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Konstruktive Gesamtvorstandssitzung im Zeichen geänderter Rahmenbedingungen

17.11.2009 10:04

Die turnusmäßige Herbstsitzung des Gesamtvorstandes des Deutschen Schützenbundes war geprägt von den Veränderungen des Waffengesetzes in den vergangenen Monaten. DSB-Präsident Josef Ambacher, Vizepräsident Jürgen Kohlheim und Bundesgeschäftsführer Jörg Brokamp informierten dabei die Delegierten aus den zwanzig Landesverbänden mittels einer umfassenden Analyse über die in letzter Zeit besonders intensiv geleistete Medienarbeit des Verbandes.

 

Nach den Ereignissen im Frühjahr diesen Jahres sah sich der viertgrößte olympische Spitzensportverband zahlreicher unsachlicher Angriffe ausgesetzt: „Wir mussten die Krisenkommunikation professionell managen“, sagte Jörg Brokamp. Dabei hätten sich vor allem erhebliche Diskrepanzen in der Außen- und Innenwahrnehmung des Verbandes gezeigt. Während Außenstehende den DSB häufig als einflussreichen Teil der Waffenlobby ansähen, fühlten sich nicht wenige verantwortungsvolle Sportschützen als „Prügelknaben der Nation“, angesichts der erneuten Verschärfungen des Waffengesetzes. 

Zugleich war ein bislang noch nie da gewesenes Interesse der Medien an schießsportrelevanten Themen zu beobachten. Fernseh- und Hörfunksender hätten den DSB geradezu überfallen und mit Interviewanfragen überhäuft. Dabei zahlte sich die Festlegung klarer Sprachregelungen aus: Während Pressesprecher Birger Tiemann die Medienvertreter mit Erstinformationen versorgte, konnten sich Präsident Josef Ambacher und Vizepräsident Jürgen Kohlheim um die mediale Nachsorge kümmern. 

Die Ergebnisse dieser Informationspolitik – festzumachen an den drei Größen Transparenz, Sachlichkeit und Information – seien nach Kohlheim durchaus zufriedenstellend: Das Waffengesetz wurde in einer unzweifelhaft schweren Zeit bei weitem nicht in dem Umfang verschärft, wie es viele Medienvertreter und Politiker anfangs noch gefordert hatten. Im Rahmen eines Ausblicks auf die zukünftig verstärkte Nutzung neuer und interaktiver Medien verwies Jörg Brokamp an dieser Stelle auch auf die neue Twitter-Seite des DSB (www.twitter.com/dsb_de), womit zukünftig noch schneller als bisher Kurznachrichten an alle Internetnutzer verschickt werden können. Dieses Angebot werde ab sofort die bewährten Informationswege wie DSB-Internetseite, Newsletter und Deutsche Schützenzeitung ergänzen. 

Als völlig indiskutabel bezeichnete Ambacher polemische und beleidigende Briefe und E-Mails, die von einer zahlenmäßig sehr kleinen Gruppe von Schützen massenhaft versendet worden seien und dem Ansehen des Schützenwesens erheblich geschadet hätten: „Das ist keinesfalls der Stil unseres bald 150 Jahre alten Verbandes!“. 

Dankbar zeigte sich insbesondere die neue Landesoberschützenmeisterin des vor allem betroffenen Württembergischen Landesverbandes, Hannelore Lange: „Der DSB hat uns sehr unterstützt, das bedeutete wichtige Hilfe. Vor allem möchte ich Jürgen Kohlheim für seinen unermüdlichen Einsatz danken!“ 

Ein weiteres Schwerpunktthema war die Integration von behinderten Sportschützen. „Ich will einen Arbeitskreis gründen, an dem die Behinderten teilnehmen“, gab Präsident Josef Ambacher das Ziel vor, um die Integration von Behinderten in den Schützensport voranzutreiben. Der Gesamtvorstand beschloss die Einsetzung eines solchen Kreises, zu dem engagierte Behinderte wie die Rollstuhlfahrerin und Paralympicsiegerin Manuela Schwermund gehören werden. Dieses Gremium soll zur nächsten Sitzung im März ein Konzept vorlegen, wie die behinderten Schützen in den Ligabetrieb integriert werden können. Die Einberufung des Arbeitskreises wurde einstimmig befürwortet – damit folgte der Gesamtvorstand dem Auftrag vom Schützentag in Travemünde und ging sogar darüber hinaus. 

„Mir liegt es gewaltig am Herzen, dass sie dabei sind“, verdeutlichte Ambacher. „Es gibt so viele Menschen, die durch einen Unfall von einem auf den anderen Tag behindert sind. Ihre Leistung trotz der Behinderung soll belohnt sein durch die Teilnahmen an den Wettkämpfen.“ Geplant sei die schon mehrfach geforderte Teilnahme von behinderten Schützen am Ligasystem des Deutschen Schützenbundes. 

Das Präsidium hatte am Tag zuvor beschlossen, eine Strukturkommission zu bilden, die unter externer Begleitung durch die Führungsakademie des Deutschen Olympischen Sportbundes tagen soll. Die Ergebnisse dieser Kommission sollen in eine entsprechende Satzungsänderung, voraussichtlich im Jahr 2013, münden. In der Kommission werden drei Präsidiums- und drei Gesamtvorstandsmitglieder sitzen. Die Notwendigkeit dazu hatte sich bereits bei der Delegiertenversammlung anlässlich des Deutschen Schützentages Lübeck-Travemünde 2009 abgezeichnet. 

