Allgemeines
Rückschau und Ausblick
Mit seiner Grundsatzrede beim 57. Deutschen Schützentag in Neubrandenburg hielt DSB-Präsident Josef Ambacher (Foto) vor den Delegierten aus ganz Deutschland nicht nur eine Rückschau auf die vergangenen zwei Jahre, sondern er nahm die Ansprache zum Anlass, im Jahre des 150-jährigen Jubiläums des ältesten deutschen Spitzensportverbandes auch in die Zukunft zu blicken.
Die komplette Rede des DSB-Präsidenten:
Liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
in diesem Jahr jährt sich die Gründung unseres Deutschen Schützenbundes zum 150. Mal. Hinter uns liegt eine bewegte Schützengeschichte, vor uns hoffentlich eine gelingende Zukunft. Und heute begehen wir mit der Delegiertenversammlung im Jubiläumsjahr – da sind wir uns sicher einig – einen durchaus denkwürdigen Tag: Kein anderer Spitzensportverband kann auf eine derart lange, facettenreiche Geschichte seit 1861 zurückblicken, nur wenige andere Verbände haben so engagierte Mitglieder und so erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler in ihren Reihen.
Vergleichsweise bescheiden ist dagegen die Zeitspanne, die seit dem letzten Deutschen Schützentag in Travemünde vergangen ist. Da reden wir nicht in den Kategorien von Jahrzehnten und Jahrhunderten, wie es die Schützen eben gerne tun. Nein – das letzte Mal kamen wir in diesem Kreis vor zwei Jahren zusammen.
Doch die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in dieser Zeit sind auch am Deutschen Schützenbund, an seiner Tradition, seinem Sport und seinen Mitgliedern nicht spurlos vorüber gegangen. Der Deutsche Schützenbund hat – und da schließe ich mich ausdrücklich mit ein – sehr genau registriert, wie es den vielen engagierten Schützinnen und Schützen in ihren Vereinen in den vergangenen zwei, drei Jahren gegangen ist.
Eines, liebe Schützinnen und Schützen, steht fest: Ein beherztes „Weiter so!“ ist garantiert die falsche Antwort auf die vielen Herausforderungen, die vor uns liegen, damit unser Deutscher Schützenbund weitere 150 Jahre Bestand hat. Und eines sage ich deswegen auch ganz deutlich: Das Jubiläumsjahr mag bestimmt dazu einladen, Schlüsse aus der Geschichte zu ziehen, Rückblicke zu formulieren und Meilensteine hervorzuheben. All das hat sicherlich seinen Sinn und seine Berechtigung.
Doch ich rufe Sie heute auch dazu auf: Verwenden wir unsere Kraft, unsere Ideen und unsere Kreativität in erster Linie dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden, nämlich für die Zukunft unseres Verbandes. Setzen wir uns ein für neue Perspektiven und tragfähige Konzepte, die den Deutschen Schützenbund, seine Landesverbände und ihre zahlreichen Vereine weiterbringen und ihn auch zukünftig für möglichst viele Menschen in unserem Land interessant und attraktiv machen.
Und wenn ich sehe, mit welchem Einsatz in den verschiedenen Gremien des Deutschen Schützenbundes gearbeitet wird, wie viele Impulse aus den Landesverbänden und Vereinen kommen und auf wie viele qualifizierte Ehrenamtliche wir uns verlassen können, bin ich sehr stolz auf unseren Verband und seine Zukunftsfähigkeit:
Ich nenne in diesem Zusammenhang einen Punkt, der mir sehr am Herzen liegt und der im großen Maße über unsere gemeinsame Zukunft entscheiden wird: Unser Sport, unsere vielfältigen Disziplinen und das Schützenbrauchtum hängen direkt von der gesellschaftlichen Akzeptanz ab, die man uns entgegen bringt. Die Schützinnen und Schützen kamen schon immer aus der Mitte der Gesellschaft, dort sind sie zu Hause und dort wollen wir auch weiterhin unseren festen Platz haben. In den vergangenen Jahren ist es ganz deutlich geworden: Die Medien neigen zu immer stärkerer Polarisierung, sie spitzen zu und zeichnen nicht selten nur schwarz/weiß. Wir setzen Transparenz, ein aufgeschlossenes Auftreten und so viele sachliche Informationen wie möglich dagegen, denn nur so werden wir in einer sich dramatisch wandelnden Medienwelt Gehör finden.
