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Interview Josef Beckmann: „Die Weichen sind gestellt!“

29.11.2022 13:41

Am 18./19. November fand das Armbrust-Weltcupfinale in München statt. Mit dabei – wie in den vergangenen Jahrzehnten – war natürlich auch Josef Beckmann. Doch es war die letzte offizielle Veranstaltung des DSB-Bundesreferenten Armbrust, Beckmann übergibt den Stab an Rainer Lützenkirchen. Wie Beckmann das Weltcupfinale sah, wie er auf seine Zeit zurückblickt und wie er zukünftig den Armbrustsport sieht, verrät er im Interview.

Foto: BSSB / Trägt den Armbrustsport im Herzen: Josef Beckmann.
Foto: BSSB / Trägt den Armbrustsport im Herzen: Josef Beckmann.

Sie waren beim Weltcupfinale in München im Einsatz. Wie lief die Veranstaltung aus ihrer Sicht?
Beckmann: „Aus meiner Sicht gut. Es hat alles geklappt, so, wie wir das geplant haben.“ 

Es war ihr letzter offizieller Einsatz als Bundesreferent. Wie ist die Gefühlslage bei Ihnen, nach 40 Jahren im Dienst des DSB?
Beckmann: „Entspannt! Es war ja alles geplant, kam nicht überraschend und ich konnte mich darauf vorbereiten. Die Weichen sind mit neuen Mitarbeitern gestellt, die das Ganze übernehmen werden.“ 

Ist denn eine kleine Träne im Knopfloch?
Beckmann: „Ich habe ja noch ein paar andere Nebenjobs: In Bayern bin ich nebenbei noch Landesreferent, und für den DSB bin ich bis 2025 in der technischen Kommission Match des Weltverbandes IAU und dort zudem noch Finanzchef.“ 

Im Kinderwagen!

Josef Beckmann auf die Frage, wie er zum Armbrustsport gekommen ist

Erklären Sie die Faszination des Armbrust-Schießens und wie Sie dazu gekommen sind?
Beckmann: „Im Kinderwagen! Mein Großvater ist vor ca. 100 Jahren zur Armbrust gekommen im örtlichen Verein. Das wurde über die Generationen weitervererbt. Damals war es eher ein gesellschaftliches Ereignis, in den 50-er/60-er Jahren hat es sich langsam als Sport entwickelt. Das internationale Geschäft ging erst Anfang der 50-er Jahre los, 1951 gab es den ersten Dreiländerkampf Österreich, Schweiz und Deutschland in München.“

Was fasziniert Sie an dem Sport?
Beckmann: „Das Familiäre bei der Armbrust. Mann/Frau kennt sich über Jahre und wird gemeinsam alt. Ich hoffe, ich konnte die eine oder andere Stellschraube zur positiven Entwicklung des Sports verändern.“ 

Was waren die schönsten Momente?
Beckmann: „Es war alles zu seiner Zeit schön. Die Entwicklung ging immer weiter. 1951 bei diesem ersten Dreiländerkampf – nebenbei war das Oktoberfest – die Schweizer schossen nur 30m kniend, Deutschland nur stehend 35m, Österreich stehend nur 14m. Das war die Ausgangsbasis. Daraus haben sich einige Männer zusammengetan und ein einheitliches Regelwerk gegründet. 1956 wurde die IAU in Landshut (BY) gegründet, 1958 gab es die erste Europameisterschaft in Belgien und 1979 die erste Weltmeisterschaft in Österreich - und so ging es immer weiter. Und ich konnte ein wenig zur Entwicklung beitragen.“  

Haben Sie selber auch geschossen? Und wie gut waren Sie?
Beckmann: „Ab und zu habe ich mal etwas getroffen. Ich war nicht der Spitzenschütze, 1972 habe ich mich erstmals für die DM Armbrust national qualifiziert. Im Laufe der Jahre habe ich einige Personen (Karl-Heinz Weber, Harald von Donop, Alfred Bertl, Friedrich Öllbrunner) kennengelernt, die mich dann in diese Managementschiene mitgenommen haben. Parallel dazu habe ich dann mit dem Wettkampfschießen aufgehört.“

Insgesamt geht es sehr familiär zu, man freut sich, wenn der andere trifft!