Im Haushaltsplan für das laufende Jahr fällt der Überschuss voraussichtlich um mehr als 140.000 Euro höher aus als geplant. Dies wurde durch geringere Ausgaben erreicht. Die in Lübeck beschlossenen höheren Beiträge stehen als Rücklagen für die geplanten Baumaßnahmen am Bundesleistungszentrum zur Verfügung. Rechnungsprüfer Hermann Tallau berichtete nach der Zwischenprüfung über eine solide Kassenführung und lobte den stringent beibehaltenen Sparkurs auf Bundesebene. 

Nach den Wahlen beim Schützentag in Lübeck-Travemünde mussten die Mitglieder der Ausschüsse vom Gesamtvorstand neu gewählt werden. Den Vorsitz des Ehrungsausschusses übernahm nach einstimmigem Votum Walter Ermisch, der nach dem Tod seines Vorgängers Anton Kuchenreuter das Amt zuletzt bereits kommissarisch bekleidet hatte. Über die vier Mitglieder musste unter fünf Bewerbern schriftlich abgestimmt werden, den Zuschlag erhielten Günther Schröder (Hamburg), Hans Seeberger (Bayern), Peter Viezens (Mecklenburg-Vorpommern) und Hans Keller (Sachsen-Anhalt). Den Kontrollausschuss besetzen unter Vorsitz der saarländischen Landesverbandspräsidentin Ute Krämer der Hesse Klaus Seeger und Thilo Distler (Nordwest). Das DSB-Gericht 1. Instanz bekleiden unter Vorsitz von Fritz Ettwig (Rheinland) Gerhard Breuer (Westfalen), Dieter Hilprecht (Berlin), Jörg Malte Uffeln (Hessen), Klaus Dieter Frost (Berlin) und Thorsten Schmidt (Brandenburg). Das Gericht 2. Instanz bilden unter Vorsitz von Michael Klingberg (Niedersachsen) Willi Handorn (Saarland), Rolf Slomian (Norddeutsch), Karl-Michael Krempel (Saarland), Thomas Steinmetz (Südbaden) und Robert van Eisern (Rheinland). Nur eine Änderung gab es im Kreis der Referenten: Armbrustreferent Edwin Hirte wird durch Andreas Henne (Württemberg) ersetzt. 

Der Vorschlag aus der Delegiertenversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), den Beitrag der Spitzenverbände um 3,5 Cent pro Mitglied und Jahr zu erhöhen, wurde vom Gesamtvorstand akzeptiert. Ursprünglich sollte um 5,5 Cent erhöht werden, doch dieser Vorschlag war in der DOSB-Mitgliederversammlung im Dezember 2008 am Widerstand vor allem des Deutschen Turner-Bundes und des Deutschen Schützenbundes – des zweit- und viertgrößten DOSB-Mitgliedsverbandes – gescheitert. 

Die Frauen im DSB ergreifen unter Leitung von Bundesfrauenbeauftragter Renate Koch immer mehr die Initiative. Mit Tagungen und Seminaren bilden sie sich im nächsten Jahr fort, auch mit einer Tagung am ersten Wochenende der Weltmeisterschaft in München. Renate Koch konnte vom Zuschlag des DOSB-Innovationsfonds 2009 für das DSB-Mentoringprojekt berichten und stellte Arbeit sowie Zielrichtung der Frauen im DSB unter das programmatische Motto: „Sag ja zum Ehrenamt!“ 

Der langjährige Schütze und erste Diplomtrainer des DSB, Karl Hagenburger, war gleich zu Beginn der Sitzung auf Antrag von Präsident Josef Ambacher einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt worden. Hagenburger feiert im nächsten Jahr seinen 90. Geburtstag. Hermann Tallau, langjähriger Rechnungsprüfer des Deutschen Schützenbundes, erhielt aus den Händen von Präsident Ambacher die Ehrennadel für seine 60-jährige Mitgliedschaft im DSB. Der westfälische Vizepräsident Frank Ehlert nahm letzmals an der Sitzung des Gesamtvorstandes teil, er scheidet aus beruflichen Gründen aus und wurde vom Präsidenten verabschiedet. Dirk Eisenberg (Foto rechts) erhielt als Dank für sein Engagement um die Ausrichtung der Weltmeisterschaften Sommerbiathlon in Oberhof ein Originaltrikot der Titelkämpfe mit der Nummer 20. Eisenberg ist nach dem Ausscheiden aus dem Präsidium durch das Gremium zum Präsidialbeauftragten ernannt worden. Auch Josef Ambacher (Foto links) bekam von Jörg Brokamp ein Trikot der Sommerbiathlon-WM für seine Verdienste um die erfolgreiche und gelungene Ausrichtung der Veranstaltung. 

Abschließend präsentierte der neue Bundesjugendleiter Josef Locher gemeinsam mit dem Jugendsprecherteam die Arbeitsschwerpunkte der DSB-Jugend für die nächsten Monate und stellte die neu gestaltete Jugend-Homepage (www.dsj-dsb.de) vor.

Beitrag und Fotos: Harald Strier/DSZ