Dass wir mit dieser umsichtigen Kommunikation richtig liegen, bestätigen mir immer wieder die vielen Vertreter aus dem deutschen Sport und der Politik: Der Deutsche Schützenbund wird als seriöser, verlässlicher und verantwortungsvoller Gesprächspartner geschätzt. Zugleich haben wir in den vergangenen Jahren jede sich bietende Möglichkeit genutzt, um mit ganz unterschiedlichen Interessensgruppen ins Gespräch zu kommen, Standpunkte auszutauschen und zukünftige Entwicklungen zu diskutieren. Genauso nutzen wir die neuen Medien zur unmittelbaren Kommunikation. Das sind wir einer interessierten Öffentlichkeit schuldig und dafür danke ich allen im Bundesverband, in den Landesverbänden und Vereinen, die hieran mit großem Einsatz mitgearbeitet haben.
Und noch etwas: Der Deutsche Schützenbund kümmert sich entschieden um eine angemessene Interessensvertretung unserer Mitglieder – längst nicht mehr nur in den Ländern oder in Berlin. Der Großteil aller Entscheidungen fällt inzwischen bei der EU in Brüssel oder sogar bei den Vereinten Nationen in New York – hier müssen wir ansetzen und aktiv sein. Ich erinnere Sie in diesem Zusammenhang nur an das UN Feuerwaffenprotokoll und die EU Richtlinie zum Transport von Sportwaffen und Munition, die unmittelbar geltendes Recht in Deutschland wurde!
Ein weiteres Zukunftsthema unseres Verbandes rückt immer näher und die konkrete Umsetzungsphase steht unmittelbar bevor: Das Bundesleistungszentrum Wiesbaden-Klarenthal wird umfassend modernisiert und fit gemacht für die zukünftigen Anforderungen im Schießsport – dank Ihrer Entscheidung in Travemünde 2009. In den vergangenen zwei Jahren hat eine Vielzahl wichtiger Gespräche stattgefunden, die das größte Projekt in der Geschichte unseres Verbandes entscheidende Schritte vorangebracht haben.
Eines möchte ich besonders unterstreichen: Bei all diesen Gesprächen, Diskussionen und Beratungen ist unser Konzept eines neuen, integrativen Bundesleistungszentrums für behinderte und nichtbehinderte Sportlerinnen und Sportler auf große Zustimmung und Anerkennung gestoßen. Bereits mit der Integration der SH1-Schützen in das Ligensystem des Deutschen Schützenbundes haben wir nachdrücklich gezeigt, dass wir es ernst meinen mit einer aufrichtigen und umfassenden Kooperation mit körperlich eingeschränkten Sportlern. Wir sind damit übrigens Vorreiter im gesamten organisierten Sport! Und ich freue mich schon jetzt auf die noch intensivere Zusammenarbeit mit den beiden Sportabteilungen des Deutschen Behindertensport-Verbandes.
Das neue Bundesleistungszentrum Klarenthal wird nicht nur sportwissenschaftlich auf dem neuesten Stand der Technik sein. Wir haben uns darüber hinaus zum Ziel gesetzt, das BLZ besonders umweltfreundlich, energieeffizient und nachhaltig zu bauen und zu betreiben.
