International

Keine deutschen Medaillen am letzten EM-Tag

04.03.2006 00:00

Am heutigen letzten Tag der Europameisterschaften Luftdruck in Moskau wird es kein Edelmetall für die Sportler des Deutschen Schützenbundes geben. Weder bei den Damen noch bei den Herren in der Luftpistole reichte es zum Finaleinzug und auch Manfred Kurzer konnte als einziger Starter in der Laufenden Scheibe nicht auf das Medaillentreppchen steigen.

 

Gute Aussichten auf die Endrunde hatte lange Zeit Hans-Jörg Meyer (Wolfenbüttel/Foto) in der Luftpistole der Herren. Er schoss relativ schnell und durfte sich mit seiner Leistung Hoffnungen auf einen Platz unter den besten Schützen Europas machen. Nach den Hochrechnungen lag der Niedersachse immer um den zehnten Rang herum, hatte aber den Vorteil, dass die Konkurrenz seine Ergebnisse erst noch erreichen musste. Daher war die Hoffnung in Reihen der kleinen deutschen Kolonie auf eine Finalteilnahme berechtigt.

Am Ende jedoch hieß es Platz 14 mit insgesamt 578 Ringen, wobei die große Chance durchaus bestanden hatte, denn noch in der Schlussserie lag Hans-Jörg Meyer nach den ersten fünf abgegebenen Schüssen auf Finalkurs, doch blieben bei den letzten fünf Schüssen gleich fünf Ringe liegen.

Hans-Jörg Meyer nach dem Wettkampf: „Ich wusste, dass ich nach gutem Beginn in der letzten Serie noch die 580 erreichen konnte. Nach den ersten fünf Schüssen hätte ich unbedingt eine Pause einlegen sollen, genug Zeit hatte ich ja. Aber ich habe weitergeschossen und dabei dann die Ringe verloren. Ansonsten war es ein positiver Wettkampfverlauf, ohne Nervosität. Ich habe meinen Wettkampf ohne größere Fehler absolviert, habe mir vorne am Schießstand immer wieder Mut gemacht und kann bis auf die letzten zwei Serien eigentlich ganz zufrieden sein.“

Nicht zufrieden war Leo Braun (Tamm/Foto), der mit 575 Ringen auf den 21. Platz kam: „Ich hatte zwei Brüche in meinem Wettkampf und bin danach nicht mehr richtig reingekommen. Durch Konzentration habe ich versucht, den Mangel zu beheben, aber es hat nicht gereicht. Man steht in der Acht, eiert regelrecht herum und merkt dann, dass Kraft, Konzentration und auch die Augen nachlassen. Das war heute nicht mein Tag.“

Für den jungen Schützen aus Baden-Württemberg, der in der Bundesliga entscheidend dazu beigetragen hat, dass sein Verein von der Schützengilde Waldenburg den Meistertitel verteidigte, dennoch ein guter Auftritt bei einer großen internationalen Veranstaltung. Sebastian Rosner (Ulm), der dritte deutsche EM-Schütze, wurde bei seinem ersten Einsatz im Feld der besten Herren Europas 53. mit 567 Ringen.

Tanyu Kiriakow (Weißrussland/687,3 Ringe) gewann die Goldmedaille in diesem Wettbewerb vor Norayr Bakhtamy (Armenien/685,4 Ringe) und Walter Lapeyre (Frankreich/684,9 Ringe).

Frankreich (1744 Ringe) wurde Mannschaftseuropameister vor Russland (1733 Ringe) und der Slowakei (1730 Ringe). Das Team des DSB wurde in der Mannschaftswertung mit 1720 Ringen auf Platz acht notiert.

Bei den Damen war Claudia Verdicchio (Freiburg/Foto) mit 381 Ringen als 14. beste deutsche Teilnehmerin. Mit einer 96er-Serie zu Beginn und danach drei Mal 95 Ringen bei den nächsten Durchgängen lag die Südbadenerin wieder einmal über den magischen 380 Ringen, die den Schützinnen des DSB so lange Zeit verwehrt blieben.

