International

Paul Titscher bester deutscher Einzelschütze

23.06.2005 00:00

Paul Titscher (Glindow/Foto rechts) ist gegen den mehrfachen Welt- und Europameister Morgan Lundin (Schweden/Foto links) bei den Weltmeisterschaften der Bogenschützen in Madrid im Viertelfinale des Compoundbogens nach einem dramatischen Kampf ausgeschieden. Der erfahrene Skandinavier, der viele internationale Titel auf seinem langjährigen Erfolgskonto stehen hat, besiegte den jungen DSB-Schützen mit 115:113. Damit steht kein deutscher Vertreter in den Halbfinals des Einzelwettbewerbs dieser WM.

Nach der ersten Passe lag der Schwede mit 29:28 nur um einen Ring besser als Paul Titscher, der dann in der zweiten Serie etwas an Boden verlor und mit einem 56:59-Rückstand in den dritten Durchgang gehen musste, wo er aber unbekümmert Morgan Lundin wieder einen Ring abnahm. 86:84 für den Schweden hieß es vor den entscheidenden drei Pfeilen der letzten Passe – ab dem Viertelfinale werden ja vier Passen a drei Pfeile abgegeben, nachdem bis dahin drei Passen mit je sechs Pfeilen zu absolvieren sind.

Paul Titscher hielt Tuchfühlung mit Morgan Lundin, konnte am Ende mit seiner Leistung hochzufrieden sein und die Glückwünsche seiner Mannschaftskollegen verdient in Empfang nehmen. „Ich bin in der Weltelite noch unbekannt, keiner hat einen auf der Rechnung und man macht sich keine großen Sorgen. Natürlich war ich aufgeregt, wie bei jedem Wettkampf, wenn ich so weit komme, aber ich hatte gar nichts zu verlieren und kann mit meiner Leistung hier in Madrid sehr zufrieden sein.“

Ins gleich Horn stieß auch Trainer Falk Thiele: „Paul hat hier Klasse geschossen. Technisch einwandfrei, das hätte ich nicht besser machen können. Lundin ist Welt- und Europameister gewesen, der hat alles gewonnen, was es bei uns gibt. Schlagen kann man den eigentlich nur, wenn richtiger Wind bläst, dann ist er etwas anfällig, aber das war jetzt nicht der Fall, es war im Viertelfinale windstill.“

Im Viertelfinale musste Paul Titscher gegen Jari Haavisto (Finnland) zunächst nach der ersten Passe einen 56:59-Rückstand aufholen, den er allerdings mit einer starken Leistung in der zweiten Serie nicht nur aufholte, sondern sich sogar mit 113:111 in Front brachte. Auch in der letzten Passe behielt er gegen den kämpfenden Skandinavier die Nerven und gewann knapp mit 168:167.

Zuvor konnte der erst 18-jährige Schüler in einem innerdeutschen Duell Stefan Griem (Berlin/Foto rechts) mit 172:168 bezwingen. Die beiden DSB-Schützen schenkten sich nichts. Über 55:55 nach der ersten Passe und 112:111 für Titscher nach den folgenden sechs Pfeilen, konnte Paul Titscher dann in der letzten Passe das Match für sich entscheiden.

Im Compoundbogen, wo gestern schon Robert Hesse (Hamm) als 92. und WM-Neuling Thomas Hasenfuss (Hohenmark-Krusemark) als 72. am Cut der besten 64 Schützen scheiterten, trugen heute die Herren die Hoffnungen von Trainer Falk Thiele.

Stefan Griem konnte gegen seinen Kontrahenten Ernest Jäggi (Schweiz) in der ersten Runde der Direktausscheidung mit 173:168 überzeugen. Der Berliner lag während der gesamten Partie in Führung und siegte schließlich deutlich.

Auch Paul Titscher zeigte in dieser Runde gegen Laszlo Kis (Ungarn) seine Klasse. Nach 55:55-Gleichstand in der ersten Passe, konnte der junge Schütze einen 114:110-Vorsprung in der zweite Passe herausschießen und siegte am Ende souverän mit 173:162.

Totalausfall dagegen bei den deutschen Damen, die bei den letzten Weltmeisterschaften 2003 in New York mit der Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb das einzige Edelmetall für den Deutschen Schützenbund gewinnen konnten.

Mit 159:164 unterlag Christina Knöbel (Villingen-Schwenningen) gegen Louise Hauge (Dänemark), Dorith Landesfeind (Felsberg) ging gegen Petra Friedl mit 148:163 unter und Petra Dortmund (Hamm/Foto links) musste sich Joann Tabanag (Phillipinen) mit 157:164 deutlich beugen.

Auch die junge Anja Baumgarten (Hohen-Neuendorf), die zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft teilnimmt und in Madrid einen neuen Deutschen Rekord für Juniorinnen mit 328 Ringen auf der 50-Meter-Distanz in der Qualifikation erzielte, konnte diesen Negativtrend nicht stoppen und verlor gegen Oktyabrina Bolotowa (Russland) mit 152:158.