Das Jahr 2012 haben wir nun als Zeitpunkt für die ersten Baumaßnahmen in den Blick genommen, bis dahin sollen alle notwendigen Verhandlungen abgeschlossen, die Finanzierung geregelt und die baurechtlichen Aspekte abschließend beschieden sein. Ich sage Ihnen schon heute zu, dass der Deutsche Schützenbund auch weiterhin umfassend und aktuell zu diesem wichtigen Bauvorhaben informieren wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass das neue Bundesleistungszentrum beiden von uns vertretenen Sportarten zusätzlichen Auftrieb verleihen wird, unsere Sportlerinnen und Sportler noch besser auf die stetig wachsende Konkurrenz im internationalen Umfeld vorbereiten und die sport- und trainingswissenschaftliche Arbeit des Deutschen Schützenbundes und seiner Landesverbände weiter voranbringt. Das BLZ Klarenthal ist damit eine Zukunftsinvestition von unschätzbarem Wert – keinesfalls nur für den Bundesverband, die Vorteile dieses neuen Bundesleistungszentrums reichen bis in die Vereine.
Unterstützung und Hilfe sind ebenfalls zwei wichtige Stichworte, wenn ich an die Zukunft unseres Verbandes denke. Ich habe es eingangs schon erwähnt, die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz unseres Sports und unserer Tradition ist in den vergangenen Jahren in erheblichem Maße in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Das ist ohne Frage ein Themenfeld, dem wir in den nächsten Jahren noch viel mehr Beachtung schenken müssen. Zugleich sage ich aber auch: Die ehrenamtlichen Leistungen unserer Mitglieder sind herausragend, das ist mir gerade in den vergangenen zwei Jahren mehr als positiv aufgefallen. Viel zu viele Vereine stellen ihr Licht noch immer zu Unrecht unter den Scheffel. Sie tun Gutes – aber reden nicht darüber.
Liebe Delegierte, jedes gesellschaftliche, soziale und kulturelle Engagement in den Vereinen hat es verdient, öffentlich vorgestellt zu werden. In einer Zeit, in der nicht selten die Ellenbogen regieren und der Egoismus auf gefährliche Art um sich greift, setzen die Schützinnen und Schützen mit ihren Leistungen einen respektablen Kontrapunkt. Innerhalb kurzer Zeit konnte der Deutsche Schützenbund schon 18 Schützenvereine und zahlreiche „Stille Stars“ auszeichnen, die im wahrsten Sinne des Wortes Schützenhilfe geleistet haben, die sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen und die immer wieder aufs Neue beweisen, dass der Deutsche Schützenbund eben doch mehr ist als „nur“ ein Sportverband unter vielen.
Wir haben Schützenkameraden und –kameradinnen gesehen, die für ihren Ort viele Tage lang Schnee geschaufelt haben, die seit Jahren Hilfsgüter nach Rumänien bringen und dort nur noch „die roten Engel von Enniger“ genannt werden, die über 50.000 Euro an die Lebenshilfe gespendet haben, die mit Kindern beachtliche Theaterstücke auf die Bühne bringen, die die Arbeit eines Kinderhospizes unterstützen oder die Schützenfeste organisieren, bei dem wirklich niemand vergessen wird, nicht einmal die Bewohner des örtlichen Altenheims.
Liebe Schützinnen und Schützen, wenn jetzt noch immer manche Politikerin fragt „Wozu braucht es Schützen?“, ja dann kann ich das nur als Schlag ins Gesicht unserer engagierten Mitglieder auffassen.
Gerne lade ich alle Besserwisser zu einer einfachen Kopfrechnung ein:
Der Deutsche Olympische Sportbund und die Sporthochschule Köln analysieren im Rahmen der Sportentwicklungsberichte auch die Situation der Schützenvereine eingehend. Zum Thema soziale und gesellschaftliche Wertschöpfung fällt das Fazit unmissverständlich aus: Die etwa 90.000 Vereine unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes sorgen jährlich für eine soziale Wertschöpfung von 6,7 Milliarden Euro. Umgerechnet auf unsere 15.000 Schützenvereine heißt das: Unser Schützenengagement lässt sich jährlich auf nicht weniger als 1 Milliarde Euro beziffern, die der Gesellschaft und dem Gemeinwohl zu Gute kommen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren, all das ist bestimmt nicht selbstverständlich und schon gar nichts, um einfach zur Tagesordnung überzugehen. Nein, das ist bürgerschaftliches Engagement erster Klasse!
