International

Olympischen Quotenplatz im letzten Schuss vergeben

15.05.2008 00:00

Mit seinem allerletzten Schuss, der nur die Seitenkante der Zielauflage traf (Foto), hat Sebastian Rohrberg (Langwedel) beim Kontinentalturnier in Vittel (Frankreich) das zum Greifen nahe Olympiaticket vergeben. Mit diesem Fehlschuss verlor er das Match um Platz drei gegen Ron van der Hoff (Niederlande) mit 97:102 und musste sich mit Rang vier zufrieden geben.

 

 

Nach den drei vorhergehenden Passen waren die beiden Gegner jeweils gleichauf. Nach 25:25, 51:51 und 78:78 gelang es dem Hallenweltmeister aus Niedersachsen durch eine Zehn und eine Neun sich einen leichten Vorsprung herauszuarbeiten, bevor ihn dieses Missgeschick traf. Der Niederländer schoss langsamer, erzielte zwei Neuner und zum Schluss sogar nur eine Sechs, hatte am Ende aber trotzdem Grund zum Jubel.

Schon im Halbfinale hätte Sebastian Rohrberg alles klar machen können, denn in der Begegnung gegen Andrei Abramow (Russland) hatte der 29-jährige Angestellte den Sieg in der Hand. 84:84 stand es vor dem letzten Durchgang, als er nach einer Acht und einer Neun eine Sechs folgen ließ. Der Russe erzielte in dieser letzten Passe ebenfalls zunächst eine Acht und eine Neun, doch die Sieben im letzten Schuss sicherte ihm den 108:107-Erfolg und damit vorzeitig den Quotenplatz, während Sebastian Rohrberg in das entscheidende Match um Platz drei musste.

„Der Klicker war nicht da“, so schilderte ein sichtlich enttäuschter Sebastian Rohrberg die Situation beim letzten Schuss, „und ich habe losgelassen. Das passiert einem mehrere tausend Schuss einmal und heute ist es mir ausgerechnet hier passiert. Das ist dumm, aber es ist nicht steuerbar. Gegen den Russen habe ich beim letzten Schuss im Halbfinale den Wind falsch eingeschätzt und so landete der Pfeil in der Sechs.“

Zuvor hatte Sebastian Rohrberg (Foto) gut gekämpft, schlug Bo Steimann (Dänemark) in der ersten Runde sicher mit 109:102, bezwang anschließend Mikalai Marusau (Weißrussland) im Stechen mit 9:8, nachdem beide vorher 105 Ringe erzielt hatten, setzte sich anschließend knapp mit 105:104 gegen Daniel Morillo (Spanien) durch und ließ im Viertelfinale auch Tuomas Määttä (Finnland) beim 107:97 keine Chance.

Jens Pieper, der als Quotenplatzinhaber das Geschehen hinter dem Fernglas inmitten der deutschen Mannschaft verfolgte, war nach letzten Schuss seines Teamkollegen sichtlich mitgenommen: „Das kann passieren, es ist natürlich großes Pech, um nicht drastischer zu werden. Man hofft mit jedem Schuss und dann sucht man den Pfeil und findet keinen. Das alles ist schon ganz schön bitter. Olympia scheint für die Herrenmannschaft ein Fluch zu sein.“

Auch Bundestrainer Martin Frederick war die Nervenanspannung anzumerken: „Wir hatten es zwei Mal auf den eigenen Fingern, erst im Halb- und dann im Bronzefinale, es ist ein Jammer. Sicherlich war Sebastian gerade beim letzten Schuss gegen den Holländer etwas verkrampft, weil er das Ende gegen Abramow im Kopf hatte. Er hat wahrscheinlich nicht weit genug ausgezogen, dann kam der Klicker nicht und dann hat etwas anderes das Signal zum Abschuss ausgelöst. Die Nervenanspannung war sehr groß in diesem Moment. Jetzt werden wir bei den Herren um den einen Quotenplatz eine Ausscheidung vom 6. bis 8. Juni in Kienbaum stattfinden lassen.“

Daniel Hartmann (Röthenbach), der zweite Teilnehmer des Deutschen Schützenbundes in diesem Quotenplatzturnier, siegte zunächst gegen Nicolai Oeglaend (Norwegen) mit 106:102, bevor er in der zweiten Runde gegen Antii Mansukoski (Finnland) nach 100:100-Gleichstand im Stechen mit 8:10 den Kürzeren zog.

Die Hoffnungen der deutschen Bogenschützinnen, wenigstens einen olympischen Quotenplatz zu gewinnen, sind ebenfalls geplatzt. Lisa Unruh (Berlin/Foto) war als letzte Vertreterin des Deutschen Schützenbundes im Viertelfinale ausgeschieden.

