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ISSF: Neue Formate und Regeln für olympische Disziplinen

06.12.2021 15:06

Kurz vor Weihnachten hat die ISSF den olympischen Sportschützen neue Wettkampfformate und -regeln beschert. Diese gelten ab dem 1. Januar 2022 und sollten – kleinere Anpassungen könnten noch erfolgen – auch für die Olympischen Spiele in Paris 2024 Gültigkeit haben.

Foto: DSB / Demnächst reicht Christian Reitz und den Schnellfeuerpistolen-Schützen Platz acht in der Qualifikation, um in das Halbfinale einzuziehen.
Foto: DSB / Demnächst reicht Christian Reitz und den Schnellfeuerpistolen-Schützen Platz acht in der Qualifikation, um in das Halbfinale einzuziehen.

Die größte offensichtliche Neuerung ist, dass in allen Einzel-Wettbewerben nun die besten acht Athleten der Qualifikation in das Halbfinale einziehen und um die Medaillen kämpfen. In den Disziplinen Skeet, Trap und Schnellfeuerpistole waren bis dato nur sechs Athleten für das Finale zugelassen. Nach der Qualifikation folgen stets zwei Halbfinals mit jeweils vier Schützen (Ausnahme KK-Gewehr mit allen acht Athleten).

Mit dem KK-Gewehr gibt es eine weitere gravierende Änderung: Die Qualifikation wird nur noch im 3x20-Modus geschossen, d.h. in den drei Stellungen kniend, liegend und stehend werden jeweils nur noch 20 Schuss (vormals 40) abgegeben.

In den Goldmatches in den Druckluft-Disziplinen sowie mit Sport- und Schnellfeuerpistole werden für jeden Schuss Punkte vergeben – der Finalist, der zuerst 16 Punkte erzielt, gewinnt die Goldmedaille.

Foto: Eckhard Frerichs / Jolyn Beer gibt im KK-Dreistellungskampf demnächst nur noch 3x20-Schüsse ab.
Foto: Eckhard Frerichs / Jolyn Beer gibt im KK-Dreistellungskampf demnächst nur noch 3x20-Schüsse ab.

Es sind noch viele Regelunklarheiten enthalten, die im Laufe der kommenden Wettkämpfe geklärt werden müssen!

DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann zu den Regeländerungen der ISSF

DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann meint: „Es sind noch viele Regelunklarheiten enthalten, die im Laufe der kommenden Wettkämpfe geklärt werden müssen. Nachvollziehbar ist der Ansatz, alle Finals ähnlich zu gestalten, entscheidend ist aber, dass die Kooperation und Schnittstelle zu den Medien verbessert wird, damit unsere Disziplinen verständlich und attraktiv transportiert werden.“

Die neuen Regularien „grob“ zusammengefasst (Gefettet sind die gravierendsten Neuerungen, die kompletten Regeln auf der ISSF-Seite in englisch (s. Link unten)

Skeet & Trap Einzel: Acht Athleten qualifizieren sich für zwei Halbfinals (vormals zogen sechs Sportler ins Finale); nach 20 Scheiben (10 Doppelscheiben) scheidet der Letzte aus, nach zehn weiteren (5 Doppel) der nächste. Anschließend folgt ein Finale mit vier Athleten nach gleichem Muster; Gold wird nach zehn weiteren Scheiben (5 Doppel) entschieden (=40 Scheiben insgesamt). Das Match wird per „Golden hit“ beendet, wenn mathematisch klar ist, dass der Sieger feststeht.

Skeet & Trap Team: Ein Team besteht aus drei Schützen einer Nation. Jeder Athlet schießt 75 Scheiben (=225 insgesamt). Die besten vier Teams ziehen in das Medaillenmatch ein; 1 und 2 ins Goldmatch, 3 und 4 ins Bronzematch. Skeet: Im Medaillenmatch werden maximal 20 Scheiben von jedem Athleten geschossen, nach jeder Station (=12 Scheiben pro Team) wird gewertet: 2:0 oder 1:1, das Team, das zuerst 6 Punkte holt, gewinnt das Match. Trap: Im Medaillenmatch werden maximal 25 Scheiben von jedem Athlet geschossen, nach jeder Serie (=15 Scheiben pro Team) wird gewertet: 2:0 oder 1:1, das Team, das zuerst 6 Punkte holt, gewinnt das Match.