In diesem Zusammenhang sei mir ein weiterer Punkt erlaubt, viele von Ihnen können ihn wahrscheinlich schon gar nicht mehr hören – es geht um die immer weiter zunehmende Bürokratie. Wir verwalten uns in der Bundesrepublik Deutschland inzwischen zu Tode, anders kann man es nicht mehr nennen! Wir müssen immer neue bürokratische Hemmnisse erdulden, ergehen uns in Formularen und Vorschriften und streiten schließlich über die richtige Farbe der Stempel auf irgendwelchen Formblättern.
Kennen Sie schon den neuesten Clou der Bürokraten aus Brüssel und Berlin? Er nennt sich SEPA Lastschriftverfahren, europaweite Vereinfachungen werden uns versprochen, sichere Überweisungen über Ländergrenzen hinweg. Doch die Realität gerade für uns Sportverbände ist eine völlig andere: Zur Umstellung soll die erneute Abfrage der Kontodaten und eine weitere Unterschrift der Mitglieder nötig sein, um auch weiterhin Vereinsbeiträge per Lastschrift einzuziehen. Bei fast 1,5 Millionen Mitgliedern, die unsere Vereine zählen, ist das allenfalls eine irrsinnige Mammutaufgabe! Dagegen werden wir mit aller Entschiedenheit kämpfen, denn eines ist doch auch klar: Welches ehrenamtliche Vereinsmitglied wird sich diese Zwänge und Vorgaben bald noch antun? Die Gefahr ist groß, dass uns auch aufgrund des sich immer weiter um sich greifenden Bürokratismus Mitglieder verloren gehen oder ihre Ehrenämter aufgeben.
Ganz ähnlich geht es uns mit Umweltauflagen, gerade bei den Wurfscheinbenständen. Das kostet unseren Vereinen viel Zeit, Geld und Nerven. Die immer weiter um sicht greifende Regelungswut mancher Bürokraten gefährdet schließlich unseren Sport und unsere Disziplinen. Es ist schon merkwürdig, dass in den Sonntagsreden immer betont wird: „Sport braucht Räume“. Ja, die braucht unser Sport wirklich, wohlfeile Worte alleine genügen da sicher nicht. Wir werden als Deutscher Schützenbund bestimmt nicht tatenlos zusehen, wie immer weiter eingeschränkt, limitiert und geregelt wird, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Aber das betone ich auch: Man kann natürlich gegen immer neue Gesetze und Erlasse sein und wenn es um unser strenges deutsches Waffengesetz geht, treten wir immer für Augenmaß und Umsicht ein. Alle Änderungen oder Verschärfungen, die nicht nachweislich der Sicherheit dienen, tragen wir nicht mit.
Umgekehrt gilt jedoch unverändert: Null Toleranz bei der Aufbewahrung von Sportwaffen und Munition. Diese müssen jederzeit sicher und ordnungsgemäß gelagert werden. Jeder der dagegen verstößt, muss mit der vollen Härte des Gesetzes konfrontiert werden!
Gerade habe ich es schon einmal angesprochen: Die zukünftige Mitgliederentwicklung in unserem Verband bereitet uns Sorgen, wir müssen gezielt gegensteuern. Und auch hier sage ich Ihnen ganz deutlich: Wir Schützen haben dieses Thema erkannt und wir kümmern uns darum, denn kein Mitglied darf uns egal sein, kein Mitglied dürfen wir einfach so „gehen lassen“: Gegenwärtig sind wir mit über 1,4 Millionen Mitgliedern der viertgrößte Spitzensportverband der Bundesrepublik. Damit das auch zukünftig so bleibt, haben sich das Präsidium, die Landesverbände und ein wirklich tatkräftiges Team in den vergangenen Jahren eine Menge einfallen lassen.
Jonny Otten wird uns all dies noch selbst präsentieren, da möchte ich gar nicht vorgreifen. Aber eines unterstreiche ich schon jetzt: Ab heute geht es in die konkrete Umsetzungsphase und wir werden mit aller Kraft anpacken müssen, um das Thema Mitgliederentwicklung für uns entscheiden zu können.
