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Invictus Games: Ehrgeiz, Tränen, Freundschaft – eine Bilanz

27.04.2022 16:19

Emotionsgeladen und facettenreich waren die Invictus Games in Den Haag. Unvergessliche Momente, neue Freundschaften und das Gefühl, mit seinem Schicksal nicht allein zu sein, prägten die Spiele für alle Beteiligten. Sportlich feuerten sich die Frauen und Männer gegenseitig zu persönlichen Bestleistungen an. Auch im deutschen Team ist man glücklich und vor allem überwältigt. Und das nächste Mal empfängt Düsseldorf die Teilnehmenden bei den Invictus Games 2023.

Foto: Bundeswehr/Thorsten Schneider 2022 / Keine Medaille für die Bogenschützen, aber die individuellen Ziele wurden nahezu alle erreicht.
Foto: Bundeswehr/Thorsten Schneider 2022 / Keine Medaille für die Bogenschützen, aber die individuellen Ziele wurden nahezu alle erreicht.

„Es war überragend“, bilanziert Naef Adebahr. Er gehört zur Gruppe Sporttherapie der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf und betreut die Mannschaft der Versehrtensportler als Truppenpsychologiefeldwebel. Vor allem die Bogenschützen seien ein „phänomenales Team“ gewesen. „Der Zusammenhalt war und ist einfach super. Auch bei den anderen Disziplinen.“

Anfangs sei die Anspannung im Team noch hoch gewesen. Und dann mit jedem bestrittenen Wettkampf gesunken, berichtet Adebahr und lobt die gegenseitige Unterstützung der Teilnehmenden: „Ich bin sehr stolz auf unsere Athleten. Und ich hoffe, dass sie den Invictus-Spirit weitergeben können.“

Auch in sportlicher Sicht seien die Spiele erfolgreich gewesen für die deutsche Mannschaft. Zwar stehen Siege und Medaillen bei den Invictus Games, den Weltspielen für versehrte Soldaten und Soldatinnen, nicht im Fokus. Aber jeder hatte persönliche Ziele, die er erreichen wollte. „Die individuellen Ziele wurden nahezu alle erreicht“, so Adebahr. Teilweise sogar übertroffen. So holte Alex Gold im Diskuswerfen.

Zudem gab es noch weitere Finaleinzüge, im Schwimmen beispielsweise. Auch Trainer Kai Luge bewertet die Spiele als „vollen Erfolg“. „Die zweieinhalb Jahre Warten haben sich gelohnt.“ Diese Bewertung mache er aber nicht an den Platzierungen fest, „sondern an den vielen schönen Momenten“. 

Bogenschießen ohne eigenen Bogen

Die deutschen Bogenschützen nahmen die schwierigen Bedingungen in Den Haag sehr gut an. Besonders herausfordernd war, dass die Athleten, die in der Novizen-Kategorie antraten, einen vom Veranstalter gestellten Bogen benutzen mussten und somit nicht ihr gewohntes Material nutzen konnten. Hinzu kam die Wettkampfsituation, die ebenfalls für die meisten Athleten neu war. Alle Schützen waren mit Ihren Ergebnissen zufrieden, wohlgleich es bei den meisten nicht für die Endrunde im Einzelschießen reichte. Ein Athlet konnte die Hürde Qualifikation nehmen und tratt im Achtelfinale gegen einen ukrainischen Schützen an. Leider unterlag der deutsche Athlet in einem sehr spannendem Eins gegen Eins schießen und schied somit aus der Endrunde aus. Ergänzend dazu trat ein deutsches Team zum Teamwettkampf Bogenschießen an. Dabei ging es im Viertelfinale gegen Großbritannien. Hierbei unterlag das deutsche Team knapp und schied aus dem Wettbewerb aus. Unterm Strich war es für alle deutschen Athleten ein ereignisreicher und gewinnbringender Wettkampftag.

Bewegende Momente

Davon gab es zahlreiche. Ein Ruderer war nach dem Wettkampf so erschöpft, dass er nicht mehr aufstehen konnte. Ein anderer Athlet trug ihn dann aus der Halle. Wer bereits ausgeschieden war, feuerte seine Teamkollegen und auch alle anderen an. Konkurrenzdenken gab es nicht. Auch am Rande der Spiele erlebte jeder seine persönlichen Invictus-Momente, die wohl unvergessen bleiben. Es gab Heiratsanträge, die live auf den Leinwänden übertragen wurden. Alle haben Ja gesagt.

Ein niederländischer Athlet konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an den Spielen teilnehmen. Er wurde im Krankenbett in den Zuiderpark und auf die Spielfelder zu seiner Mannschaft geschoben, wo seine Kameradinnen und Kameraden Spalier standen, um ihn zu empfangen. Weinend lagen sich die Frauen und Männer später in den Armen.

Überwältigt von der Wertschätzung

Es waren Szenen, die die Herzen erwärmten und zeigten, was die Invictus Games ausmacht. „Aus Erzählungen wusste ich bereits, dass es sehr emotional wird. Aber wenn man dann hier ist und sieht, wie jeder Einzelne kämpft, dann ist es doch überwältigend“, so Luge.  So sei es auch den Angehörigen ergangen, berichtet Kai Cziesla, der die Familien und Freunde der deutschen Athleten betreute. Alle seien positiv überrascht gewesen von der gesamten Veranstaltung. Ein Punkt steche besonders heraus: „Sie waren von Anfang alle überwältigt von der positiven Energie und vor allem von der Wertschätzung, die die Athletinnen und Athleten hier erfahren.“

Nun richtet sich der Blick nach Düsseldorf, wo 2023 die nächsten Invictus Games ausgetragen werden. Die Invictus-Flagge kam bereits am Montag, 25. April, am Rhein an. Teamkapitän Vocko brachte sie gemeinsam mit Teamkameraden per Rad von Den Haag nach Düsseldorf.

(www.bundeswehr.de / Amina Vieth)

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