International

Karsten Bindrich Weltmeister im Trap 2003

14.09.2003 00:00

Nach der zehnten Stechscheibe sank Karsten Bindrich (Eußenhausen/Foto) auf den Boden und war in diesem Augenblick Weltmeister im Trap. Sein Gegner in diesem Duell, der Olympiadritte von Sydney, Giovanni Pellielo (Italien), hatte kurz vorher die Scheibe verfehlt und der Thüringer traf anschließend - das war die Goldmedaille und der insgesamt 19. olympische Quotenplatz für den Deutschen Schützenbund.

 

In einem äußerst spannenden Finale, in das der Deutsche und sein langjähriger Gegner aus Italien mit 124 Treffern als Führende gegangen waren, zeigten die Schützen allerhöchstes Niveau. Die beiden russischen Finalteilnehmer, Alexej Alipow und Maxim Kossarew, schossen in der Endrunde als einzige mit 25 Treffern einen optimalen Durchgang.

Karsten Bindrich erwischte es bei der achten Scheibe. Er musste vorher seine Flinte nochmals absetzen und verfehlte anschließend das Ziel. Giovanni Pellielo war zu diesem Zeitpunkt Favorit auf den Titel, doch der Weltmeister von 1998 blieb auch nicht ungeschoren, denn für ihn wurde die fünfzehnte Scheibe zum Verhängnis. Da Alipow mit 123 Treffern nach dem Vorkampf nur einen Treffer hinter den beiden Führenden lag, musste ein Dreier-Stechen die Medaillen entscheiden.

Der Russe (Foto rechts) scheiterte gleich bei der zweiten Scheibe und gewann damit die Bronzemedaille. Pellielo (Foto links), der vorlegen musste, und Karsten Bindrich trotzten dem böigen Wind und machten es für die Zuschauer dramatisch. Der zehnte Durchgang brachte dann die Entscheidung für Karsten Bindrich (Foto Mitte), der damit nach Jörg Damme, der den Titel 1990 gewinnen konnte, das Weltmeisterschafts-Gold wieder nach Deutschland holt.

„Es war ganz wichtig, dass bei Beendigung des Finales fest stand, dass Karsten einen Quotenplatz geholt hatte. Das war für ihn ein ganz entscheidender Moment. Dadurch war, bei aller Dramatik, doch der Druck ein bißchen genommen und er konnte gegenüber Alipow und Pellielo befreiter agieren. Seine sportliche Technik, sein zügiges Annehmen und sein sauberes Ziehen haben sich heute endlich durchgesetzt, nachdem er so oft ganz weit vorne mit dabei war. Schon letzte Woche in Lonato hatte sich seine hervorragende Verfassung angedeutet und heute hat es geklappt," so ein strahlender Bundestrainer Wilhelm Metelmann, der seinem Schützling glücklich umarmte (Foto).

Der neue Weltmeister war nach dem Finale kaum ansprechbar. Freudentränen rollten über sein Gesicht, als er die Gratulationscour der Mannschaft und der vielen ausländischen Schützen entgegen nahm.

Karsten Bindrich ließ nach den 74 Treffern in den drei Vorkampfrunden heute morgen zunächst wieder eine „volle“ Serie von 25 Treffern folgen, was sein Selbstbewusstsein sicherlich enorm erhöhte und mit bestechender Ruhe folgten dann weitere 25 Treffer in der letzten Vorkampfserie. Mit insgesamt 124 Treffern ging Karsten Bindrich (Eußenhausen) zusammen mit Giovanni Pellielo (Italien) nach dem Vorkampf als Führender in das Finale.

Olaf Kirchstein, der nach dem gestrigen Tag mit 73 Treffern ebenfalls gute Finalchancen besaß, fiel heute durch eine 22-er und eine 23-er Serie aus der Spitzengruppe zurück und wurde im Gesamtklassement mit 118 Treffern 22., während der erst 22-jährige Stefan Rüttgeroth (Gieboldehausen), der mit 69 Zählern gestern auf Rang 49 lag, mit zwei Mal 23 Treffer seinen Rang im Mittelfeld bestätigte und am Ende mit 115 Treffern 57. wurde.

Den Mannschaftswettbewerb gewann Russland mit 361 getroffenen Scheiben vor den treffergleichen Teams aus Italien und der Slowakei, die beide auf 358 Scheiben kamen. Die Italiener hatten jedoch mit 71:70 die bessere letzte Serie. Deutschland verpasste mit 357 Ringen nur ganz knapp den Schritt auf das Medaillentreppchen und wurde Vierter.

Neuer Weltmeister der Trap-Junioren wurde Erminio Frasca (Italien) mit 121 Treffern vor Joao Azevedo (Portugal) und Carl Exton (Großbritannien), die beide mit 118 Treffern in ein Stechen musste, dass der Portugiese mit 4:3 für sich entscheiden konnte.

