Weltmeisterschaften
Jens Pieper hält Olympiahoffnungen hoch
Durch das Erreichen der dritten Runde im Einzelwettbewerb hat Jens Pieper (Braunschweig/Foto) die deutschen Olympiahoffnungen bei den 44. Weltmeisterschaften der Bogenschützen in Leipzig erhalten. Im Sechzehntelfinale war der amtierende Europameister Magnus Petersson (Schweden) bei der 107:112-Niederlage diesmal eine Hürde zu hoch.
Zuvor zeigte der 39-jährige Diplomingenieur aus Braunschweig zwei sehr stabile Leistungen. Mit 109:97 besiegte er Michal Hodac (Tschechische Republik) deutlich, wobei der Niedersachse schon nach den ersten sechs Pfeilen mit 53:51 in Führung lag.
In der zweiten Runde der Direktausscheidung der besten 128 Schützen, die mit dem olympischen Recurvebogen heute die Einzelausscheidung bestritten, hatte sich Jens Pieper mit Rafal Dobrowolski (Polen) auseinander zu setzen.
Nach der ersten Passe sah es noch deutlicher aus, als beim Erstrundenmatch, denn Jens Pieper hatte beim 55:51 einen komfortablen Vorsprung von vier Ringen, den er im zweiten Abschnitt der Begegnung noch bitter nötig brauchte, denn der Pole kam immer näher heran und am Ende musste die deutsche Kolonie noch gewaltig zittern, ehe der knappe 107:106-Sieg sicher war.
Gegen den Europameister – Magnus Petersson schlug im Finale von Athen 2006 Michael Frankenberg (Hagen a.T.W.) – hielt sich Jens Pieper in der ersten Passe zwar sehr tapfer, musste aber im letzten Schuss wegen einer Sieben den Schweden zur Halbzeit des Matches mit zwei Ringen ziehen lassen.
Nach einer Acht und zwei Zehnern keimte noch einmal Hoffnung im deutschen Lager auf, doch der Skandinavier machte mit vier Zehnern zum Ende dieser zweiten Passe alles klar und gewann mit 112:107. Durch diese gute Platzierung kann sich das Minimalziel eines olympischen Quotenplatzes erfüllen. Abhängig ist dies von der morgigen Mannschaftsentscheidung, wo es dann darum geht, welche Teams unter die besten Acht der Welt kommen und damit die Olympiatickets erhalten. Aus den restlichen Schützen wird das Olympiafeld aufgefüllt und daher ist eine vordere Platzierung für den Deutschen Schützenbund so wichtig.
„Mit meiner Leistung bin ich mehr als zufrieden“, so Jens Pieper nach dem Wettkampf, „ich habe persönliche Bestleistung in der Qualifikation geschossen, habe in der Direktausscheidung zwei Runden überstanden und musste dann gegen den Europameister, der sich dazu heute noch sehr stark präsentierte. Markus hat 112 Ringe geschossen, damit darf man gerne gewinnen.
Ich habe mein Ziel erreicht, indem ich mit meiner Platzierung wohl einen Quotenplatz für Peking gewonnen habe. Es wäre der dritte Anlauf für mich nach 1988 und 1992, wo ich die Qualifikation knapp verpasst habe und daraufhin werde ich jetzt weiter arbeiten. Schade nur, dass wir mit der Mannschaft ausgeschieden sind, das wäre das Tüpfelchen auf dem I gewesen, wenn wir unter die besten Acht der Welt gekommen wären.“
Auch Florian Floto (Braunschweig/Foto), der zweite deutsche Schütze im Einzelwettbewerb hat heute Nachmittag auf keinen Fall enttäuscht und seine gute Form aus der Qualifikation bestätigt.
Der junge Niedersachse überstand sein Auftaktmatch gegen Dennis Bager (Dänemark) mit 104:100 und traf in Runde zwei auf den erfahrenen und international erfolgreichen Victor Wunderle (USA). Der Amerikaner hat bei den Olympischen Spielen 2000 in sydney Silber gewonnen und war mit dem US-Team vier Jahre vorher – 1996 in Atlanta – sogar Olympiasieger.
Ohne jegliche Nervösität ging Florian Floto in diese Partie und nach der ersten Passe hatte er zwar einen 56:57-Rückstand aufzuholen, doch war die Begegnung bei optimalen Witterungsverhältnissen längst nicht entschieden.
Drei Achter in der zweiten Passe jedoch brachten den Amerikaner auf die Siegerstraße. Victor Wunderle gewann am Ende mit 111:109, aber dieses Ergebnis erhält auch Florian Floto die kleine Chance, durch seine gute Platzierung eventuell noch einen Quotenplatz zu gewinnen. Auch hier hängt alles von der morgigen Mannschaftsentscheidung ab, die das deutsche Team durch seinen 25. Platz in der Qualifikation verpasste.
Florian Floto auf seine Leistung angesprochen: „Ich bin mit meinem Auftritt hier bei der WM zufrieden. Ich wollte zwar ein Match mehr gewinnen, um den Quotenplatz für Peking zu gewinnen, docvh jetzt kann ich hoffen, mit dem 34. Rang noch unter denen zu sein, die von der FITA mit dem Olympiaticket belohnt werden.
Das Wetter war heute sehr gut, die wenigen Böen haben zwar ein wenig irritiert, aber wirklich gestört hat mich das alles nicht. Gerade bei großen Namen – und Victor Wunderle ist ja einer der Großen im Bogensport – werde ich eher locker, als das es mich belastet.“
Bundestrainer Martin Frederick konnte heute schon ein Fazit unter die WM ziehen, da in den Mannschaftsentscheidungen morgen und im Einzel keine deutschen Teilnehmer mehr vertreten sind: „Klar, wir haben in Leipzig eine große Chance vertan. Hier werden die meisten Quotenplätze vergeben und wir können mit dem einen, fest erreichten Platz nicht zufrieden sein.“
DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann bestätigte, dass in Peking deutsche Bogenschützen an den Start gehen werden: „Wir haben unseren Nominierungsweg dem Deutschen Olympischen Sportbund eingereicht und er ist bestätigt worden. Das heißt, dass alle Quotenplätze, die wir gewinnen, auch besetzt werden können, denn die spezifischen Einzelheiten des Bogenschießens, wie zum Beispiel das KO-System in der Elimination, sind berücksichtigt.“
Im Halbfinale am kommenden Sonntag stehen sich bei den Herren Baljinima Tsirempilow (Russland) und Simon Terry (Großbritannien) sowie Alan Wills (Großbritannien) und Dong Hyun Im (Südkorea) gegenüber.
Alle bisherigen Ergebnisse der 44. Weltmeisterschaften im Bogenschießen in Leipzig finden Sie hier.