Europameisterschaften
Silber für Hans-Jörg Meyer im Windroulette von Osijek
Hans-Jörg Meyer (Wolfenbüttel/Foto links) hat bei den Europameisterschaften Sportschießen in Osijek (Kroatien) mit der Freien Pistole die Silbermedaille gewonnen. In einem von starkem Wind geprägten Finale musste der 45-jährige Niedersachse mit insgesamt 653,8 Ringen (Vorkampf 557/Finale 96,8) nur Joao Costa (Portugal/Foto Mitte) den Vortritt lassen. Der Portugiese gewann die Goldmedaille mit 656,7 Ringen (Vorkampf 565/Finale 91,7).
Hans-Jörg Meyer ging als Vierter in die Entscheidung um die Medaillen, die bei den Zuschauern im Gedächtnis bleiben wird, denn der böige Wind schüttelte das Feld erheblich durcheinander.
Nach dem zweiten Durchgang lag der Deutsche auf Rang drei, nach dem dritten auf Rang sechs und dort blieb er auch erst einmal bis zum entscheidenden sechsten Schuss.
Der Olympiateilnehmer von Peking schoss vorher immer recht schnell, doch in diesem Versuch wartete er den Wind ab und tat gut damit, denn die gesamte Konkurrenz stürzte ab: Joao Costa 7,8, Norair Baktamian (Armenien/Foto rechts) 7,0, Wladimir Isakow (Russland) 8,2, Leonid Ekimow (Russland) 7,6, Pablo Carrera (Spanien) 8,5 und Francesco Bruno (Italien) sogar nur 5,1 – Hans-Jörg Meyer nutzte dies, erzielte eine 10,2 und stand auf dem Silberrang, den er in den letzten Schüssen erfolgreich verteidigte.
„Es hatte gar keinen Sinn, gegen den Wind anzukämpfen", analysierte Hans-Jörg Meyer anschließend seinen Wettkampf, "ich habe versucht, ein wenig mit dem Wind zu gehen und dann zum richtigen Zeitpunkt den Schuss zu lösen. Vorne an den Zielen waren ganz andere Winde als hier hinten beim Schützen. Wenn ich beim Hochnehmen der Pistole gemerkt habe, dass der Wind zu stark ist, habe ich konsequent wieder abgesetzt. Wir hatten in der Vorbereitung auf diese EM in Suhl schon während des Trainings sehr viel Wind und ich glaube, das hat sich heute positiv ausgezahlt.
Es ist der größte internationale Erfolg, den ich in meiner Karriere hatte. Wir waren vor Jahren schon einmal Mannschaftsdritter, aber eine Einzelmedaille habe ich noch nicht bei Meisterschaften auf internationaler Ebene gewonnen.“
Die Bronzemedaille ging in diesem denkwürdigen Wettkampf an Norair Baktamian mit 651,5 Ringen (Vorkampf 558/Finale 93,5). Florian Schmidt (Frankfurt/Oder) kam mit 552 Zählern auf Rang 15 und Sebastian Rosner (Ulm) belegte mit 538 Ringen den 38. Platz.
Das deutsche Team belegte Platz vier in der Mannschaftswertung mit 1647 Ringen. Hier siegte Russland (1668 Ringe) vor Italien (1655 Ringe) und Portugal (1649 Ringe).
Bundestrainer Peter Kraneis freute sich über die Silbermedaille, denn „die Medaille kam für mich schon überraschend, weil ich nach unserer Vorbereitung in Suhl eher das Gefühl hatte, dass wir hier nur teilnehmen. Es waren schwere Bedingungen heute, erstens durch den Wind, zweitens durch Lichtwechsel, das sieht man an den Ergebnissen. Hans-Jörg Meyer hat das alles aber glänzend gelöst. Er hat versucht, schnell zu schießen, was unter diesen Verhältnissen sicherlich richtig war, nicht zu lange zu halten und wenn es wirklich kritisch war, hat er auch abgesetzt. Das war eine Klasseleistung von ihm. Das Mannschaftsergebnis dagegen ärgert mich gewaltig. Hier haben wir Ringe verschenkt, das hätte nicht sein müssen, denn drei Zähler mehr und wir hätten Bronze gewonnen.“
Mit Silber und Bronze war auch der deutsche Pistolennachwuchs heute sehr erfolgreich. Die erst 16-jährige Susanne Schneider (Sondershausen/Foto) belegte mit der Sportpistole Rang zwei, das Team der Junioren sicherte sich im Wettbewerb Freie Pistole den dritten Platz.
