International

„Klimatraining in Dubai war Grund für Erfolge in Perth und Neu-Delhi“

27.03.2003 00:00

Susanne Kiermayer (Kirchberg/Foto), Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele 1996 in Atlanta und beste deutsche Wurfscheibenschützin der letzten Jahre im DSB, nahm am vergangenen Wochenende als Aktivensprecherin an den Sitzungen des Präsidiums und des Gesamtvorstands des DSB in Wiesbaden teil. Sie kam gerade vom ersten Weltcup der Saison aus Perth zurück, wo sie einen dritten Platz belegen konnte. Über die ersten Wettkämpfe, die Saisonvorbereitungen und weitere Themen sprachen wir mit ihr in folgendem Interview:

 

 

„Susanne Kiermayer, die ersten beiden Weltcups in Perth und eine Woche später in Neu Delhi sind mit guten Ergebnissen für die deutschen Schützen beendet worden. Wie schätzen Sie die erstaunliche Frühform der DSB-Teilnehmer ein ?“

„Die gute Form führe ich eindeutig auf das erfolgreiche und disziplinierte Klimatraining in Dubai zurück, denn wenn ich im Schneetreiben und bei minus fünf Grad in Suhl trainieren muss,  kann ich nicht erwarten, dass ich den Übergang zu den über vierzig Grad, die bei uns in Perth beim Trapwettkampf geherrscht haben, problemlos schaffe. Wenn ich diese Maßnahme in Dubai nicht gehabt hätte, wäre ich nur sehr ungern nach Australien gefahren, weil ich unvorbereitet gewesen wäre. Das konzentrierte Arbeiten in Dubai war maßgeblich für meinen Erfolg in Perth und natürlich auch für die Erfolge der Mannschaft in Perth und Neu-Delhi.“

„Wenn die ersten internationalen Wettkämpfe schon so früh im Jahr stattfinden und die Saison erst mit dem Weltcup-Finale im Oktober endet, ist es da nicht sehr schwer, die Form so lange zu halten ?“

„Wir müssen uns natürlich das Jahr genau in Intervalle einteilen. Zu Beginn des Jahres steht das Techniktraining im Vordergrund und man muss bei so frühem Beginn dann aus dem Techniktraining direkt in den Wettkampf springen. Manchmal funktioniert das, manchmal aber auch nicht, aber man gewinnt natürlich bei der Auswertungbestimmte Erkenntnisse, an die man dann im Verlauf der Saison anknüpfen kann. Ein späterer Einstieg wäre uns natürlich auch lieber, dann zum Beispiel, wenn man problemlos in Deutschland trainieren kann. Der Wettkampfhöhepunkt, die Weltmeisterschaft im September, und das Weltcup-Finale ist noch sehr fern und neun Monate die Höchstform halten, ist einfach unmöglich.“

„Das Trainingslager in Dubai ist schon erwähnt worden. Was wurde denn dort konkret trainiert ?“

„In Dubai gab es bereits den so genannten Timer auf dem Schießstand und dies ist eine Neuerung im Doppeltrap seit Beginn des Jahres. Darüber hinaus haben wir andere Starthöhen ausprobieren müssen, weil der ganze technische Anspruch sich geändert hat.“

„Was bedeutet diese Neuerung für den Wurfscheibenlaien einmal einfach ausgedrückt ? Was hat sich im Doppeltrap geändert ?“

„Der alte Ablauf bestand darin, dass beim Abruf sofort zwei Wurfscheiben erschienen sind, deren Flugrichtung wir kennen. An den Scheiben hat sich nichts geändert, aber dadurch, dass wir nun einen Timer haben, verzögert sich das Erscheinen der Scheiben um bis zu einer Sekunde. Eine Sekunde hört sich jetzt natürlich zunächst einmal nach wenig an, ist aber, wenn man konzentriert im Anschlag steht und auf die Scheiben lauert, die dann mit achtzig Stundenkilometern aus dem Bunker kommen, eine kleine Ewigkeit. Diese Technikumstellung, das man mit dem Abruf nicht sofort eine Bewegungseinleitung startet, sondern wirklich erst schauen muss, wann die Scheiben wirklich kommen, ist für uns eine große Umstellung – sowohl mental, als auch technisch. Der Annahmebereich der Scheiben verschiebt sich somit bei den meisten nach oben. Man sieht die Scheiben also erst einmal von unten am Lauf vorbei fliegen und reagiert dann erst auf die erste Scheibe.“

„Sie sind seit Jahren die mit Abstand beste Wurfscheibenschützin in Deutschland. Liegt das am Talent, an den guten Trainingsbedingungen und wann glauben Sie, wird es weitere Damen im Wurfscheibenbereich geben, die einmal in der internationalen Spitze mithalten können ?“

„Na,ja, an den Trainingsbedingungen kann es eigentlich nicht liegen, denn es ist zwar sicherlich richtig, dass ich durch die Sportförderkompanie zeitlich sehr gute Bedingungen habe, doch von der geografischen Lage haben es andere Schützen weitaus besser als ich. Ich muss zum Beispiel zum Training nach München fast zweihundert Kilometer fahren – hier meine ich einfache Strecke und nicht Hin- und Rückweg – und wenn ich mit einem Bundestrainer üben will, muss ich sogar vierhundert Kilometer nach Suhl fahren. Da ich aber an allen Lehrgängen teilnehmen kann, ist meine Tätigkeit in der Bundeswehr meinem Leistungsstand sicher förderlich. Christine Brinker zum Beispiel, unsere derzeit beste Skeetschützin, ist jetzt auch bei der Bundeswehr und hat im letzten Jahr schon große Fortschritte gemacht. Sie kann sich die nächsten zwei Jahre voll auf den Sport konzentrieren und ich erwarte bei ihr auch einen deutlichen Leistungsschub.“

„Zusammen mit Michael Jakosits sind Sie Aktivensprecherin. Wo sehen Sie Ihre Schwerpunkte in dieser Aufgabe ?“

„Kleine Ziele für die einzelnen Disziplinen haben wir schon erreicht, aber dies sehe ich zunächst einmal als Teilerfolge an. Unsere Grundaufgabe sehe ich darin, die Kommunikation zwischen den Sportlern und dem Deutschen Schützenbund als Institution deutlich zu verbessern, auch den persönlichen Kontakt zu fördern. Wir möchten die Athleten mehr einbeziehen und dies soll vor allem dadurch geschehen, dass man zum Beispiel die verantwortlichen Personen des DSB zu Lehrgängen und Trainingsmaßnahmen einlädt und dadurch einen besseren Kontakt zu den Athleten herstellt. Außerdem arbeiten wir in verschiedenen Gremien bei der Entscheidungsfindung mit und versuchen, die Positionen der Aktiven dort darzustellen."