Deutsche Meisterschaften

Nach Athener Silber nun Münchner Gold

04.09.2004 00:00

Nach seiner Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Athen gewann Christian Lusch (Bühl-Eisental/Foto) heute bei den Deutschen Meisterschaften auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück mit insgesamt 702,9 Ringen die Goldmedaille im Liegendschießen.

 

 

Der 23-jährige Student aus Südbaden war mit 599 Ringen und damit einem Ring mehr als nach dem Vorkampf in der griechischen Hauptstadt, in das Finale der besten Acht gegangen und ließ hier nie einen Zweifel, wer am Ende auf dem obersten Treppchen stehen würde. Mit 103,9 schoss er auch noch das beste Finale und konnte sich am Ende über den Titel freuen. „Das war Klasse, einfach nur gut“, resümierte Christian Lusch kurz und knapp direkt nach der Endrunde.

Eine tolle Aufholjagd lieferte der zweite Olympiateilnehmer in diesem Finale. Maik Eckhardt (Dortmund) ging mit 596 Ringen als Achter in das Finale, kämpfte sich hier Rang um Rang nach vorne und lag nach dem siebten Schuss schon auf Rang vier. Im achten Schuss überholte er Christoph Storck (Elsen) und war Dritter.

Nach der vorletzten Serie lag der Westfale gleichauf mit Friedel Roggendorf (Altenkirchen), dem Großkaliberspezialisten, auf Rang zwei und im letzten Schuss gelang es Maik Eckhardt durch eine 10,4 gegenüber einer 10,3 von Friedel Roggendorf mit dem knappsten Abstand von 0,1 Ringen noch die Silbermedaille zu gewinnen. Endstand also: 699, 4 für Maik Eckhardt und 699,3 für Friedel Roggendorf.

Maik Eckhardt nach dem Finale: „Bei den beiden ersten Schüssen hatte ich noch ein paar kleine Probleme, doch dann klappte fast alles.“ Die Zuschauer in der vollbesetzten Finalhalle jedenfalls spendeten allen Finalisten zum Abschluss kräftigen Applaus. Sie hatten ein dramatisches Finale verfolgen können.

In das Finale der Laufenden Scheibe konnte der Olympiafünfte von Athen, Michael Jakosits (Homburg/Foto), eigentlich sehr ruhig gehen. Nach 576 Ringen im Vorkampf hatte der Goldmedaillengewinner von Barcelona 1992 einen komfortablen 11-Ringe-Vorsprung auf seinen Verfolger Stefan Herrmann (Frankfurt/Oder). Am Ende waren es jedoch gerade einmal 0,8 Ringe, mit denen sich Michael Jakosits den Titel sichern konnte und es war eine äußerst spannende Endrunde.

Vor allem bei der Rechts-Links-Fahrt der Scheibe konnte Stefan Herrmann den Vorsprung von Michael Jakosits verkürzen. Von 10,1 über 8,5, 7,2 und 5,4 Ringen minimierte sich die Differenz zwischen dem Saarländer und dem jungen Brandenburger. Im vorletzten Schuss dann eine 8,9 für Michael Jakosits und eine 10,0 für Stefan Herrmann – noch einmal verkürzte sich die Distanz auf 5,3 Ringe.

Im allerletzten Schuss dann sogar eine 5,6 für den Olympiasieger von 1992 und Stefan Herrmann ließ eine 10,0 folgen, dies war zwar nur knapp Rang zwei, aber ein ganz ausgezeichnetes Finale für den 24-jährigen Schützen aus Frankfurt an der Oder. Das Endresultat lautete 666,4 Zähler für Michael Jakosits und 665,6 Ringe für Stefan Herrmann. Dritter wurde mit deutlichem Abstand Marcel Assmann (Elxleben) mit 651,0 Ringen.

Olympiasieger Manfred Kurzer (Frankfurt/Oder) hatte auf einen Start verzichtet. "Mein Saisonhöhepunkt waren die Olympischen Spiele in Athen und mit der Goldmedaille habe ich ja auch die Erwartungen mehr als erfüllt. Ich lasse hier in München gerne einmal anderen den Vortritt."

Drei Schützinnen waren nach dem Vorkampf mit 397 Ringen in das Finale des Luftgewehrs der Damen gegangen, darunter die Olympiasechste von Athen, Sonja Pfeilschifter (Eching/Foto rechts). Bestimmend in dieser Endrunde aber eindeutig Bettina Knells (Seefeld/Foto Mitte), die mit 10,6 – 10,6 – 10,8 und 10,7 einen optimalen Start hatte.

Die Olympiateilnehmerin von Atlanta 1996 zeigte sich heute in Topform und hatte auch in der zweiten Hälfte dieser Endrunde mit einer 9,9 nur ein einziges Mal keine Zehn vor dem Komma. Dementsprechend gewann sie den Deutschen Meistertitel am Ende souverän mit 501,4 Ringen.

Hinter ihr wurde es zeitweise ganz eng, denn Martina Prekel (Münster/Foto links), Sonja Pfeilschifter, Anja Schrooten (Barlissen) und Sylvia Härtinger (Plattling) lagen nur Zehntel voneinander entfernt und es gab einen häufigen Positionswechsel während der 10 Finalschüsse.

Die Entscheidung über Silber und Bronze fiel im letzten Schuss. Martina Prekel hatte mit einer 10,5 das beste Resultat und kam mit insgesamt 498,9 Zähler auf Rang zwei vor Sonja Pfeilschifter, die mit einer 10,0 Platz drei behauptete. Ihr Gesamtergebnis lautete 498,6 Ringe. Nur ein Zehntelring dahinter Sylvia Härtinger mit 498,5 Ringen. Anja Schrooten leistete sich eine 8,6, damit war sie raus aus dem Rennen um die Medaillen und landete auf Platz fünf.

