende des Finales, dass sie durch einen technischen Fehler der Auswertungsfirma, die alle Weltcups beschickt, die falsche Scheibe untergelegt bekommen hatte. Sie schoss auf eine Präzisionsscheibe und nicht, wie im Finale erforderlich, auf die Duellscheibe. Dadurch waren bei ihr alle Ergebnisse schlechter gewertet worden.

Die Delegationsleitung von Serbien und Montenegro legte nach Abschluss des Finales einen offiziellen Protest ein, die Scheiben wurden noch einmal manuell ausgewertet und nach rund einer halben Stunde, in der die Zuschauer und vor allem die beiden Beteiligten, Jasna Sekaric und Munkhbayar Dorjsuren, zwischen Hoffen und Bangen lebten, kam das Urteil der Jury zugunsten der Schützin vom Balkan.

Das Ergebnis lautete nun für Jasna Sekaric 789,7 Ringe und für Munkhbayar Dorjsuren waren es 788,1 Ringe. Damit gingen Sieg und Olympiaticket an den Verband Serbien und Montenegro. Die sympathische Olympiafünfte nahm diese Entscheidung absolut fair und sportlich auf und zeigte bei der Siegerehrung schon wieder ein Lächeln (Foto unten).

Dritte in diesem Finalkrimi wurde Ying Cao (China), die nach 580 Ringen im Vorkampf mit 207,2 Ringen das absolut beste Finalergebnis erzielte und sich damit vom achten auf den Bronzerang vorkämpfen konnte. Ihr Gesamtresultat also lautete 787,2 Ringe.

Stefanie Thurmann (Frankfurt/Oder) belegte mit 578 Ringen den 17. Rang und Claudia Verdicchio (Freiburg) kam nach dem Vorkampf mit 572 Ringen auf dem 33. Rang ins Ziel.

Gleich in der ersten Entscheidung des Weltcups 2005 auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück, der Freien Pistole der Herren, hatte ein Teilnehmer des Deutschen Schützenbundes am frühen Mittag das Finale der besten Acht erreicht.

Nach 563 Ringen im Vorkampf ging Hans-Jörg Meyer (Wolfenbüttel/Foto) als Sechster in diese Endrunde hinein. Nach einer 10,0 zu Beginn des Finales folgte im zweiten Schuss jedoch eine 6,5, die den 41-jährigen Niedersachsen auf Rang sieben hinter Walter Lapeyre (Frankreich) zurückfallen ließ. Nach 90,6 Ringen im Finale konnte er mit insgesamt 653,6 Ringen Platz sieben auch nach Abschluss des Wettkampfes behaupten.

An der Spitze sah es lange Zeit nach einem sicheren Sieg des nach dem Vorkampf führenden Zhongzai Lin (China) aus. Er hatte vor dem ersten Finalschuss mit 570 Ringen drei Zähler Vorsprung auf seine Verfolger Michail Nestrujew (Russland) und Zongliang Tan (China).

Der Vorsprung des Chinesen schmolz in dieser Endrunde jedoch dahin und am Ende konnte er froh sein, dass er mit insgesamt 666,8 Ringen noch exakt einen Ring Differenz zu Alexander Danilov (Israel) hatte, der als Fünftplatzierter in dieses Finale ging und nach dem besten Endrundenergebnis von 100,8 Ringen mit 665,8 Ringen sich auf Platz zwei vorkämpfte.

Michail Nestrujew (Foto Mitte), der nach dem Finale vom Internationalen Sportjournalistenverband für seinen Sieg bei der Wahl zum „Weltschützen des Jahres 2004“ geehrt wurde, kam mit 665,2 Ringen auf den dritten Rang.

Frank Seeger (Wolfsburg) belegte mit 548 Ringen Platz 45 und Patrick Lengerer (Lichtenstein) wurde mit 545 Ringen auf Platz 52 notiert.

Die beiden deutschen Gewehrschützen, die sich für den heutigen Vorkampf im Liegendwettbewerb des Kleinkalibers qualifizieren konnten, erreichten bei schwierigen Wettkampfbedingungen – laufend wechselnde Winde machten den Schützen schwer zu schaffen – nicht die Finalrunde. Maik Eckhardt (Dortmund) kam mit insgesamt 591 Ringen auf Platz 22 und für Claus Hildebrandt (Brigachtal) bedeuteten 584 Ringe den 56. Platz.

Bundestrainer Claus-Dieter Roth nach Ende des Wettkampfs: „Für Maik Eckhardt sah es bis zur letzten Serie gut aus, denn er lag auf Finalkurs, doch die 97 Ringe in der Abschlussrunde brachen ihm letztendlich das Genick. Für Claus Hildebrandt war es ein Wettkampf zum Lernen. Was er kann, hat er deutlich in Korea beim Weltcup in Changwon gezeigt. Er ist für mich ein Mann der Zukunft.“

Der dritte deutsche Teilnehmer in dieser Disziplin, Christian Bauer (Dornstadt), scheiterte bereits gestern in der Elimination am Cut. Nach äußerst spannendem Kampf um den Sieg und um den damit verbundenen Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2008 in Peking, gewann mit dem letzten Schuss Sergei Martynov (Weißrussland) diesen Wettbewerb mit 700,5 Ringen vor Mario Knögler (Österreich), der lange Zeit geführt hatte und im Abschlussdurchgang den Sieg verspielte. Er erzielte 700,1 Ringe und verlor nach dem Weltcup in Fort Benning zum zweiten Mal Sieg und Quotenplatz auf der Zielgeraden. Thomas Tamas (USA) wurde mit 698,9 Ringen Dritter.

Die kompletten Ergebnisse der bisherigen Wettbewerbe beim Weltcup in Garching-Hochbrück finden Sie hier.