Marc Pöhlitz (Wandlitz) wurde mit 116 Treffern guter Neunter, Sebastian Weiß (Kühlungsborn) belegte mit 107 Treffern Rang 33 und Stefan Werner (Gräfentonna) wurde 40. mit 101 Treffern. Im Mannschaftswettbewerb Trap belegten die deutschen Junioren mit insgesamt 324 Treffer Rang sieben. Italien holte sich das Gold in dieser Disziplin mit 351 Zählern vor Großbritannien, das mit 343 Treffer Silber gewann, die Bronzemedaille geht an die USA mit 341 Treffern.

Mark Kometer (Suhl/Foto links) gewann nach seinen 118 Treffern im Skeetwettbewerb der Junioren das Shoot-off um die Bronzemedaille. Seine Konkurrenten waren Adam Knecht (USA) und Ales Hutar (Tschechische Republik), die beide nach den fünf Serien ebenfalls 118 Treffer auf ihrem Konto hatten.

Es war eine spannende Entscheidung, in der zunächst der Tscheche bei der dritten Doublette patzte und die Scheibe ziehen lassen musste. Nun waren es also nur noch Adam Knecht und Mark Kometer, die sich um Bronze streiten musste. Der junge Deutsche schoss als jeweils Erster in diesem Stechen abermals zwei Doubletten fehlerfrei, während Knecht bei der zweiten Doublette die Scheibe aus dem Hochhaus verfehlte. Mit einem lauten Jubelschrei warf Mark Kometer die Arme in die Höhe und wurde überglücklich von seinen Mannschaftskollegen und dem deutschen Team zur Bronzemedaille beglückwünscht.

„Es hat besonders Spaß gemacht, zwei Freunde, die ich schon lange kenne und die sich mit mir oft um die vorderen Plätze streiten, heute hier zu besiegen, denn in so einem Stechen hört für Augenblicke die Freundschaft auf,“ so der glückliche Mark Kometer nach dem Wettkampf.

Anthony Terras (Frankreich) musste gegen Valerio Andreoni (Italien) in das Stechen um den Weltmeistertitel. Nachdem beide mit 121 Treffern die Spitzenpositionen belegten, musste auch hier ein Shoot-off die Entscheidung um Gold und Silber bringen. Wie auch beim Duell um Position drei, war die zweite Doublette entscheidend, in der sich der 18-jährige Franzose durchsetzen konnte.

Das Juniorenteam des Deutschen Schützenbundes verpasste im Skeet knapp die Medaillenränge und wurde mit 337 Treffern Vierter. Neuer Weltmeister ist die USA mit 346 Treffern vor Italien, das auf 340 Treffer kam und auf Rang drei die Nachwuchsschützen aus der Tschechischen Republik mit 339 Treffern.

Nachdem er mit 73 Treffern nach drei Vorkampfserien im Skeetwettbewerb ganz vorne mit dabei war, begann Tino Wenzel (Ibbenbüren/Foto rechts) den Tag mit einer 21-er Runde und fiel damit zunächst einmal zurück. „Da war sicherlich die Anspannung ein wenig zu hoch. Tino wusste, dass er, wenn er so weiter schießen würde, ganz nah dran am Finale ist, vielleicht sogar in Quotenplatznähe. Mit solchen Gedanken geht man dann schlafen und wacht wieder damit auf. Das ist eine Frage des Kopfes und Tino hat einfach noch nicht so viel Routine, das dies spurlos an ihm vorbei geht. Er hat heute morgen viel zu schnell und überhastet geschossen, ganz anders als sonst,“ analysierte Bundestrainer Wilhelm Metelmann die vierte Vorkampfserie des 29-jährigen Westfalen.

Nach einer 23-er Serie im letzten Vorkampfdurchgang stand fest, dass Tino Wenzel nicht das Finale der besten Sechs erreichen würde, seine insgesamt 117 Treffer bedeuteten den 35. Platz. Axel Wegner (Machern), der Olympiasieger von Seoul 1988, hatte gleich am ersten Tag Pech mit einer 22-er Serie. Ein Sturm zog über die Anlage rund 10 Kilometer südlich des Stadtzentrums von Nikosia und der böige Wind machte den Wettbewerb zeitweise zum Glücksspiel. Wegner war trotzdem wieder einmal bester DSB-Schütze mit 119 Treffern und Rang 15. Thorsten Hapke (Wedemark) komplettierte das deutsche Trio mit 115 Treffern und dem 56. Platz.

Andrzej Glyda (Polen) gewann das Gold von Nikosia mit 146 Treffern vor Shawn Dulohery (USA) und Di Jin (China). Beide hatten 145 Treffer und der Amerikaner gewann das Stechen mit 14:13. Teamweltmeister wurde Gastgeber Zypern, das wie China und Italien 357 Treffer erzielte, aber die besten letzten Serien hatte.