Das Motto lautet „Ziel im Visier – Mehr Mitglieder und mehr Engagement für Ihren Schützenverein“, eine erste Broschüre mit den zukünftigen Arbeitsschwerpunkten und Tischfahnen finden Sie auf Ihren Tischen.
Aber Vorsicht: Die Umsetzung, die jetzt beginnt, wird bestimmt nicht leicht, vor uns liegt ein steiniger und langer Weg, den wir nur meistern werden, wenn alle an einem Strang ziehen und gemeinsam hart arbeiten. Da heißt es zusammenhalten und anpacken – „die da oben werdens schon richten“ zählt auf keinen Fall. Unsere Vereine und ihre Mitglieder stehen unmissverständlich im Mittelpunkt, dieses Ziel haben wir ab sofort im Visier.
Denn: Letztlich können wir nur gewinnen, wenn es dann im Jahr 2018 tatsächlich heißt: Der Deutsche Schützenbund zählt mindestens 1,5 Millionen Mitglieder. Lieber Jonny, da nehme ich Dich gerne einmal beim Wort! Und liebe Württemberger, an Euch denke ich in diesem Zusammenhang natürlich auch, ihr geht mit beeindruckendem Beispiel voran und habt hervorragende Zukunftsworkshops ins Leben gerufen, deren Ergebnisse schon jetzt zeigen, wie viel Potenzial in eurem Landesverband steckt. Andere Landesverbände sind auf diesem Feld ebenfalls aktiv und ergänzen das Projekt Mitgliederentwicklung ganz besonders. Weiter so, kann ich da nur sagen.
Eine Anregung hierzu: Vergessen Sie bei allen verbandlichen Aktivitäten nicht, dass das Sportschießen wie kaum eine andere Sportart ein Sport der Generationen ist. Alle Altersklassen sind unsere Zielgruppen, wir haben für alle etwas zu bieten und sicherlich die richtigen Angebote. Gerade der Jugend und den Senioren müssen wir dabei unsere volle Aufmerksamkeit schenken.
Ebenso erwähne ich ausdrücklich die Arbeit zweier weiterer Gruppen, die gegenwärtig einen Blick in die verbandliche Zukunft wagen und so sicherlich wichtige Pionierarbeit leisten: Mit der Arbeitsgruppe Strukturentwicklung und der Arbeitsgruppe Leistungssport haben wir inzwischen zwei Gremien, in deren Arbeit nicht nur ich große Hoffnungen und natürlich auch Erwartungen setze.
Bereits zu Beginn habe ich es Ihnen angekündigt: Ein Rückblick genügt mir nicht am 150-jährigen Verbandsjubiläum, wir müssen gemeinsam nach vorne schauen, denn dann können wir fraglos eine Menge für unseren Sport, unsere Tradition und unsere Mitglieder erreichen. Ich möchte Ihnen noch ein Zukunftsthema nennen, das bestimmt nicht nur mir unter den Nägeln brennt, nämlich die weitere wissenschaftliche Untersuchung des Schießsports gerade für Kinder und Jugendliche. Das mag sich für viele zunächst sehr abstrakt anhören, doch eine solche Studie, wie wir sie erst kürzlich beschlossen haben, ist für die Darstellung unserer anerkannt hochwertigen, verbandlichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Öffentlichkeit von größtem Nutzen.
Mit Professor Lange – er ist Sportwissenschaftler an der Universität Würzburg – haben wir dazu ein Forschungsprojekt initiiert, das besonders den Wert unseres Sports für Kinder und Jugendliche untersuchen wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns dies in einer öffentlich oft sehr einseitig und verkürzt geführten Debatte wichtige Argumente und objektive Fakten liefern wird.
