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„Kein Euro wird unnötig ausgegeben“

24.03.2005 00:00

Neben vielen anderen Themen werden sich die Delegierten des 54. Deutschen Schützentages, der vom 28.-30. April 2005 in Göttingen stattfinden wird, mit dem vom Präsidium gestellten Antrag einer Beitragserhöhung befassen. Mit dem Präsidenten des Deutschen Schützenbundes, Josef Ambacher (Foto), erörterten wir die Gründe für diese Maßnahme.

 

„Herr Ambacher, das Thema Beitragserhöhung ist nicht gerade populär in einem Sportverband und vor allem vor Wahlen wie demnächst beim Deutschen Schützentag in Göttingen zeugt ein solches Ansinnen schon von Mut, denn, wie in der Politik, bescheren viele Funktionäre ihrem Wahlvolk die „Bitteren Pillen“ erst nach dem Votum. Warum gehen Sie mit Ihrem Präsidium den unbequemeren Weg ?“

„Wir gehen diesen Weg, um offen und ehrlich Sachlagen im Deutschen Schützenbund zu schildern, wie sie sich uns derzeit darstellen. Mein Präsidium und ich gehen davon aus, dass unsere Mitglieder verstehen, warum wir den Beitrag äußerst maßvoll erhöhen wollen und wir haben keine Scheu davor, das Warum zu erklären. Dem DSB-Präsidium obliegt gemäß unserer Satzung die Verwaltung des Bundesvermögens. Zu dieser „Fürsorgerpflicht“ gehört auch, die Delegiertenversammlung – durch sie wurde das Präsidium in direkter Wahl u.a. mit der Finanzverwaltung und Weiterentwicklung des DSB betraut – im Rahmen einer strategischen Finanzplanung rechtzeitig auf Entwicklungen hinzuweisen, die die finanzielle Basis und somit auch die Existenz des Verbandes gefährden könnten.

Zwar haben wir in den letzten zwei Jahren eine sehr gute Bilanz ausgewiesen und wir sind ganz allgemein auf einem guten Weg, aber dringend notwendige Investitionen müssen in Angriff genommen werden und dazu benötigen wir die finanziellen Mittel.Vor Jahren hatte ich schon um einen Euro gebeten. Nur die Hälfte wurde mir damals zugestanden, jetzt führen wir die gleiche Diskussion nur leider sehr, sehr spät.“

„Wozu benötigen Sie denn ganz konkret die zusätzlichen Mittel und wie dringend ist der Bedarf dazu ?“

„Es geht um Investitionen in die Zukunft unseres Verbandes und dabei sind zunächst hauptsächlich die Sanierungen zweier für unseren Verband existenziell wichtiger Objekte zu nennen. Die Bestandsicherung des Bundesleistungszentrums in Wiesbaden-Klarenthal ist ein gewichtiger Kostenfaktor. Hier müssen einige dringliche bauliche Maßnahmen durchgeführt werden, die nicht aufgeschoben werden können. Auf dem Wurfscheibenschießstand „Rheinblick“ ist eine Grundsanierung der technischen Ausstattung erforderlich. Zur Zeit ist der Schießbetrieb nur eingeschränkt möglich. Wenn ein Olympiateilnehmer und internationaler Topschütze wie Waldemar Schanz sagt, dass er seit Jahren Angst hat, auf den Bunker über den Wurfmaschinen zu treten, weil er einstürzen könnte, dann können Sie sich ein eindeutiges Bild davon machen, wie es auf einem Schießstand aussieht, der mit zu den wichtigsten Trainingsstätten unserer Wurfscheibenschützen zählt. Neben den schießtechnischen Modernisierungsaufwendungen kommen zwingend notwendige Umweltschutzmaßnahmen auf dem Wurfscheibenstand dazu. Nur dadurch wird es möglich sein, einen wichtigen Standort für die Disziplinen Trap, Doppeltrap und Skeet für nationale und internationale Wettbewerbe in Betrieb zu halten.“

„Sie sprachen von zwei wichtigen Objekten, welches ist die zweite Baustelle im Deutschen Schützenbund ?“

„Neben dem Wurfscheibenstand Rheinblick steht das Bundesleistungszentrum in Wiesbaden-Klarenthal selbst auf der Agenda. Nach über 40 Jahren planen wir eine Rundum-Sanierung um den Lehr- und Trainingsbetrieb aufrecht zu erhalten.“

