Europameisterschaften

Olympiasieger Christian Reitz auch Luftpistolen-Europameister

10.03.2017 18:31

Der Olympiasieger mit der Schnellfeuerpistole kann es auch mit der Luftpistole. Christian Reitz (Foto Mitte) gewann bei den Europameisterschaften in Maribor (Slowenien) gleich bei seinem internationalen Comeback nach vier Jahren mit dem ungewohnten Sportgerät den Titel. „Das war schön, ein tolles Finale“, freute sich der Regensburger strahlend.

Reitz schoss einen hervorragenden Endkampf mit 441,6 Ringen und stellte damit zugleich einen neuen Welt- und Europarekord auf. Er begann die Ausscheidung mit Einzelschüssen nach zuvor 50,8 und 50,7 Ringen in den beiden Fünferserien auf Platz vier, doch als es darauf ankam, spielte er seine gesamte internationale Erfahrung aus. Mit sieben Treffern in die Zehn in Folge katapultierte er sich schon ab dem 16. Schuss auf die Spitzenposition und gab diese bis zum 24. Schuss nicht mehr ab. „Ich habe im Schnitt knapp über 10,0 getroffen, das ist sehr gut“, freute er sich.

Nur ganz am Ende leistete sich Reitz eine Unsicherheit. „Ich habe die Spannung in der Hand verloren und den Schuss nach unten gezogen“, analysierte er später neben seiner noch von der Anspannung gezeichneten Ehefrau Sandra. Das Diabolo landete im finalen Duell mit dem Serben Damir Mikec (Foto links) in der 8,8, bei zuvor lediglich sechs Zehnteln Vorsprung schien er Gold noch aus der Hand gegeben zu haben. Doch Mikec, der Reitz noch im Bundesligafinale dessen einzige Saisonniederlage beigebracht hatte, traf wenige Sekunden später nur die 9,2, Reitz hatte mit dem Vorsprung von zwei Zehntelringen gewonnen. Bronze ging an den Türken Ismail Keles (Foto rechts) mit 220,7 Ringen.

Reitz hatte sich mit 582 Ringen als Dritter für das Finale qualifiziert. Nicht so gut lief es überraschend für seine Teamkameraden, nachdem sie im Training noch ständig über 580 Ringe erzielt hatten. Doch dem Wettkampfdruck der EM hielten sie nicht stand. Michael Schwald (Lörrach-Hauingen) kam mit 573 Ringen auf den 30. Platz, Alexander Kindig (Burgau) erreichte mit 567 Ringen Rang 48. Damit kam das Trio in der Teamwertung mit 1722 Ringen auf den siebten Platz. Gold ging an Russland vor der Ukraine und Serbien mit 1734, 1728 und 1727 Ringen.

Den größten Erfolg ihrer Karriere verbuchte Lisa Müller (Foto). Mit dem Luftgewehr kam die Weingartenerin ins Finale und wurde mit 184,3 Ringen Fünfte. „Nur die beiden Neuner zum Ende hin waren blöd und mussten nicht sein“, meinte Müller. Aber mit ihrem Abschneiden war sie „sehr zufrieden“.

Der Finalanfang war mit 51,1 und 51,5 Ringen gut, aber nicht überragend. Die WM-Teilnehmerin von 2014 fand sich auf Rang sieben wieder. Doch dann legte sie eine bärenstarke Phase mit Treffern nacheinander in die 10,2, 10,7, 10,5, 10,4 und 10,3 hin, mit denen sie sich sogar auf Rang zwei nach oben schoss. Allerdings folgten zwei Neuner, und mit der abschließenden 10,5 war das Ausscheiden nicht mehr zu vermeiden. Die Kroatin Snjezana Pejcic siegte mit 249,1 vor der aus der Bundesliga bekannten Dänin Stine Nielsen mit 247,8 und der Russin Daria Wdowina mit 224,1 Ringen.

Nach dem Vorkampf hatte Müller mit 417,1 Ringen ebenfalls den fünften Platz belegt. Doch bei ihren Teamkameradinnen lief es nicht. Olympiateilnehmerin Selina Gschwandtner (Reischach) kam mit 412,6 Ringen nicht über Platz 36 hinaus, Katharina Kösters (Kevelaer) traf lediglich 410,6 Ringe und wurde 59.

In der Mannschaftswertung reichte es daher mit 1854,6 Ringen nur zu Platz acht mit 1240,5 Ringen. Der Sieg ging klar an Russland, das alle drei Sportlerinnen ins Finale brachte, mit 1251,5 Ringen vor Kroatien und Tschechien mit 1245,3 und 1244,2 Ringen.

In den Demonstrations-Mannschaftswettbewerben war für beide deutsche Teams bereits im Viertelfinale Schluss. Das Frauen-Luftgewehrtrio mit Lisa Müller, Selina Gschwandtner und Katharina Kösters unterlag Russland knapp mit 623,2:624,6. Deutlich hingegen mussten sich die Männer Christian Reitz, Michael Schwald und Alexander Kindig mit der Luftpistole geschlagen geben. Sie unterlagen der Ukraine mit 858:876.

Im Wettbewerb Laufende Scheibe zehn Meter verfehlte die einzige deutsche Teilnehmerin erwartungsgemäß klar das Halbfinale. Julie Kirr aus Andisleben wurde mit 354 Ringen Neunte. Gold gewann die Ukrainerin Galina Awramenko durch einen 6:2-Finalsieg über Lilit Mkrtschian (Armeinien). Bronze sicherte sich Julia Eydenzon mit 6:2 im rein russischen Duell mit Olga Stepanowa. Russland gewann mit 1112 Ringen auch den Mannschaftstitel vor der Ukraine und Ungarn mit 1107 und 998 Ringen.

Bei den Männern besiegte der Pole Lukasz Czapla im Finale den Russen Wladislaw Schchepotkin mit 6:2. Dessen Landsmann Wladislaw Prianischnikow holte sich Bronze durch ein 7:5 über Jesper Nyberg aus Schweden. Als Team siegte Russland klar vor Schweden und Finnland mit 1739 gegenüber 1711 und 1704 Ringen.