Luftgewehr & Luftpistole: 60-Schuss Qualifikation wie bisher (Dezimalwertung Luftgewehr, ganze Ringe Luftpistole). Die besten acht Schützen qualifizieren sich für zwei Halbfinals (1, 3, 5, 7 und 2, 4, 6, 8). Jeder Athlet gibt zehn Schüsse ab, nach jedem Schuss gibt es eine Bewertung mit 4, 3, 2 und 1 Punkt. Der Letzte scheidet aus, danach folgt das gleiche Prozedere mit fünf Schuss (und der Wertung 3, 2, 1). Danach scheidet der schlechteste Schütze aus, die Sieger ziehen in das Medaillen-Finale. Gleiches Prozedere mit zehn bzw. fünf Schuss, danach starten die beiden Finalisten bei Null und machen nun Einzelschüsse. Wertung: 2 Punkte für den Sieger, 0 Punkte für den Verlierer, Unentschieden 1 Punkt. Wer zuerst 16 Zähler hat, ist der Sieger.

Druckluft Mixed: Qualifikation: Jedes Teammitglied 30 Schuss = 60 Schuss. Die acht besten Teams starten in zwei Halbfinals. Jedes Teammitglied macht fünf Einzelschüsse (=10 Schuss), Bewertung wie im Einzel: 4, 3, 2, 1 pro Durchgang! Das schlechteste Team scheidet danach aus. Danach wieder fünf Einzelschüsse (=10 Schuss), der Dritte scheidet aus, danach wieder fünf Einzelschüsse (= 10 Schuss), die Sieger ziehen in das Goldfinale, die Verlierer erhalten die Bronzemedaille. Goldmedaillen-Match: Einzelschüsse (=2 pro Team) und Bewertung mit 2:0 oder 1:1. Das Team mit 16 Punkten gewinnt.

Schnellfeuerpistole: Qualifikation wie gehabt. Die besten acht Schützen ziehen ins Halbfinale ein (1, 3, 5, 7 usw.). Vier Serien à 4 Sekunden (zwei Athleten schießen zeitgleich), danach scheidet der Letzte aus. Danach eine weitere Serie und der Dritte scheidet aus. Die beiden Sieger ziehen in das Finale ein. Medaillenmatch: Alle schießen nacheinander, Vier Serien à 4 Sekunden, der Letzte scheidet aus, nach einer weiteren Serie steht der Bronzegewinner fest. Die beiden Finalisten starten bei Null, es gewinnt der, der zuerst 16 Hits hat.

Sportpistole: Qualifikation wie gehabt. Die besten acht Schützinnen ziehen ins Halbfinale ein (1, 3, 5, 7 usw.). Vier Serien im Duellmodus, danach scheidet die Letzte aus; danach eine weitere Serie und die Dritte scheidet aus; die beiden Sieger ziehen in das Finale ein. Medaillenmatch: Alle schießen gleichzeitig, vier Serien, die Letzte scheidet aus; nach einer weiteren Serie steht die Bronzegewinnerin fest. Die beiden Finalistinnen starten bei Null, es gewinnt die, die zuerst 16 Hits hat.

KK 3x20: Qualifikation mit 60 Schuss (3x20) in 90 Minuten, Top 8 ziehen ins Halbfinale ein – jeweils zwei Fünferserie in jeder Position (200 Sekunden kniend, 150 Sekunden liegend, 250 Sekunden stehend). Nach jeder Fünferserie gibt es Punkte von 8 bis 1. Am Ende ziehen die besten vier Schützen in das Medaillenmatch. Start bei Null, nur Stehend-Anschlag: Vier Serien à zwei Schuss (2 Schuss in 100 Sekunden), jeweils nach zwei Schuss Punktevergabe 4 bis 1. Nach Vier Serien stehen Platz vier und drei fest, die beiden Verbliebenen starten bei Null. Einzelschüsse (50 Sekunden) mit Punktevergabe 2:0 oder 1:1, Sieger ist der mit 16 Punkten.

 

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