„Was kosten diese Vorhaben ? Mit welchen Summen muss gerechnet werden ?“

„Wir benötigen rund 790.000 Euro für den Wurfscheibenstand Rheinblick und sicherlich noch einmal die gleiche Summe, wenn nicht mehr, für das Bundesleistungszentrum. Dies sind schon enorme finanzielle Aufwendungen und ich spreche hier von Eigenmitteln des Verbandes. Für alle diese Maßnahmen benötigen wir darüber hinaus unbedingt Zuschüsse der öffentlichen Hand, da die Gesamtkosten allein zu diesen beiden Maßnahmen jeweils im Millionenbereich liegen. In den vergangenen vier Jahren haben wir – um Ihnen einmal eine Größenordnung zu geben - pro anno 1,23 Millionen Euro seitens staatlicher Stellen bekommen, aber ich befürchte, dass es zukünftig weniger sein wird. Zuschüsse der öffentlichen Hand bekommen wir allerdings überhaupt nur, wenn wir einen bestimmten Prozentsatz an Eigenmittel aufweisen und um welche Summen es sich dabei handelt, habe ich Ihnen gerade genannt. Diese Mittel haben wir jedoch nach der derzeitigen Finanzsituation nicht und wir werden sie, trotz aller Sparmaßnahmen, mittelfristig auch nicht in ausreichender Form aufbauen können, wenn wir nicht den Beitragssatz anpassen.“

„Welches wäre denn die Konsequenz, wenn die Beitragserhöhung nicht zustande käme ?“

„Mit der Entscheidung zum Beispiel gegen eine Investition in das Bundesleistungszentrum Wiesbaden würde sich der DSB von seinem seit über 40 Jahren gültigen Konzept eines zentralen und multifunktionalen Verbandssitzes verabschieden. Letztendlich wäre dies auch der Anfang vom Ende des Bundesleistungszentrums in Wiesbaden. Welche negativen Folgen sich vor allem für den Leistungssport, für die Athletinnen und Athleten ergeben würden, brauche ich wohl nicht weiter auszuführen.“

„Gibt es neben den Sanierungsprojekten weitere Bereiche im Deutschen Schützenbund, wo Sie als Präsident einen zusätzlichen finanziellen Bedarf in der Zukunft sehen ?“

„Um das sportliche Leistungsniveau auch in der Zukunft – ich spreche hier von den Zeiträumen bis zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking bzw. sogar noch einen Olympiazyklus weiter bis zum Jahre 2012 – alleine nur auf dem heutigen Stand halten zu können, sind zusätzliche finanzielle Mittel unabdingbar. Ausschließlich auf die immer begrenzteren Mittel der öffentlichen Hand, vor allem durch das Bundesministerium des Innern, zu vertrauen, wird nicht mehr ausreichen. Zudem sind zusätzliche Trainingsmaßnahmen, vor allem im Vorfeld der Olympischen Spiele, zur Absicherung der sportlichen Erfolge erforderlich.

Abschließend ist auf die beiden großen Weltmeisterschaften – die Bogen-WM 2007 in Leipzig und WM im Sportschießen 2010 in München – hinzuweisen. Als Ausrichter und Gastgeber dieser wichtigsten Wettkampfmaßnahmen in der jeweiligen Sportart nach den Olympischen Spielen sollte der Deutsche Schützenbund den Anspruch haben, diese Weltmeisterschaften zu einem besondern Ereignis für alle Schützinnen und Schützen im DSB zu machen.“

„Was erhoffen Sie sich gerade zum Thema Beitragserhöhung vom Deutschen Schützentag in Göttingen ?“

„Ich erhoffe mir, dass sich die absolute Offenheit, mit der wir dieses schwierige Thema angegangen sind, auszahlen wird. Ich werbe um Vertrauen in unsere Maßnahmen. Kein Euro wird unnötig ausgegeben, das kann ich Ihnen versichern. Seit zwei Jahren fahren wir zum Beispiel in der Geschäftsstelle Wiesbaden-Klarenthal in allen Bereichen einen absolut strengen Sparkurs und wie es sich in den vergangenen Tagen gezeigt hat, ist das Ziel, den Haushalt einzuhalten, mehr als übertroffen worden. Wir konnten sogar in bescheidenem Maße Rücklagen bilden. Diese Vorgaben werden sich auch im Jahre 2005 fortsetzen.

Wir Schützen sind eine starke Gemeinschaft, deshalb werden wir alle zusammen Wege finden, um diese höchst wichtigen Investitionen für unseren Verband zu finanzieren. Solidarität ist eine herausragende Eigenschaft der Schützen in Deutschland, dies war in der langen Vergangenheit so und hat sich auch bis heute nicht geändert. Darauf vertraue ich und ich hoffe, dass die Delegierten in Göttingen unserem Vorschlag nach einer Beitragserhöhung von 0,50 Euro zustimmen werden. Es ist letztlich nur das, was uns 2001 versagt wurde, aber schon damals wurde versprochen, dass wir es später bekommen würden.“