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Konstruktive Informationsveranstaltung zu BLZ in Wiesbaden

03.02.2009 00:00

„Eine konstruktive Veranstaltung“, „wir nehmen viele Fakten mit nach Hause“ und „es gibt wenig sinnvolle Alternativen zu den Plänen des DSB“ – drei Aussagen von Teilnehmern der Informationsveranstaltung in Wiesbaden bei der das Präsidium und die Geschäftsführung des Dachverbandes interessierten Zuhörern aus allen Teilen Deutschlands die möglichen Maßnahmen zur Sanierung und Modernisierung des Bundesleistungszentrums in der hessischen Landeshauptstadt vorstellten.

 

DSB-Präsident Josef Ambacher stellte in einer kurzen Ansprache die Wichtigkeit und Zukunftsrelevanz dieser Modernisierungsmaßnahme heraus und schlug eine Brücke in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als der damalige „Erste Mann“ des Deutschen Schützenbundes, Georg von Opel, den Bau des bestehenden Bundesleistungszentrums entscheidend voranbrachte.

„Georg von Opel sprach damals von „unserer Schule“ und bezog sich damit auf die Gemeinsamkeit aller deutschen Schützen zu diesem neuen Haus“, so der DSB-Präsident, „Gemeinsam mit Ihnen allen wollen wir nun dieses Projekt zum Wohle unserer Schützen weiterentwickeln.“

Nach der Begrüßung der Gäste durch den Präsidenten erläuterte DSB-Geschäftsführer Jörg Brokamp die umfassende Bedarfsanalyse, auf deren Basis die Modernisierung des BLZ erfolgen soll. Er unterstrich dabei die Bedeutung des Bundesleistungszentrums, dass „nicht nur eine elementare Wertigkeit für unsere besten Schützinnen und Schützen, also für den internationalen Spitzensport hat, sondern auch für den Breitensport und die vielen Vereine im DSB, die ihre Mitglieder zu Jedermann-Lehrgängen, Ausbildungsveranstaltungen und Seminaren zur Jugendweiterbildung entsenden.“

Michael John, Ressortleiter Wissenschaft/Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), bezeichnete das BLZ in Wiesbaden als eine vitale und unverzichtbare Einrichtung und verwies dabei auch auf die Ergebnisse von Peking, wo der Deutsche Schützenbund vier Medaillen in die Erfolgsstatistik einbrachte. Er bezeichnete den Deutschen Schützenbund als Leistungsträger im DOSB, der ein wichtiger Faktor bei Olympischen Spielen ist.

Der DOSB-Ressortleiter beschrieb die neuen Förderungsrichtlinien mit Zielvereinbarungen und Meilensteingespräche und wies auf die notwendigen professionellen Strukturen hin, nach denen die Spitzensportverbände in Zukunft zu arbeiten haben. Von einem BLZ werden seitens des DOSB bestimmte Standards erwartet, diese sind in Wiesbaden bei weitem nicht mehr gewährleistet. Um den Status „BLZ“ nicht zu verlieren, sollte möglichst rasch das vorgestellte Vorhaben realisiert werden.

Die aktuelle Situation im internationalen Schießsport erläuterte DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann. Er verglich die vier stärksten Nationen – China, die USA, Russland und Deutschland – mit Statistiken der letzten drei Olympiazyklen und macht darauf aufmerksam, dass für Deutschland die Gefahr bestehe, den Anschluss an die Leistungsspitze zu verlieren, zumal auch die nachfolgenden Nationen, Italien, Großbritannien, Finnland, Tschechien, Ukraine derzeit stark aufholen. Im Sportschießen mit seinen vielen olympischen Disziplinen in einer technisch-apparativen Einzelsportart, lag Deutschland bisher immer unter den drei erfolgreichsten Nationen.

Er erläuterte das Erfolgsmodell Schnellfeuerpistole, in der nach einer Regeländerung des Internationalen Schießsportverbandes (ISSF) es drei Jahre dauerte, bis die DSB-Sportler auch durch erhebliche technisch-wissenschaftliche und leistungsdiagnostische Begleitung wieder an der Weltspitze waren. Als Fazit stellte er die Forderung nach einer zentralen Trainingsstätte, in der sportlich, entwicklungstechnisch und wissenschaftlich mit den Spitzenschützen gearbeitet werden kann.