„Von meiner Einstellung und meinem Gefühl vor dem Wettkampf hätte heute mehr drin sein müssen. Ich hatte sehr viel hohe Neuner, mit ein wenig mehr Glück hätten das auch Zehner sein können, doch es hat nicht sollen sein. Hier habe ich Ringe verschenkt. Ich hätte konsequenter sein sollen, als ich dies gemerkt hatte und nicht nur eine oder zwei, sondern ganz brutal drei oder vier Rasten drehen müssen, vielleicht hätte das funktioniert. Mit der Leistung über 380 bin ich aber zufrieden, da meine Konstanz in der letzten Zeit auch hier in Moskau weiter fortgeschrieben wurde.

Für Munkhbayar Dorjsuren (Moosach) hätte heute ein besserer Platz im Bereich des Möglichen gelegen, doch begann die erfolgreichste deutsche Schützin der vergangenen Jahre mit einer 91er-Serie, die ihr alle Hoffnungen auf einen Finalplatz nahm. Mit insgesamt noch 380 Ringen konnte sich die gebürtige Mongolin, die seit 2002 für den Deutschen Schützenbund startet, auf Rang 17 platzieren. Kerstin Nelson (Böblingen) wurde 44. mit 372 Ringen.

Das EM-Gold holte sich Susanne Meyerhoff (Dänemark/486,6 Ringe), die aus der Bundesliga – dort schießt sie für die SSG Dynamit Fürth – auch dem deutschen Publikum wohlbekannt ist. Natalia Paderina (Russland/485,5 Ringe) belegte Rang zwei vor Beata Bartkow (Polen/484,0 Ringe), die die Bronzemedaille gewann.

Russland (1150 Ringe) wurde neuer Mannschaftseuropameister vor Weißrussland (1146 Ringe) und der Schweiz (1141 Ringe). Die drei Damen des DSB kamen mit insgesamt 1133 Ringen auf den siebten Rang.

Bundestrainer Peter Kraneis mit der Bilanz der heutigen Wettkämpfe in der Luftpistole: „Mit den Leistungen heute bin ich nicht richtig zufrieden. Munkhbayar Dorjsuren muss trotz ihres derzeitigen Trainingszustandes Mitte Achtzig schießen. Claudia Verdicchio schießt im Prinzip, was sie kann mit knapp über 380, aber das reicht international nicht, um ganz oben zu sein. Da fehlen noch vier oder fünf Ringe und daran müssen wir arbeiten. Wenn sie international etwas bewegen will, ist ein Resultat Mitte Achtzig Pflicht. Kerstin Nelson hat noch nicht dieses Niveau, das war uns klar, aber auch sie kann ein Ergebnis Ende Siebzig schießen und wenn man zwei Serien mit 95 und 94 zeigt, sind dann 91 und 92 nicht akzeptabel.

Bei den Herren sind wir international noch nicht soweit, ganz vorne mitzumischen. Wir haben in den letzten Monaten Fortschritte in die richtige Richtung gemacht, haben hier mit Leo Braun und Sebastian Rosner zwei junge Sportler am Start, die schon zuhause in München oder in Wiesbaden mit guten Ergebnissen um die 580 überzeugen konnten. Bei Europameisterschaften sind die Bedingungen dann doch etwas anders. Hier können sie ihre Leistungssteigerungen noch nicht umsetzen, aber der Weg, die jungen Leute ins internationale Feuer zu werfen, ist richtig, denn nur so können wir vorwärts kommen. Hans-Jörg Meyer hat das Niveau, 580 Ringe zu schießen. Heute hätte er es auch beinahe wieder gezeigt, wenn er sich das gute Ergebnis nicht mit den letzten fünf Schuss vermasselt hätte.“

In der Laufenden Scheibe belegte der Olympiasieger von Athen 2004, Manfred Kurzer (Frankfurt/Oder/Foto), den neunten Platz mit einer Gesamtleistung von 575 Ringen. Nach 286 Zählern im Langsamlauf gestern, folgten heute im Schnelllauf 289 Ringe. Miroslav Janus (Tschechische Republik/583 Ringe) wurde neuer Europameister vor Wladimir Prianischnikow (Ukraine/580 +19 Ringe) und Dimitri Lykin (Russland/580 +18 Ringe).

Alle bisherigen Ergebnisse der EM Moskau finden Sie hier.