Olympische Spiele

Manfred Kurzer Olympiasieger

19.08.2004 00:00

Manfred Kurzer (Frankfurt/Oder/Foto) ist Olympiasieger in der Disziplin Laufenden Scheibe. Der 34-jährige Brandenburger stand nach einem dramatischen Finale mit insgesamt 682,4 Ringen ganz oben auf dem Siegertreppchen und hat damit die erste Medaille für den Deutschen Schützenbund bei diesen Olympischen Spielen in Athen gewonnen. Michael Jakosits (Homburg) kam mit 676,7 Ringen auf den fünften Rang.

 

Es war kein Finale für Nervenschwache. Manfred Kurzer begann stabil, 10,2-9,5-10,7-10,1 seine ersten Schüsse in dieser Endrunde, doch dann eine 6,5, ein Raunen ging durch die Finalhalle auf dem Schießstand in Markopoulo, rund 40 Kilometer außerhalb der City von Athen. Der Weltmeister von 1990 und 1994 ließ sich davon nicht beeindrucken, er hatte nach dem sechsten Finalschuss immer noch 5,1 Ringe Vorsprung auf den Zweiten, Dimitri Lykin.

 

Nach einer 10,6 dann aber die zweite Schrecksekunde für den DSB-Schützen in diesem Finale: eine 5,4 stand auf der Anzeigetafel und nun schrumpfte der komfortable Vorsprung, den sich Manfred Kurzer nach dem Vorkampf sichern konnte, zusammen wie Butter in der Sonne. 2,8 Ringe waren es nur noch nach dem achten Finalschuss und wer diese Disziplin kennt, weiß, dass dies eine äußerst knappe Differenz bedeutet.

 

Manfred Kurzer fing sich jedoch bemerkenswert, blieb äußerlich völlig ruhig und beendete den Wettkampf mit einer 9,7 und einer 10,0 – dies hieß Olympiasieg und Goldmedaille. Dimitri Lykin schwächelte sogar am Ende des Finales und verlor durch eine 7,7 und eine 6,9 sogar die sicher geglaubte Silbermedaille an seinen Landsmann Alexander Blinow.

 

„Mit dem Linkslauf hatte ich heute ein paar Probleme. Solche Schrecksekunden, wie nach den beiden schwächeren Schüssen, habe ich aber in meiner langen Karriere schon oft erlebt. Da darf man nicht weiter dran denken, man muss es abhaken und sich auf den nächsten Schuss konzentrieren“, so der Olympiasieger kurz nach dem Finale, „ich hatte eine eher unruhige Nacht heute, habe nur vier Stunden geschlafen, aber das lag an den Mücken und Schnaken, mit denen ich gekämpft habe und dann habe ich versucht, etwas zu lesen.

 

Das intensive Training das ganze Jahr über hat mir nun diesen Erfolg gebracht. Ich habe nach dem Vorkampf mit einer Medaille gerechnet, aber nicht mit Gold. 20 Jahre habe ich auf diesen Tag hingearbeitet, jetzt hat es endlich geklappt. Für mich ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen."

 

Bundestrainer Reinhard Rüger war sichtlich bewegt von der Leistung seines Schützlings: „Das Qualifikationsergebnis mit dem neuen Weltrekord war super, doch man darf selbst einen Vorsprung von sechs Ringen nicht überbewerten. Wie schnell kann man bei uns auch mal eine Null schießen. Der Manfred kämpft bis zum Schluss, der gibt nie auf. Er ist der Lance Armstrong des Schießens, wenn man ihn zu Weihnachten anruft, steht er meist auf dem Schießstand.“

 

Auch Michael Jakosits (Foto links) schlug sich glänzend, hatte nach dem achten Schuss, auf Rang drei liegend, die große Chance auf Bronze, musste dann aber durch eine 8,4 im allerletzten Schuss seine Medaillenhoffnungen begraben.