Die Bundestrainerin für Wissenschaft und Ausbildung, Beate Dreilich, beschrieb die Abhängigkeit des Verbandes in Zukunftsfragen vom qualitativen Leistungsniveau seiner Mitarbeiter, Übungsleiter und Trainer. In Wiesbaden fehlen derzeit jedoch die Rahmenbedingungen bezüglich der vom DOSB vorgeschriebenen Einrichtungsqualität, während die Programm- und Durchführungsqualität auch von außen sehr gelobt wird. Moderne Unterkünfte, Tagungsräume und –technik unmittelbar an den Schießständen im BLZ, Messplätze, ein Psychologielabor und eine entsprechende Räumlichkeit für Kraft- und Konditionssport sind nicht vorhanden – sind aber unabdingbar für Hochleistungs- und Breitensport im deutschen Sportschießen.

Nach diesen umfangreichen Informationen erläuterte Jörg Brokamp die konkreten baulichen Maßnahmen anhand der geforderten Parameter aus den Bereichen Leistungssport und Wissenschaft für ein modernes Bundesleistungszentrum der heutigen Zeit.

In einem umfassenden Ansatz für Sport- und Bogenschießen müssten in den Bereichen schieß- und messtechnische Einrichtungen, leistungssportunterstützende Räumlichkeiten, Unterkunft und Verpflegung und allgemeine Barrierefreiheit neue Planungen erfolgen. Er stellte in Grundrisszeichnungen die konkreten Pläne vor, die Architekt Michael Frielinghaus in Bezug auf die Raumplanung unter dem Aspekt der Barrierefreiheit untermauerte. Peter Droste, Abteilungsleiter Bogensport des Deutschen Behinderten-Sportverbandes, erläuterte daraufhin einige Vorgaben, die im Zusammenhang mit behinderten Sportler erfüllt sein sollten. Auch die Gold- und Silbermedaillengewinnerin in den Gewehrdisziplinen der Paralympics, Manuela Schmermund, begrüßte die vorgestellten Maßnahmen und bat um eine Einbindung in die weiteren Planungen.

Zum Abschluss seines Vortrags ging der DSB-Geschäftsführer auf die Betriebskosten, die Auslastung und die Nutzungsperspektiven eines neuen BLZ ein. Manfred Dinges, Leiter Regionalmarkt „Kommunen und Institutionelle“ der Nassauischen Sparkasse Wiesbaden, stellte daraufhin die Möglichkeiten zur Finanzierung des Projektes vom klassischen Mix aus Eigenkapital, öffentlichen Zuschüssen und Bankdarlehen bis hin zur Öffentlich-Privaten-Partnerschaft (englisch: Public-Private-Partnership/PPP) vor. Der Bankdirektor sah allerdings massive Probleme bei dieser Finanzierungsform und empfahl die klassische Finanzierung bei diesem Projekt.

Nach der anschließenden Diskussion, in der noch einmal die Bereiche Finanzierung, Bauvolumen, Bodengutachten und behindertengerechter Ausbau zentrale Themen waren und in der Klaus Seeger, der Präsident des Hessischen Schützenverbandes ein stringentes Kommunikationsverfahren zur Vermittlung dieses Projektes an die Landesverbandsuntergliederungen anmahnte, versprach DSB-Präsident Josef Ambacher stets zeitnahe Informationen an die Landesverbände und deren Untergliederungen über die Kommunikationswege des DSB.

Unter großem Beifall der Anwesenden machte Gesamtaktivensprecherin Susanne Kiermayer die Notwendigkeit eines zentralen Bundesleistungszentrums aus sportlicher, wissenschaftlicher und ausbildungstechnischer Sicht deutlich. DSB-Präsident Josef Ambacher betonte in seinem Fazit die Gemeinsamkeit, die bei der kommenden Entwicklung des BLZ gelebt werden soll. Er rief zur Solidarität aller Mitglieder auf und betonte den leistungssportlichen Aspekt, neben Tradition und Brauchtum, als Verpflichtung für die Zukunft des Verbandes.

Die Präsentationen dieser Veranstaltung stehen ab sofort als Downloads zur Verfügung.

Für Fragen und Anregungen zur Sanierung und Modernisierung des Bundesleistungszentrums in Wiesbaden wurde für alle Interessierten die mail-Adresse blz(at)schuetzenbund.de eingerichtet.

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