Deutsche Meisterschaften
Michael Winter gewinnt seinen ersten deutschen Einzeltitel
Michael Winter (München/Foto Mitte) hat im ersten Wettkampf des zweiten Tages bei den Deutschen Meisterschaften für Gewehr, Pistole, Laufende Scheibe und Armbrust 10 Meter auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück im Liegendschießen mit dem Kleinkalibergewehr mit insgesamt 701,2 Ringen (Vorkampf 596/Finale 105,2) die Goldmedaille gewonnen. Zweiter wurde Ferdinand Stipberger (Regensburg/Foto links) mit 701,0 Ringen (Vorkampf 596/Finale 105,0) vor Maik Eckhardt (Dortmund/Foto rechts), der sich mit 699,5 Ringen (Vorkampf 596/Finale 103,5) die Bronzemedaille sicherte.
Nach dem Vorkampf lag Michael Klein (Frenken) mit 597 Ringen vor sieben Schützen, die nach der Qualifikation alle 596 Ringe erzielt hatten, doch bereits im ersten Durchgang des Finales hatte der Württemberger seinen Vorsprung durch eine 9,5 im Eröffnungsschuss verspielt.
Die Zuschauer in der vollbesetzten Finalhalle sahen nun einen Dreikampf zwischen Michael Winter, der bei den Spielen in Peking 31. im Liegendschießen wurde, Ferdinand Stipberger und dem 24. von Peking in dieser Disziplin, Maik Eckhardt.
Der Westfale führte lange das Feld der acht Finalisten an. Im sechsten Durchgang konnte Michael Winter den Dortmunder mit einer glänzenden 10,9 – dem optimalen Schuss – überflügeln. Der junge Bayer schoss ein hervorragendes Finale und hatte am Ende den obersten Platz auf dem Siegerpodest erreicht.
In dieser sechsten Serie, die Maik Eckhardt mit einer 10,2 beendete, zog auch Ferdinand Stipberger durch eine 10,8 an dem Olympiateilnehmer vorbei und der routinierte ehemalige Nationalkaderschütze gewann nach zehn Durchgängen im Finale schließlich die Silbermedaille, nur zwei Zehntelringe hinter dem strahlenden Sieger, der anschließend resümierte:
„Für mich ist es ein ganz besonderer Titel, der größte Erfolg überhaupt, denn es ist mein erster Einzeltitel bei Deutschen Meisterschaften. Das hat heute richtig Spaß gemacht, denn Maik und ich haben vor dem Finale uns ein wenig angestachelt. Ich hatte während der gesamten Ausscheidungen vor Olympia immer die besten Finals geschossen und das wollte ich heute auch noch einmal unter Beweis stellen.“
Im Liegendschießen der Junioren hatte Henri Junghänel (Breuberg) im Vorkampf mit 598 Ringen einen neuen deutschen Rekord aufgestellt. Die alte Bestleistung lag bei 596 Zählern. Nach 104,5 Ringen im Finale stellte der junge Hesse mit 702,5 Ringen auch einen neuen deutschen Finalrekord auf und verbesserte die alte Höchstmarke um 2,3 Ringe. Zweiter wurde mit 697,4 Zählern (Vorkampf 596/Finale 101,4) Axel Müller (Dachtel) vor Sebastian Liepelt (Burghausen), der mit 694,7 Ringen (Vorkampf 591/Finale 103,7) den dritten Platz belegte.
Ein spannendes Finale sahen die Besucher auch bei den Damen mit dem Luftgewehr. Beide Olympiateilnehmer des Deutschen Schützenbundes, Barbara Lechner (Triftern/Foto links) und Sponja Pfeilschifter (Ismaning), standen unter den besten Acht nach dem Vorkampf.
Barbara Lechner hatte sich in den vier Durchgängen der Qualifikation nur eine einzige Neun erlaubt und führte das Feld mit 399 Ringen vor der Endrunde an, Sonja Pfeilschifter war mit 397 Ringen Fünfte. Gleich mit dem ersten Schuss der ersten Serie zog Claudia Keck (Erding/Foto rechts) durch eine fulminante 10,8 an Barbara Lechner vorbei und es entwickelte sich nun ein äußerst interessanter Finalablauf mit verschiedenen Protagonisten.
