Bundesliga

„Letzte Saison hatten wir die Seuche“

04.10.2005 00:00

In den Anfangsjahren der Bundesliga Luftpistole ging es eigentlich im wesentlichen darum, wer hinter dem PSV Olympia Berlin Zweiter wurde. Zu dominant waren die Schützen aus dem Stadtteil Adlershof, als dass jemand ernsthafte Zweifel darüber haben konnte, wer am Ende den Meisterspiegel in Händen halten würde.

 

Vier Mal hintereinander von 1998 bis 2001 wurden die Hauptstädter Deutscher Mannschaftsmeister, nach einjähriger Unterbrechung durch die Vereinigten Sportschützen aus Haltern – welch’ Majestätsbeleidigung – dann noch einmal in der Saison 2002/2003.

In den vergangenen zwei Wettkampfzeiten dann jedoch ein völlig anderes Bild. Der nahezu übermächtige Meister aus Berlin musste sich um den Verbleib in der höchsten deutschen Klasse strecken, belegte jeweils nur den siebten Tabellenrang, ging zwei Mal erfolgreich aus der Relegation hervor und auch in diesem Jahr hat zunächst einmal Kampf gegen den Abstieg erste Priorität.

„Für uns wird immer der nächste Wettkampf im Vordergrund stehen“, so Gernot Eder (Foto oben rechts/Finale 2002/2003 gegen Claudia Verdicchio), vielfacher Deutscher Meister und ehemaliger erfolgreicher Nationalmannschaftsschütze auch auf internationaler Ebene, „wir werden gegen den Abstieg kämpfen und wenn wir zu Beginn schon einmal vier Punkte einfahren könnten, wäre das optimal. Wir sind nicht mehr in der Form wie noch vor drei Jahren, das muss man ganz klar sehen.

Durch mein berufliches Engagement kann ich fast gar nicht mehr trainieren und stehe nur bedingt zur Verfügung. Uwe Potteck (Foto unten rechts/BL-Finale 2002/2003 gegen Michael Peirick) ist jetzt auch in einem Alter, wo die Leistungen nicht mehr ganz so konstant kommen, wie man das früher von einem Olympiasieger und Weltklasseschützen gewohnt war, aber auch das ist ganz natürlich. Ob Martin Tenk, unser tschechischer Spitzenschütze, uns jedes Mal zur Verfügung steht, weiß ich heute auch noch nicht, und die anderen Mannschaftsmitglieder müssen erst einmal tagtäglich ihrem Job nachgehen und haben höchstens nach Feierabend Zeit zum Training.

In der Mannschaft sind wir uns einig, dass wir keine übertriebenen Illusionen bezüglich unseres Abschneidens in der kommenden Bundesligasaison haben sollten. Mich hinzustellen und zu sagen ‚Wir werden Deutscher Meister’ wäre völliger Quatsch. Wir schauen, wie weit wir kommen und freuen uns dann über das Erreichte. Den Anspruch von früher haben wir aufgegeben.“

Ganz abschreiben möchte der 40-jährige Mannschaftseuropameister von 1991 die Finalambitionen aber nicht: „Aufgrund des hohen Leistungsniveaus in manchen Teams und auch der personellen Verstärkungen würde ich mich wundern, wenn wir im Norden unter die ersten Vier kommen könnten. Ich werde auf jeden Fall beim Finale der Saison 2005/2006 in Waldkraiburg sein – beruflich. Natürlich würde ich gerne sehen, dass ich dort nicht alleine bin und ich vielleicht außer den beruflichen Verpflichtungen mit unserem Team mitschießen könnte. Aber erst einmal wollen wir nach unten schauen. So eine Saison wie letztes Jahr möchte ich nicht noch einmal erleben, da hatten wir die Seuche.“

Zur Dominanz des Südens hat der erfahrene Schütze ebenfalls eine Erklärung: „Neben der personellen Aufrüstung durch den Einkauf von Weltklasseschützen aus dem Ausland muss man sehen, dass auch im aktuellen Nationalmannschaftskader nicht mehr viele Schützen aus den nördlichen Bundesländern stehen.

Die Mitglieder des Bundeskaders trainieren regelmäßig auf hohem Niveau und haben dementsprechend auch ein anderes Leistungsvermögen. Wenn ich mir zum Beispiel die Mannschaft aus Waldenburg anschaue mit Leo Braun und Patrick Lengerer, um nur zwei aktuelle Namen aus dem Bundeskader zu nennen, dann sind die einfach eine Nummer stärker. Drei Mal Training in der Woche ist für unsere Mannschaftsmitglieder, außer vielleicht Martin Tenk, nicht möglich, das muss man akzeptieren.“

Am ersten Bundesligawochenende trifft der fünfmalige Meister aus Berlin zunächst am 8. Oktober 2005 in Bassum auf die Sportschützengemeinschaft Hildesheim und muss tags drauf gegen die starken Schützen der SSGi Bremen-Bassum um den mehrfachen Welt- und Europameister Michail Nestrujew antreten.

Ausführliche Informationen rund um die Bundesligasaison 2005/2006 finden Sie hier.