Gegen Evagelia Psarra (Griechenland) war der Sprung in das Halbfinale durchaus möglich, doch eine schwächere zweite Passe der Berlinerin war für das Match entscheidend. Nach den ersten drei Pfeilen lag Lisa Unruh beim 27:28 nur mit einem Ring im Rückstand, doch während sie die zweite Serie mit Acht, Acht und Sieben abschloss, erzielte die Griechin zwei Zehner und eine Neun.

Dies war zur Hälfte der Begegnung schon die Entscheidung, denn Lisa Unruh konnte einen Rückstand von sieben Ringen nicht mehr egalisieren und verlor das Match am Ende mit 104:106. Für einen olympischen Quotenplatz hätte sie mindestens Dritte bei diesem Turnier werden müssen.

Alle drei deutschen Schützinnen hatten heute Morgen in der ersten Runde ein Freilos. Lisa Unruh hatte in Runde zwei zunächst Martina Mackova (Tschechische Republik) klar mit 106:98 geschlagen und sich im Achtelfinale mit 107:98 ebenfalls souverän gegen Katsiana Muliuk (Weißrussland) durchgesetzt.

Evagelia Psarra war eine Runde zuvor schon für Anja Hitzler (Berlin) zur Endstation in diesem Wettbewerb geworden. Nach der Hälfte des Wettkampfes führte die Deutsche mit 52:49 und es schien alles für die deutsche Schützin zu laufen, doch mit den letzten drei Schüssen vergab die 25-jährige Sportsoldatin den Sieg. Eine Sechs, eine Vier und eine abschließende Fünf bedeuteten das Aus für Anja Hitzler. 94:98 lautete das Resultat nach den zwölf Pfeilen.

Eine ratlose Schützin nach dem Match: „Ich kann mir absolut nicht erklären, woran diese Schlussphase gelegen hat. Ich dachte noch, es wären Neuner gewesen, doch dann sagte mir der Trainer Vier und Fünf zum Abschluss. Ich habe es nicht geglaubt, denn ersichtliche Fehler habe ich nicht gemacht.“

Ihre erste Begegnung hatte Anja Hitzler gegen Beatriz Cabrero (Spanien) mit 105:103 gewonnen, wobei sie einen Rückstand von einem Ring in der zweiten Hälfte der Partie aufholen musste, weil sie nach vier Zehnern und einer Neun im letzten Schuss der ersten Passe eine Vier erzielte.

Karina Winter (Berlin/Foto), die die Qualifikation mit 661 Ringen als Beste absolviert hatte und mit dieser Ringzahl sogar einen neuen deutschen Rekord aufgestellt hatte, musste in der zweiten Runde gegen Elin Kattström (Schweden) antreten.

Sie schoss mit 108 Ringen ein ordentliches Ergebnis, doch die Skandinavierin war mit 110 Ringen diesmal besser und verwehrte Karina Winter das Weiterkommen. Die Berlinerin musste mit dem drittbesten Resultat aller 32 Schützinnen in dieser Runde ausscheiden. Das gleiche Pech hatte sie schon im Einzelwettbewerb der Europameisterschaften gestern. Die Tränen nach der Partie waren also durchaus erklärlich.

Für Bundestrainer Martin Frederick war der Kommentar zum Damenwettbewerb dementsprechend niedergeschlagen: „Unsere letzte Olympiachance bei den Damen ist nun das Turnier in Boe, wo es noch fünf Quotenplätze für fünf Nationen gibt, die bis jetzt nichts haben. Wir werden dorthin mit unserem Top Team fahren, um wenigstens diese allerletzte Möglichkeit noch zu nutzen.

Karina Winter hatte nach gestern nun zum zweiten Mal Riesenpech, dass sie auf eine Gegnerin traf, die ein solches Ergebnis nur einmal in zwei Jahren schießt. Die Schwedin ist ja auch gleich in der nächsten Runde sang- und klanglos ausgeschieden. Aber so sind nun einmal unsere Regeln, da darf man sich nicht beschweren. Karina ist so gut in Form, schoss bei der Qualifikation deutschen Rekord und dann so etwas.

Auch Lisa Unruh hat solide geschossen mit guten Ergebnissen. Gegen die Griechin hatte sie einen schwachen Moment in der zweiten Passe. Da hat sie zwei Schüsse nicht sauber abgegeben und sich einmal mit dem Wind verschätzt und schon war sie ausgeschieden.“

Alle Ergebnisse der Europameisterschaften Bogenschießen in Vittel finden Sie nach Abschluss der Wettkämpfe hier.

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