Barbara Lechner eroberte die Spitze gleich im nächsten Durchgang zurück, um die Führung jedoch nach einer 9,2 zur Hälfte des Finales an Nadine Kuhlmann (Gelsenkirchen) und Julia Palm (Bergisch-Gladbach) abzugeben.
Claudia Keck übernahm die Führung noch einmal nach der sechsten Serie, nachdem Nadine Kuhlmann eine 9,2, Julia Palm sogar nur eine 8,5 produzierte, doch ab der siebten Serie hatte Barbara Lechner wieder einen knappen Vorsprung, den sie dann bis zum Ende des Finales nicht mehr abgab.
Die 25-jährige Sportsoldatin siegte mit insgesamt 500,3 Ringen (Vorkampf 399/Finale 101,3) vor Claudia Keck mit 499,5 Ringen (Vorkampf 398/Finale 101,5) und Julia Ziegler (Neumarkt), die das beste Finale aller acht Konkurrentinnen erzielte und sich mit 499,4 Ringen (Vorkampf 396/Finale 103,4) vom siebten Rang nach dem Vorkampf auf den Bronzeplatz schoss. Sonja Pfeilschifter belegte mit 499,0 Ringen Platz vier.
Neue Deutsche Meisterin bei den Juniorinnen mit dem Luftgewehr wurde Tamara Gabriel (Homberg/Ohm) mit 499,8 Ringen (Vorkampf 397/Finale 102,8). Sabrina Bär (Bayreuth) gewann die Silbermedaille mit 498,8 Zählern (Vorkampf 396/Finale 102,8) vor Franziska Schiller (München), die sich mit 497,9 Ringen (Vorkampf 394/Finale 103,9) vom achten auf den dritten Rang verbessern konnte.
In der Disziplin Freie Pistole war Hans-Jörg Meyer (Wolfenbüttel/Foto links) heute nicht zu bezwingen. Mit 648,1 Ringen (Vorkampf 555/Finale 93,1) war der 44-jährige Maschinenbau-Techniker nicht nur nach der Qualifikation, sondern auch im Finale der beste Schütze der Konkurrenz. Hinter dem Niedersachsen kamen Jan-Erik Aeply (München/Foto rechts) mit 644,4 Ringen (Vorkampf 553/Finale 91,4) und Thomas Hoppe (Hameln) mit 640,2 Ringen (Vorkampf 551/Finale 89,2) ins Ziel.
Das Finale zeigte das ganze Auf und Ab einer Disziplin, die als extrem schwierig gilt. Allein die ersten beiden Serien zeigten zwischen den beiden Führenden nach dem Vorkampf die Abwechslung in diesem Wettbewerb. Während Hans-Jörg Meyer mit einer 10,3 begann, eröffnete Jan-Erik Aeply mit einer 8,6. Damit betrug die Differenz zwischen den beiden Schützen gleich 3,7 Ringe. Im nächsten Durchgang schoss der Olympiadreizehnte dann 8,4, während Jan-Erik Aeply, der als Landestrainer für die bayerischen Pistolenschützen verantwortlich zeichnet, mit einer 10,1 konterte. Der ursprüngliche Abstand von zwei Ringen hatte wieder Bestand.
So ging es weiter bis zur vorletzten Serie, als sich dieser Wettkampf entschied. 10,0 hieß es für Hans-Jörg Meyer, Jan-Erik Aeply verlor mit seiner 7,0 den Anschluss an den Führenden. Die Differenz konnte da auch im letzten Durchgang nicht mehr aufgeholt werden.
„Nach den gestrigen Wettkampf hatte ich heute Nacht gut geschlafen und somit im Gegensatz zu gestern die nötige Ruhe“, so Hans-Jörg Meyer nach seinem Sieg, „das hat sich auch in den guten Serien des Vorkampfes niedergeschlagen. Ich kann es also doch noch.“
Bei den Junioren war Dominik Sänger (Schrecksbach) souverän in seinem Wettkampf. Der junge Schütze aus Hessen siegte mit 638,2 Ringen (Vorkampf 543/Finale 95,2) und baute seinen Vorsprung von sieben Ringen nach dem Vorkampf im Finale noch deutliche aus.