In der Freien Pistole zeigte ein „Profi“ wie es geht. Der Landestrainer des Bayerischen Sportschützenverbandes, Jan-Erik Aeply (Prittlbach/Foto Mitte), der sonst den besten Pistolenschützen aus dem größten deutschen Landesverband die hohe Kunst des Pistolenschießens beibringt, zeigte sich heute selbst als Meister und gewann den Titel mit 649,3 Ringen vor Abdullah Ustaoglu (Riegel/Foto links), der in Athen in dieser Disziplin den Deutschen Schützenbund vertrat und heute mit 647,6 Ringen Zweiter wurde. Günter Hettig (Bremen/Foto rechts) kam mit 647,5 Ringen knapp dahinter auf den Bronzerang.

Führte Jan-Erik Aeply noch zur Hälfte des Finales mit 3,1 Ringen, so schmolz der Vorsprung gegen Ende der Endrunde dahin und vor dem letzten Schuss lagen die ersten Drei nur um 1,2 Ringe auseinander, was in dieser Disziplin, die für ihre breitgestreuten Ergebnisausschläge bekannt ist, so gut wie nichts bedeutet. Eine 10,5 setzte aber den Schlusspunkt zugunsten von Jan-Erik Aeply und auch Abdullah Ustaoglu konnte mit seiner 9,7 Günter Hettig gerade noch abfangen, der mit einer 9,3 die Silbermedaille verlor.

In der Sportpistole der Damen holte die Siegerin, Petra Westing (Salzwedel), im Finale über fünf Ringe auf die nach dem Vorkampf mit 572 Ringen führende Corinne Eichfelder (Bönnigheim) auf. 102,2 Ringe waren das herausragende Resultat für die Schützin aus Sachsen-Anhalt, die mit einem Gesamtergebnis von 669,2 Ringen gewann. Carmen Seeger (Wolfsburg/Foto), die nach 568 Ringen im Vorkampf 99,7 Ringe in der Endrunde erzielte, kam mit insgesamt 667,7 Ringen auf Platz zwei und auch Kerstin Nelson (Böblingen), die gestern Deutsche Meisterin mit der Luftpistole werden konnte, zog noch mit 666,8 Ringen an Corinne Eichfelder vorbei und wurde Dritte. Munkhbayar Dorjsuren (Moosach), die Olympiafünfte von Athen in dieser Disziplin, war nicht am Start.

Bei den Juniorinnen siegte in dieser Disziplin Martina Peter (Pötzmes) mit 666,1 Ringen vor Lisa Reinelt (Röwekamp), die mit weitem Abstand und 654,5 Ringen Silber gewinnen konnte und diesmal auf Rang drei mit 653,0 Ringen, Sandra Hornung (Hof), die gestern Titelträgein mit der Luftpistole wurde.

Die Goldmedaille in der Freien Pistole der Junioren ging an Florian Ulrich (Wathlingen) mit 633,6 Ringen und deutlichem Vorsprung. Fast zehn Ringe dahinter auf Rang zwei lag Tobias Steinberger (Traunstein) mit 623,8 Zählern und zu Camilo Baumann (Raesfeld), der mit 617,6 Ringe auf den dritten Platz in dieser Disziplin kam, waren es auch noch einmal sechs Ringe.

Durch das beste Finale (97,3 Ringe) aller sechs Konkurrenten sicherte sich Martin Jahn (Erfurt) in der Laufenden Scheibe den Titel bei den Junioren mit insgesamt 664,3 Ringen vor Nils Poltermann (Kühnhausen), der nach dem Vorkampf als Führender mit einem Ring Vorsprung und 568 Ringen in die Endrunde gegangen war, mit 663,0 Ringen im Endergebnis allerdings mehr als einen Ring hinter dem Erfurter landete. Peter Willert (Elxleben) kam mit 662,5 Ringen auf Platz drei.

Im Liegendschießen dominierte Damian Kontny (Baunatal) bei den Junioren die Konkurrenz. Schon mit einem 5-Ringe-Vorsprung und 598 Zählern in das Finale gegangen, baute er dort mit dem besten Ergebnis von 103,4 Ringen die Differenz noch aus und siegte mit 701,4 Ringen ganz eindeutig. Zweiter wurde Martin Wiesenack (Meschede) mit 695,4 Ringen vor Sebastian Moises (München), der mit 693,7 Ringen auf dem dritten Platz notiert wurde.

Eva Friedel (Mudau) heißt die neue Deutsche Meisterin im Luftgewehr der Juniorinnen. Ihre 498,2 Ringe waren heute nicht zu schlagen. Jenny Müller (Bad Herrenalb) erkämpfte sich mit 497,2 Ringen die Silbermedaille und Bronze ging mit 495,4 Ringen an Manuela Felix (Suhl).

Neben den vielen sportlichen Wettkämpfen war die Ehrung der Medaillengewinner von Athen durch den Deutschen Schützenbund ein besonderer Höhepunkt dieses Tages. Aus den Händen von DSB-Präsident Josef Ambacher und einem Vertreter der Gothaer Versicherung, dem langjährigen Partner des Deutschen Schützenbundes, erhielten Ralf Schumann (Foto links), Manfred Kurzer (Foto Mitte) und Christian Lusch (Foto rechts) jeweils einen Fondsanteil im Wert von 1000 Euro der Gothaer.

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