Europameisterschaften

Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth im Interview

15.07.2010 11:00

Die Europameisterschaften der Junioren im Bogenschießen finden derzeit in Winnenden statt. 360 junge Sportler aus 35 Nationen kämpfen bis zum kommenden Wochenende um die kontinentalen Titel. Im Vorfeld der Veranstaltung gab die Stadt einen Empfang, an dessen Rande Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth (Foto Mitte) DSB-Vizepräsident Jürgen Kohlheim (Foto rechts) und den Chefredakteur der Deutschen SchützenZeitung Harald Strier (Foto links) zu einem Interview begrüßen konnte.

 

"Herr Oberbürgermeister Holzwarth, welche Bedeutung haben die Europameisterschaften für Ihre Stadt?“ 

„In meiner Zeit hier als Oberbürgermeister ist es das erste internationale Ereignis. Bei uns fand der größte Schultriathlon unseres Bundeslandes statt, den die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Triathlonverband Baden-Württemberg ausrichtete. Wir haben bereits 2006 die Deutschen Meisterschaften im Bogensport gerne maßgeblich unterstützt und uns dadurch wohl für höhere Aufgaben qualifiziert.“ 

„Winnenden ist offensichtlich eine echte Sportstadt. Wie kann die Organisation gestemmt werden?“ 

„Winnenden ist wirklich eine Sportstadt, in der Lokalpolitik befinden sich aktuell die Diskussionen über den Bau der dritten Sporthalle, der Alfred-Kärcher-Halle, kurz vor dem Abschluss. Außerdem verfügen wir an den Schulen über ein ausgezeichnetes Sportgelände mit Plätzen und unserem Erlebnis-Schwimmbad. Diese Voraussetzungen bringen wir mit. Und mit den Vertretern aus dem Bogensport begrüßen wir Athleten und Funktionäre, die eine aufstrebende Sportart vertreten. Die entsprechenden Abteilungen in den Vereinen weisen eine starke Wachstumstendenz auf, das habe ich schon bei meinem letzten Amt als Bürgermeister von Creglingen erlebt. Doch ich möchte ausdrücklich betonen, dass wir die Organisation ohne die ehrenamtliche und sachkundige Hilfe durch die Schützengilde Welzheim nicht schaffen könnten. Das Team um Manfred Baum ist sehr eifrig und kompetent bei der Sache.“ 

„Warum werden die Titelkämpfe nicht in der eigenständigen Gemeinde Welzheim ausgetragen?“ 

„Wir haben durch unseren großen Sportplatz direkt neben den Schulen einfach die besseren Möglichkeiten. Dennoch gibt es deshalb keine Probleme mit meinem Kollegen in Welzheim, im Gegenteil, wir freuen uns gemeinsam auf die Europameisterschaften.“ 

„Wie wird die Stadt die Europameisterschaften in das normale Leben einbinden?“ 

„Wir haben das besondere Glück, dass parallel zu den Europameisterschaften unser CityTreff stattfindet, ein Stadtfest mit Kirmesanteil. Für die Besucher des Stadtfestes wird es die Gelegenheit geben, bei der EM vorbeizuschauen, genauso haben die Teilnehmer der EM die Chance, insbesondere am Samstag abend nach Abschluss ihrer Wettkämpfe, unser Fest mitzufeiern. Besonders für die ausländischen Jugendlichen dürfte das eine sehr gute Gelegenheit darstellen, ein wenig von unserer Kultur und unserer Lebensart aufzunehmen. Zudem werden wir uns bemühen, unsere Einwohner mit ausländischen Wurzeln mit den Spitzensportlern ihrer Ursprungsländer zusammenzubringen. Wir haben viele Mitbürger mit griechischem oder italienischem Hintergrund. Wir möchten bei diesen Titelkämpfen zeigen, wie weltoffen wir aufgestellt sind, auch dank unserer internationalen Gastronomie.“ 

„Viele Besucher aus dem Bogensport werden kommen, um sich nicht nur die Wettbewerbe anzuschauen. Was bietet ihnen die Stadt und die Region?“ 

„Wir befinden uns in einer wunderschönen Landschaft inmitten von Weinbergen. Zu empfehlen ist, neben dem Besuch in unserem Erlebnisbad bei hoffentlich herrlichem Sommerwetter, eine Visite im nahe gelegenen Mercedes- oder in unserem wirklich hoch interessanten Feuerwehrmuseum mit historischen Fahrzeugen. Ich denke, das ist gerade auch für das Fachpublikum, das wir aus Europa und allen Teilen Deutschlands erwarten, eine spannende Abwechslung.“ 

„Die Nennung des Stadtnamens Winnenden wird seit dem letzten Jahr mit diesem schrecklichen Ereignis gleichgesetzt. Welchen Anteil können die Bogen-Europameisterschaften bei der Bewältigung dieses Traumas bekommen?“ 

„Diese Frage ist absolut berechtigt. Wir betrachten die Titelkämpfe, bei denen die Jugend unseres Kontinents zusammen kommt, als absolute positive Bereicherung. Der Bogensport weckt keine Assoziationen zum Thema Waffe, das wäre an diesem Ort auch absolut unangemessen, gerade weil sich der Wettkampfplatz auch direkt neben der Albertville-Realschule befindet. Wir haben bei den Deutschen Meisterschaften gute Erfahrungen mit dem Bogensport gemacht. Wir befinden uns allgemein im Gespräch auch mit dem Aktionsbündnis Winnenden. Ich habe gerade in einem Brief an die Vizepräsidentin des Bundestages, Katrin Göring-Eckardt von den Grünen, deutlich gemacht, dass es uns nicht um die Benachteiligung von Sportschützen, sehr wohl aber um die Verantwortung unserer Gesellschaft gegenüber wehrlosen Opfern fehlgeleiteter Waffen geht. Wir müssen einen gesellschaftlichen Konsenz herbeiführen, um zu Kompromissen im Interesse aller zu finden. Und gerade in diesem Zusammenhang betrachte ich die EM als echte Chance.“