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Parlamentarischer Abend Berlin: DSB, DJV und Parlamentskreis Schützenwesen einig

12.09.2025 10:49

Es herrschte gute Stimmung und große Einigkeit auf dem ersten Parlamentarischen Abend für Ehrenamt und Brauchtum am Mittwochabend, 10. September, im Kaisersaal der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin: Der Deutsche Schützenbund (DSB), der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Parlamentskreis Schützenwesen hatten geladen. Ca. 40 Bundestagsabgeordnete sowie130 Gäste aus dem Jagd- und Schützenwesen kamen zusammen, um sich kennenzulernen, auszutauschen und über die Themen zu sprechen, die Jäger und Schützen bewegen.

Foto: Marco Urban / Auf dem parlamentarischen Abend kamen Politiker, Jäger und Sportschützen zusammen, u.a. DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels (2.v.l.), MdB Florian Müller, Nele Wißmer und DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke (ganz rechts).
Foto: Marco Urban / Auf dem parlamentarischen Abend kamen Politiker, Jäger und Sportschützen zusammen, u.a. DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels (2.v.l.), MdB Florian Müller, Nele Wißmer und DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke (ganz rechts).

Nach der Begrüßung aller Anwesenden durch CDU-Bundestagsmitglied Florian Müller, der zugleich Initiator und Vorsitzender des Parlamentskreises Schützenwesen ist - eines überparteilichen und informellen Zusammenschluss von Abgeordneten - äußerten sich die Präsidenten Hans-Heinrich von Schönfels (DSB), Helmut Dammann-Tamke (DJV) sowie Nele Wißmer, die als Sportschützin sowie Jägerin beide Bereiche vertritt, in einer lockeren Gesprächsrunde.

Dammann-Tamke formulierte zum Waffenrecht und dessen anstehender Evaluation eindringlich seine Erwartungen an die Politik: „Rückgrat!“, nannte er als zentrale Forderung von der Politik und präzisierte das im Folgenden: „Ich erwarte einfach mehr Ehrlichkeit von der Politik und nenne nur ein Beispiel: Wir benötigen dringend eine Aufschlüsselung von Taten, die mit illegalen und legalen Waffen begangen wurden. Denn jedes Mal, wenn eine schlimme Tat erfolgt, kommt reflexartig der Ruf nach Verschärfungen des Waffenrechts. Und das ist einfach nicht korrekt, weil es nur die Legalwaffenbesitzer betrifft, die zu einem minimalen Prozentsatz für Verbrechen mit Waffen verantwortlich sind“, so der DJV-Präsident unter dem Beifall der Beteiligten. DSB-Präsident von Schönfels ergänzte um das zweite rechtliche Thema, das Sportschützen und Jäger umtreibt: eine Beschränkung der Blei-Munition: „Der Schutz der Umwelt ist ein wichtiges Ziel, dem wir uns uneingeschränkt verpflichtet fühlen. Bei der Umsetzung des Umweltschutzes gilt es jedoch auf objektiver und wissenschaftlich begründeter Grundlage praktikable Lösungen mit Augenmaß zu finden. Denn, um es einmal auch mit Zahlen zu unterlegen, von den 10 Millionen Tonnen Blei, die in der EU jährlich produziert werden, kommen 0,5 Prozent davon im Schießsport zum Einsatz, die dann zum größten Teil auch wieder recycelt werden. Vor diesem Hintergrund lehnen wir die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene weitreichende Beschränkung der Verwendung bleihaltiger Munition, insbesondere im Flintenbereich, entschieden ab. Stattdessen fordern wir die weitere Verwendung bleihaltiger Munition für den Schießsport gemäß den geltenden nationalen rechtlichen Vorgaben. Und mit Blick auf Nele Wißmer neben mir kann ich nur sagen, wir brauchen weiterhin bleihaltige Munition, auch im Bereich des Flintenschießens, um international konkurrenzfähig zu bleiben.“

Dammann-Tamke und von Schönfels nahmen zu weiteren gemeinsamen Themen Stellung. Dammann-Tamke zum „ländlichen Raum“: „Es ist wichtig, dass die Diskrepanz in der Lebenswirklichkeit zwischen dem ländlichen und dem urbanen Raum nicht größer wird, um damit die Spaltung der Gesellschaft nicht weiter zu befördern. In den Dorfgemeinschaften nehmen die Schützen- und Jagdvereine dabei wichtige soziale Funktionen ein.“ Zum Stichwort „Ehrenamt“ ergänzet von Schönfels daraufhin: „Das bürgerschaftliche, freiwillige, ehrenamtliche Engagement in unseren gemeinnützigen Vereinen ist seit jeher die Grundlage unseres Verbandes. Wir fordern eine Verbesserung der Rahmenbedingungen wie z.B. Bürokratieabbau, Reduzierung der Kosten und Vereinfachung des Steuerrechts für Vereine.“ Nele Wißmer, die Olympia-Achte im Skeetschießen von Paris 2024, fasste ihre zwei Wünsche an die Politik in Worte und stützte damit die beiden Präsidenten: „Da sind zum einen die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Jagd und den Schießsport, d.h. das Waffenrecht und die Bleithematik. Beides ist wichtig, um waidgerecht wirken zu können und auch international wettbewerbsfähig zu sein. Und damit wir auch zukünftig Erfolge einfahren, die von uns ja auch erwartet werden, bedarf es natürlich einer adäquaten und zukunftsweisenden Infrastruktur für den gesamten Leistungssport. Deswegen zusammenfassend: Die rechtlichen, sportfachlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen sind für mich als Jägerin und Sportschützin wichtig.“

Foto: Marco Urban / Tauschten sich rege aus: Die Olympia-Achte im Skeet, Nele Wißmer, und der neue Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes, Otto Fricke.
Foto: Marco Urban / Tauschten sich rege aus: Die Olympia-Achte im Skeet, Nele Wißmer, und der neue Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes, Otto Fricke.

Von Schönfels ging in Anwesenheit des neuen Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Olympischen Sportbundes Otto Fricke auch auf die anstehenden Abstimmungen zu einer deutschen Olympiabewerbung ein: „Wir sind auf den Weg nach Los Angeles 2028, wollen aber auch gerne Olympische Spiele in Deutschland haben. Der Deutsche Schützenbund unterstützt dies ausdrücklich, es ist aber noch einiges zu tun. Ein eindrückliches Beispiel: Der DSB plant bereits seit zehn Jahren eine 70m-Bogensporthalle in Berlin – es gibt bisher nirgendwo sonst in Deutschland eine entsprechende Halle. Aber die Politik vertröstet nur und schafft es nicht, Fakten zu schaffen. Da müssen wir besser werden.“

Es folgte ein Impuls-Vortrag von Erzbischof Dr. Heiner Koch, der mit seinen fünf Punkten Sport, Gemeinschaft, Verantwortung, Feiern und Tradition („Diese Punkte verbinden uns alle, sollten für eine Haltung sorgen und bleiben.“) die Zuhörer begeisterte und zum Nachdenken inspirierte, ehe sich Politiker, Sportschützen und Jäger in lockerer Atmosphäre untereinander mischten und austauschten. Dabei nutzten auch die anwesenden Landesverbands-Präsidenten die Gelegenheit, mit den Abgeordneten ihrer Region intensiv ins Gespräch zu kommen. Der Tenor aller Beteiligten war einhellig: Das sollte nicht der letzte Abend dieser Art gewesen sein.