 

„Mein Ziel war das Erreichen des Finales, das habe ich erreicht“, so der Goldmedaillengewinner von 1992, der seinem Mannschaftskollegen herzlich zum Olympiasieg gratulierte, „Manfred hat es verdient, er ist seit Jahren der überragende Athlet.“

 

Alexander Blinow gewann am Ende mit 678,0 Ringen die Silbermedaille, Bronze ging an Dimitri Lykin (beide Russland) mit 677,1 Ringen.

 

Ein für den Deutschen Schützenbund glänzender Wettkampf ging damit zu Ende. Schon heute Morgen hatte Manfred Kurzer nach seiner hervorragenden Leistung von 296 Ringen gestern im Langsamlauf wieder eine überzeugende Runde im Schnelllauf geboten und ging nach 294 Ringen im zweiten Halbprogramm mit einem neuen Weltrekord von insgesamt 590 Ringen in das Finale der besten Sechs.

 

Er verbesserte damit die alte Weltbestleistung, die sich Igor Kolesow (Russland) und Ling Yang (China) mit 588 Ringen teilten, gleich um zwei Zähler.

 

Michael Jakosits (Homburg), der gestern nach dem Langsamlauf mit 294 Ringen auf Platz zwei lag, fiel heute mit 284 Ringen etwas zurück, zog aber als Vierter mit 578 Ringen treffergleich mit Alexander Blinow (Russland) und Emil Andersson (Schweden) in die olympische Endrunde ein.

 

Der Präsident des Deutschen Schützenbundes, Josef Ambacher, gratulierte nach dem Wettkampf: „Meine herzlichen Glückwünsche gehen an Manfred Kurzer, Michael Jakosits und natürlich auch Bundestrainer Reinhard Rüger, der hier noch einmal mit seinem Team ein deutliches Zeichen gesetzt hat. Man sieht, dass die Entscheidung, die der Internationale Schießsportverband getroffen hat, die Laufende Scheibe aus dem olympischen Programm zu streichen, für uns verheerende Folgen hat, denn damit wird Deutschland im Jahre 2008 eine chancenreiche Disziplin genommen, wie man heute deutlich gesehen hat.

 

Insgesamt hat sich das deutsche Schützenteam in Athen bisher hervorragend behauptet. Die Goldmedaille war ja das Sahnehäubchen auf die bisherigen Erfolgen, denn mit dem Erreichen der Endrunden und den fünften und sechsten Plätzen haben sich die Vertreter des Deutschen Schützenbundes höchst achtbar gegen die absolute Weltspitze geschlagen.

 

Gerade in den nächsten Tagen haben wir im Sportschießen sowie beim Bogenschießen noch Wettbewerbe vor uns, in denen unsere Schützen sehr stark sind und auch Chancen auf Edelmetall haben. Wir können sehr zufrieden sein und ich gratuliere unserem Team noch einmal ganz herzlich zum bisherigen Abschneiden.“

 

In der zweiten Entscheidung des heutigen Tages im Sportschießen, dem Skeet der Damen, waren deutsche Schützinnen nicht am Start. Diana Igaly (Ungarn) sicherte sich den Olympiasieg mit 97 Treffern vor den treffergleichen Ning Wei (China) und Zemfira Meftaketdinowa (Aserbaidschan), die beide auf 93 Treffer kamen. Ein Stechen musste über Silber und Bronze entscheiden und hier war die Chinesin bei der ersten Dublette zwei Mal erfolgreich, während Zemfira Meftaketdinowa eine Scheibe verfehlte und damit auf den dritten Platz kam.

 

Olympiasieger im Bogenschießen der Herren wurde Marco Galiazzo (Italien) durch einen 111:109-Erfolg über Hiroshi Yamamoto (Japan). Die Bronzemedaille ging an Tim Cuddihy (Australien), der in der zweiten Runde der Direktausscheidung den einzigen deutschen Starter, Michael Frankenberg (Hagen a.T.W.), aus dem Rennen warf. Heute gewann er im kleinen Finale um Rang drei knapp mit 113:112 gegen Laurence Godfrey (Großbritannien).