Josef Beckmann über das faire Miteinander im Armbrustsport

Was macht die Attraktivität aus?
Beckmann: „Es gibt drei Bereiche. Zum einen die Feldarmbrust, dann den Match-Teil über 10 und 30 Meter und Armbrust national, in dem es seit 1935 Deutsche Meisterschaften gibt. Aus letzterem Bereich komme ich, eine rein deutsche Geschichte mit Priorität auf Bayern. Insgesamt geht es sehr familiär zu, man freut sich auch über die Erfolge der anderen.“ 

Was wird Ihnen fehlen bzw. was hat Ihnen die ehrenamtliche Tätigkeit gegeben?
Beckmann: „Spaß, Freude, mit Leuten zusammenzukommen, zwischendurch einmal zu ratschen oder mal eine Brotzeit zu machen. Ich konnte jungen Menschen den Weg aufzeigen und die Tür aufmachen, aber durchgehen müssen sie selbst. Und wenn dann etwas später ein WM-Titel oder eine WM-Medaille herausspringt, dann hat sich der Aufwand rentiert.“ 

Ihr Nachfolger steht mit Rainer Lützenkirchen fest. Welchen Rat können Sie ihm geben?
Beckmann: „Keinen! Jeder hat seine Meinung, seinen Stil und seine Philosophie. Ich kenne ihn seit über 20 Jahren, er ist kompetent, kennt alle Seiten. Einmal als Wettkampfschütze, er war bei zwei Weltmeisterschaften dabei und weiß, wie es vorne beim Schützen zugeht. Und in den letzten Jahren habe ich ihn im Betreuerteam dabeigehabt, sodass er auch weiß, wie es hinten ausschaut.“ 

Wie sehen Sie die Perspektive des Armbrustsports national und international?
Beckmann: „Große Probleme haben wir auf 30m stehend und kniend. Vor allem von den Schießständen her, da die Vereine massiv ihre Kleinkaliberstände auf Elektronik umrüsten. Wenn es in dem Verein keine Person gibt, die sagt, wir heben zwei, drei Stände auf – dann ist das Thema Armbrust gestorben. Im Druckluftbereich ist es analog, aber nicht so extrem. Ein Paradebeispiel, wie es laufen kann, ist Der Bund München – dort, wo das Weltcupfinale stattfand: Die haben mit Norbert Ettner als Kopf eine sehr engagierte Armbrustabteilung und 16 Armbruststände, trotz der Elektronik. Diese Problematik gibt es aber nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz. Das zweite Problem sind die Kosten, eine 30m-Armbrust kostet 5.000 bis 6.000 Euro.“ 

Wenn die Familie nicht mitmacht, geht es nicht!

Josef Beckmann dankt seiner Frau Ilse für die Unterstützung

Ihre Frau hat das Ganze auch mitgemacht bzw. mittgetragen…
Beckmann: „Wenn die Familie nicht mitmacht, geht es nicht! Meine Frau ist ausgebildete Kampfrichterin und macht bei den Bayerischen und den Deutschen Meisterschaften schon über 25 Jahren in der Auswertung mit. Sie weiß, worum es geht und ihr Lieblingsthema ist es, internationale Einsätze bei Welt- und Europameisterschaften, Länderkämpfe zu organisieren. Das Logistische im Hintergrund, Hotel, Zimmerbelegung, Verpflegung, Akkreditierung usw. hat sie ganz allein abgearbeitet, zudem war sie die weibliche Bezugsperson in der Mannschaft. Das hat hervorragend geklappt, und ich bin meiner Frau Ilse sehr dankbar dafür. Die Erfolge der letzten Jahre sind auch darauf zurückzuführen, denn wenn die Stimmung im Team passt, kommt das andere von alleine, vor allem die Erfolge.“

Wird man Sie dennoch weiter bei Veranstaltungen sehen oder genießen Sie nun ihr Armbrust freies Leben in vollen Zügen?
Beckmann: „Ich muss nicht mehr hin, ich darf kommen und mich umschauen und in Ruhe einen Kaffee trinken und das Ganze genießen.“

Ein Schlusswort von Ihnen?
Beckmann: "Ich danke allen Mitarbeitern für ihr Engagement in all den Jahren. Denn nur gemeinsam konnten wir die Armbrust weiterentwickeln".

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