Hinter dem dominanten Sieger kam Manuel Heilgemeier (Buchenberg), der gestern mit der Luftpistole den Meistertitel gewann, mit 627,2 Ringen (Vorkampf 536/Finale 91,2) mit deutlichem Abstand auf Rang zwei. Dritter wurde Christoph Schultheiß (Vöhringen) mit 624,9 Ringen (Vorkampf 534/Finale 90,9).
Eine eindrucksvolle Demonstration ihrer Stärke zeigte die Bronzemedaillengewinnerin mit der Sportpistole, Munkhbayar Dorjsuren (Schweinfurt/Foto), in ihrer Spezialdisziplin. Mit 588 Zählern und damit acht Ringen Vorsprung war die Sportsoldatin aus Bayern schon in das Finale gegangen.
295 Ringe standen nach dem Präzisionsdurchgang auf ihrem Konto, 293 ließ sie dann noch einmal im Duellprogramm folgen und hatte damit die Konkurrenz nahezu deklassiert. In dieser Konkurrenz standen immerhin mit Stefanie Thurmann (Frankfurt/Oder) eine weitere Olympiateilnehmerin und mit Kerstin Nelson (Böblingen) die gestrige Dritte im Luftpistolenwettkampf.
Im Finale gab es auf den ersten Positionen keinen Wechsel mehr. Munkhbayar Dorjsuren beherrschte auch in den vier Finalserien das Feld. Mit 52,3 eröffnete die gebürtige Mongolin die Endrunde. Über Serien von 48,1, 52,1 und 51,5 baute sie ihre Spitzenposition bei einem Gesamtergebnis von 792,0 Ringen (Vorkampf 588/Finale 204,0) auf über zehn Ringe aus.
Kerstin Nelson verteidigte ihren zweiten Rang nach dem Vorkampf mit insgesamt 781,2 Zähler (Vorkampf 580/Finale 201,2). Auf Rang drei kam Stefanie Thurmann mit 778,6 Ringen (Vorkampf 578/Finale 200,6). Nach der gestrigen Goldmedaille mit der Luftpistole nun Bronze in der Kleinkaliberdisziplin.
Bei den Juniorinnen heißt die neue Deutsche Meisterin Barbara Kani (Bad Kreuznach), die sich mit 755,8 Ringen (Vorkampf 564/Finale 191,8) den Titel holte. Zweite wurde Lisa Sparbrod (Erfurt) mit 747,7 Zählern (Vorkampf 553/Finale 194,7) vor Wilma Dreier (Dresden), die mit 741,4 Ringen (Vorkampf 554/Finale 187,4) Dritte wurde.
Drei der vier Medaillengewinner des Deutschen Schützenbundes bei den Olympischen Spielen in Peking wurden in einer kleinen Zeremonie in der Finalhalle vom Präsidenten des DSB, Josef Ambacher (Foto links), und von DSB-Bundessportleiter Heinz Hütter (Foto rechts) geehrt. Munkhbayar Dorjsuren (Bronzemedaille Sportpistole/Foto Mitte), Ralf Schumann (Silbermedaille Schnellfeuerpistole/Foto 2.v.r.) und Christian Reitz (Bronzemedaille Schnellfeuerpistole/Foto 2.v.l.) wurden mit Blumensträußen für ihre hervorragenden Leistungen in der chinesischen Hauptstadt gefeiert.
DSB-Präsident Josef Ambacher: „Wir sind stolz auf euch und haben bei euren Wettbewerben mitgefiebert. Ihr habt drei Jahre hart gearbeitet, um überhaupt in Peking teilzunehmen und ihr wart großartige Repräsentanten unseres Verbandes. Jetzt beginnt eine neue Zeitrechnung. 2012 werden die Olympischen Spiele in London sein und ich denke, dass ihr wieder gute Chancen habt, auch bei diesen Spielen dabei zu sein. Noch einmal herzlichen Glückwunsch und dass ihr kurz nach den Spielen wieder hier bei den Deutschen Meisterschaften in Hochbrück angetreten seid, das verdient meine Bewunderung. Ihr seid unsere Besten.“