Trainer Falk Thiele: „Abhaken den Einzelwettbewerb bei den Damen, jetzt wird für die Mannschaft trainiert. Was sollen wir sonst machen, der Deutsche Schützenbund hat ja schon lange die Prügelstrafe für solche Leistungen abgeschafft.“

Auch die Schützinnen selbst wussten sich keinen richtigen Rat. Petra Dortmund nach der Auftaktrunde: „Ich weiß echt nicht, woran es lag. Der Wind war es nicht und eigentlich hatte ich ein gutes Gefühl bei meinen Schüssen, aber sie lagen nicht im Zentrum. Jetzt müssen wir am Freitag in der Mannschaft zeigen, was wir können.“

Mit Veronika Haidn-Tchalova (Deggendorf/Foto links) und Karina Winter (Berlin) hatten zwei deutsche Damen im olympischen Recurvebogen die erste Runde der Direktausscheidung bei der WM überstanden. Alle anderen DSB-Teilnehmer schieden in Runde eins des Einzelwettbewerbs aus.

Lange Zeit lagen auch die einzigen beiden Siegerinnen des Deutschen Schützenbundes zurück und die kleine deutsche Kolonie musste einen kompletten Ausfall befürchten, doch in der letzten Passe kamen die beiden deutschen Damen ins Match zurück, zogen an ihren Gegnerinnen vorbei und konnten sich für das Sechzehntelfinale qualifizieren.

Veronika Haidn-Tchalova besiegte Chekrovolu Swuro (Indien) mit 160:158 und Karina Winter bezwang die international erfahrene Alison Williamson (Großbritannien) mit 154:153. Dagegen unterlagen Anja Hitzler (Alfdorf) gegen Kateryna Ksonofontova (Ukraine) klar mit 139:150 und auch Christina Schäfer (Düren/Foto oben rechts), die in dieser Saison schon sehr gute Leistungen zeigte, verlor in der ersten Runde gegen Charlotte Burgess (Großbritannien) knapp mit 146:147.

In der zweiten Runde kam dann aber auch das Aus für die beiden letzten Recurveschützinnen im Wettbewerb. Gegen Dola Banerjee (Indien) verlor Veronika Haidn-Tchalova mit 157:161 und Karina Winter (Foto links) ereilte das gleiche Schicksal durch ein hauchdünnes 152:153 gegen Khatuna Lorig (USA). Lange Zeit sah es für die junge Berlinerin gut aus, denn noch nach der zweiten Passe lag sie mit 100:98 in Führung.

Die Herren meldeten sich komplett nach der Auftaktrunde ab. Michael Frankenberg (Hagen a.T.W.) hatte im Dritten der Qualifikation, Balzhinima Tsyrempilow (Russland) sicherlich den schwersten Gegner des DSB-Trios und unterlag dementsprechend deutlich mit 162:168. Zu keiner Zeit konnte der Westfale seinem Kontrahenten gefährlich werden.

Auch Sebastian Rohrberg (Langwedel) stand gegen Cheng-Pang Wenig (Taiwan) auf verlorenem Posten und verlor das Match mit 158:163 klar. Hier sprechen die Zwischenergebnisse mit 51:52 und 102:106 nach den ersten beiden Passen Bände.

Lediglich Jens Pieper (Braunschweig/Foto rechts) schürte die Hoffnungen von Bundestrainer Martin Frederick, indem er nach Abschluss der Begegnung mit seinem Gegner Gautam Singh (Indien/Foto links) 159:159 ringgleich war und ins Stechen musste.

Nach zwei Achtern der Beiden im ersten Schuss des Stechens, neigte sich jedoch die Wagschale durch ein 10:9 zugunsten des Schützen vom asiatischen Subkontinent und damit war auch für den letzten Teilnehmer der Herrenmannschaft im Recurvebogen das Aus gekommen.

Cheftrainer Martin Frederick war natürlich nicht zufrieden: „Unerfreulich ist das Ganze, vor allem bei den Herren. Michael hat am Anfang den Wind unterschätzt und dann kann man gegen einen Tsyrempilow kaum noch etwas ausrichten. Sebastian Rohrberg hat in der zweiten Passe entscheidenden Boden verloren und Jens Pieper hat seine Leistung gebracht, ist aber leider im Shoot-off gescheitert. Bei den Damen sind zwei Schützinnen ins Sechzehntelfinale vorgedrungen. Das ist eigentlich in Ordnung, aber sie können weitaus mehr und damit meine ich alle vier Schützinnen. Die haben noch mehr Potenzial und das müssen wir in nächster Zeit rauskitzeln."

Alle bisherigen Ergebnisse von den Weltmeisterschaften der Bogenschützen in Madrid finden Sie hier.