International

Marco Spangenberg setzt Rekordmaßstäbe

12.03.2006 00:00

War es gestern sein Bruder Mario Spangenberg (Oberwallmenach), der die Einzelkonkurrenz der Internationalen Schnellfeuerwoche in Wiesbaden gewinnen konnte, setzte heute der amtierende Weltmeister von Lahti 2002, Marco Spangenberg (Oberwallmenach/Foto), die Akzente bei dieser Veranstaltung. Mit 591 Ringen erzielte der 25-jährige Sportsoldat das beste Resultat der über 60 Teilnehmer aus 16 Nationen und erzielte damit gleichzeitig einen neuen Deutschen Rekord.

 

„Der Wettkampf war trotzdem nicht fehlerfrei,“ so der Weltmeister selbstkritisch nach dem Wettkampf, „ich hatte im zweiten Halbprogramm immer noch drei Neuner und einen ärgerlichen Siebener dabei, aber ich war heute auch so nervös wie lange nicht mehr. Das kam ganz automatisch, weil ich wusste, wie ich angeschossen hatte, erst 100, dann 98 und dann rechnet man schon mit, zumal mir mit 297 Ringen im ersten Halbprogramm heute Morgen ein sehr guter Durchgang gelungen ist.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr habe ich zwar immer noch die gleiche Waffe, aber wir haben die Technik, wie ich im Wettkampf zu arbeiten habe, leicht verändert. Ich gehe jetzt zum Beispiel die Vier-Sekunden-Serie vorher trocken durch, das habe ich früher nicht gemacht. Das haben wir auch konkret erst nach dem gestrigen Halbprogramm endgültig ausgearbeitet, als ich einen dicken Patzer in diesem Durchgang hatte. Es ist auch für die Psyche gut, wenn man weiß, dass man die Serie vorher schon einmal mit der Waffe in der Hand durchgegangen ist, dass man gut eingerichtet ist.

Gerade in die Vorbereitung für die Vier-Sekunden-Serie packe ich viel hinein. Ich weiß selbst, dass es in der einen Minute Vorbereitung gedrängt bei mir zugeht, aber ich möchte diese Prozedur nicht missen. Ich möchte vorher noch in meinen Körper reinhören, möchte wissen, wie es um die Spannung steht, die Fußstellung eventuell korrigieren und wenn man dann mit der Pistole hochkommt zur Serie, weiß ich, da stimmt alles.

Der Wettkampf an den beiden Tagen hier in Wiesbaden war für mich sehr lehrreich. Natürlich freue ich mich über die Erfolge und die guten Resultate, wichtiger ist aber, dass ich wieder aus dem Wettkampf gelernt habe.“

Marcel Goelden (Warburg), der gestern in der Einzelkonkurrenz erst im Stechen das Finale verpasste und mit 581 Ringen Siebter wurde, zeigte heute am zweiten Tag mit insgesamt 584 Ringen eine hervorragende Leistung und wurde mit diesem Resultat zweitbester deutscher Schütze vor dem dreimaligen Olympiasieger Ralf Schumann (Stockheim/Foto), der auf 582 Ringe kam.

Auch der Sieger von gestern zeigte heute wieder eine stabile Leistung. Mit 580 Ringen kam Mario Spangenberg gleich noch einmal an diese magische Grenze für die Schnellfeuerschützen heran und über seine Konstanz wird sich auch Bundestrainer Peter Kraneis freuen, der den 30-jährigen ins Aufgebot zum ersten Weltcup dieses Jahres nach Guangzhou (China/früher Kanton) aufgenommen hat.

Mario Spangenberg (Foto) konnte dementsprechend ein positives Fazit ziehen: „Eigentlich war ich auch im letzten Jahr mit meinen Ergebnissen schon zufrieden, lediglich bei den entscheidenden Qualifikationen bin ich ein wenig eingebrochen. Ich lag damals bei den Internationalen Wettkämpfen auch immer über 580 Ringen, hier in Wiesbaden sogar bei 582 Zählern, aber als es um die EM-Tickets ging, stand ich am Ende mit leeren Händen da.

Ich bin in diesem Jahr weitaus konstanter als früher. Das hat seine Ursache darin, dass wir im Winter sehr früh mit dem Training begonnen haben. Ich persönlich habe im November angefangen und bis heute schon 15.000 Schuss absolviert. Darüber hinaus haben Marco und ich unser Lauftraining enorm intensiviert, wir sind physisch sehr viel stärker geworden und das macht sich natürlich irgendwann bezahlt.

In diesem Jahr möchte ich in das Perspektivteam des Deutschen Schützenbundes, dazu benötige ich einen Finalplatz in einem Weltcup. Ich freue mich schon auf Guangzhou, dort will ich mit einer guten Leistung und vorderen Platzierung den Grundstein für die Teilnahme an weiteren Weltcups legen und dann reizt mich selbstverständlich ein Platz in der WM-Mannschaft für Zagreb.“

Den Mannschaftswettbewerb, um den es heute am zweiten Tag der Wettkämpfe in Wiesbaden ging, gewann die Mannschaft des Deutschen Schützenbundes in der Besetzung Marco Spangenberg, Ralf Schumann und Klaus-Dieter Schmidt (Lauscha/581 Ringe/Foto) mit 1754 Ringen und damit neuem Deutschen Rekord deutlich vor Russland, das in der Besetzung Sergei Alifirenko (584 Ringe), Sergei Poljakow (582 Ringe) und Alexei Klimow (579 Ringe) mit 1745 Ringen den zweiten Platz belegte.

Dritter wurde die Schweiz, die mit 1724 Ringen doch schon abgeschlagen war. Das deutsche Juniorenteam in der Besetzung Philipp Wagenitz (574 Ringe), Christian Reitz (beide Löbau/561 Ringe) und Thorsten Fleischmann (Ochsenfurt/546 Ringe) belegte mit 1681 Ringen den neunten Platz.

Bundestrainer Peter Kraneis mit seinem Resümee dieses ersten internationalen Leistungstests und die Aussichten für das deutsche Team in der kommenden Saison: „Ich denke, wir sich gegenüber dem vergangenen Jahr wieder ein Stück vorwärts gekommen. Das intensive Training im Winter mit den athletischen Elementen und den hohen Umfängen beim Schießtraining zahlt sich aus.

Wenn ich mir die Ergebnisse hier in Wiesbaden betrachte, können wir zufrieden feststellen, dass wir wieder zum russischen Team aufgeschlossen haben. Die Russen waren uns im vergangenen Jahr sicherlich voraus. Der Saisonauftakt hier wird uns weiteres Selbstvertrauen geben und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Wir werden hart weiterarbeiten, es stehen jetzt die Weltcups an und unser Ziel ist es, mindestens einen Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2008 in Peking zu gewinnen, wenn wir Glück haben, vielleicht auch alle beide. Bei den Weltmeisterschaften, unserem diesjährigen sportlichen Höhepunkt, wollen wir in der Schnellfeuerdisziplin in der Einzel- und in der Mannschaftswertung um die Medaillen mitkämpfen.“

Alle Ergebnisse der Internationalen Schnellfeuerwoche in Wiesbaden finden Sie hier.