Schon im nächsten Jahr sollen erste Zwischenergebnisse dieses Forschungsprojekts zur Verfügung stehen. Ich lege größten Wert darauf, dass diese Informationen allen Landesverbänden umgehend und ausführlich kommuniziert werden, damit auch sie von dieser Untersuchung und den wissenschaftlichen Fakten bei ihrer täglichen Arbeit mit Behörden, Schulen und Pressevertretern profitieren können.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich werden meine Rede an Sie nicht schließen, ohne etwas zum wichtigen Thema Leistungssport gesagt zu haben. Wir sind ein Spitzensportverband, wir wollen es auch weiterhin bleiben – mit Erfolg und guten sportlichen Leistungen unserer Athletinnen und Athleten. Doch ich sehe auch, dass der internationale Wettbewerb im Leistungssport zunehmend stärker wird. Das Klima wird rauer für unsere Schützen, andere Nationen haben beträchtlich zugelegt! Und bitte vergessen Sie das nicht: In Deutschland werden nur erfolgreiche Sportverbände gefördert, es gibt knallharte Zielvereinbarungen, vieles läuft nur noch über kurzfristige Projektförderungen und ist an strenge Evaluationen gebunden. Die Zeiten haben sich auch im Spitzensport massiv verändert!
Daher meine klare Aussage: Die Zukunft unseres Verbandes, die Finanzen unseres Deutschen Schützenbundes und seiner Landesverbände, hängen auch zu einem großen Teil an den spitzensportlichen Leistungen und den Erfolgen, die wir nach Hause bringen. Das geht uns alle an, der Spitzensport muss uns etwas wert sein, damit er eine Zukunft hat und damit unsere Athletinnen und Athleten auch weiterhin die ersten Medaillen bei den Olympischen Spielen holen.
Meine lieben Delegierten, liebe Schützinnen und Schützen, ohne Frage waren die zurückliegenden zwei Jahre seit dem vergangenen Schützentag in Travemünde für viele hier im Saal nicht leicht. Ich möchte nichts beschönigen oder Entwicklungen aus übertriebener Euphorie in Fehlfarben zeichnen. Doch bei jedem Rückschlag, bei jeder Enttäuschung ist es gut und wichtig, auch das in den Blick zu nehmen, was gut gelungen ist und was Mut gemacht hat für die Zukunft.
Neben vielen kleinen und großen Ereignissen möchte ich uns alle noch einmal an die Weltmeisterschaft im Sportschießen erinnern, die wir im letzten Jahr auf der Olympiaschießanlage in Hochbrück organisiert – oder soll ich besser sagen – gefeiert haben.
Wir hatten ein „Festival des internationalen Schießsports“ angekündigt und bestimmt nicht zuviel versprochen. „Die beste WM aller Zeiten“ nannte es der Internationale Schießsportverband und ich selbst war überwältigt von den mehr als 2.500 Athletinnen und Athleten, ihren Leistungen, ihrem friedlichen und harmonischen Miteinander und natürlich von den vielen tausend Zuschauern, die beigeistert dabei waren.
Es war ganz sicher eine Art „Sommermärchen“ für unseren Sport und unsere Disziplinen, bei dem wir viele organisatorische, mediale und sportliche Bestmarken setzen konnten. Gelungen ist uns das auch dank der zahlreichen hoch motivierten ehrenamtlichen Mitarbeiter, Helfer und Freiwilligen, die an einer unvergesslichen WM mitgearbeitet haben.
Die Heim-WM hat eindrucksvoll bewiesen, wozu wir Schützinnen und Schützen in der Lage sind, wenn wir alle an einem Strang ziehen und gemeinsam anpacken. Dann schaffen wir Großes und arbeiten an der Zukunft unseres Verbandes.
Mit diesem Wunsch möchte ich meine Worte an Sie auch schließen: 150 Jahre Deutscher Schützenbund sind mehr, als eine Randnotiz im Geschichtslexikon. Diese Zeitspanne ist für uns alle größte Verpflichtung für die Zukunft, auch weiterhin mit aller Kraft an unserem Haus „Deutscher Schützenbund“ weiterzubauen, Ideen zu entwickeln und Vorhaben umzusetzen. Wenn wir gemeinsam, geschlossen und vor allem optimistisch ans Werk gehen, wird uns das auch in Zukunft gelingen.
Vielen Dank.