Nach der ersten von vier Finalserien, heftiger Wind blies über die Anlage, fand sich die Auszubildende zur Ergotherapeutin nur auf dem vierten Rang wieder. Eine 47,4 reichte nicht, um die nachdrängenden Katerina Diomkina (Ukraine) und Constance Joliff (Frankreich) auf Abstand zu halten.
Auch nach der zweiten Serie, die die DSB-Schützin mit guten 50,9 absolvierte war noch keine Besserung in der Tabelle in Sicht, aber sie lag nun nur noch 0,7 Ringe hinter der drittplatzierten Ukrainerin. In der dritten Serie waren dann die alten Verhältnisse wieder zurechtgerückt, denn die 50,3, die Susanne Schneider erzielte, reichten diesmal aus, um an Katerina Diomkina und Constance Joliff vorbei wieder auf den Silberrang zu kommen und diesen Platz verteidigte sie dann auch durch eine abschließen Runde von 49,3 Ringen in den fünf Schüssen. Insgesamt standen für sie 768,9 Ringe auf der Anzeigetafel.
„Ich habe ehrlich gesagt keine große Leistung von mir erwartet, weil es meine ersten Europameisterschaften überhaupt waren“, sagte eine strahlende Silbermedaillengewinnerin nach dem Finale, „ich wollte nur technisch sauber schießen. Dass es nun eine Medaille bei meiner internationalen Premiere geworden ist, macht mich natürlich überglücklich. Nach der ersten schwächeren Serie habe ich meine Körperspannung wieder richtig aufgebaut, nicht an das Ergebnis gedacht und einfach nur meine Technik weitergeführt. Generell benötige ich die erste Serie, um im Finale richtig warm zu werden.“
Ganz vorne war Ekaterina Lewina nicht zu erreichen. Die Russin siegte mit 774,4 Ringen und am Ende hatte Katerina Diomkina mit 767,1 Ringen die Bronzemedaille gewonnen. Sandra Kaluzny (Frankfurt/Oder), die zweite deutsche Juniorin in diesem Wettbewerb, belegte mit 557 Ringen den 14. Rang.
Gleich in der ersten Entscheidung des heutigen Tages gab es einen weiteren Medaillenerfolg für den Deutschen Schützenbund. Das Juniorenteam in der Besetzung Andreas Heise (Foto), Michael Heise (beide Wiggensbach) und Tobias Piechaczek (Königsberg) belegten mit insgesamt 1595 Ringen hinter Polen (1615 Ringe) und Tschechien (1600 Ringe) den dritten Platz und sicherten sich die Bronzemedaille.
Andreas Heise stand im Einzelwettbewerb als Achter mit 540 Ringen im Finale, hatte aber zwölf Ringe Differenz zum Führenden nach dem Vorkampf, Tomasz Wawrzonowski (Polen), der mit 552 Ringen in die Endrunde ging. Der junge Pole selbst hatte einen Ring Vorsprung auf Lukas Grunder (Schweiz).
Im Finale konnte Andreas Heise sich noch nach vorne schießen und beendete das Finale mit 95,4 Ringen und einem Gesamtergebnis von 635,7 Zählern. Dies bedeutete den guten fünften Rang für den jungen Schützen aus Bayern.
Gold ging an Lukas Grunder, der mit insgesamt 645,5 Ringen den nach der Qualifikation führenden Tomasz Wawrzonowski noch noch von der Spitzenposition verdrängen konnte. Der Pole gewann mit 641,1 Ringen Silber vor Rinat Ajupow (Russland), der mit 639,1 Ringen die Bronzemedaille in diesem Wettbewerb gewann.
Tobias Piechaczek belegte mit 532 Ringen im Einzelwettkampf Platz 14 und Michael Heise wurde 21. mit 523 Ringen.
Nachwuchs-Bundestrainerin Bärbel Georgi war natürlich mit der Medaillenausbeute ihrer Schützlinge zufrieden: „Mit den gewonnen Medaillen kann ich sehr zufrieden sein, obwohl die Jungs sich mit ihren Einzelergebnissen ein wenig unter Wert verkauft haben. Die zweitbeste Leistung, die Susanne Schneider jemals erzielte, dazu ihr bestes Resultat im Duellschießen, ausgerechnet bei ihren ersten Europameisterschaften, ist natürlich Spitze. Susanne hat heute Morgen im Vorkampf bei Wind schon sehr gut geschossen, sodass ich mir auch im Finale eine starke Brise gewünscht habe. Die ist dann ja auch gekommen und hat ihr noch ein wenig geholfen. Sandra Kaluzny hat in ihrem Wettkampf ein paar Ringe verschenkt, denn sie kann Mitte Sechzig schießen.“
Alle bisherigen Ergebnisse der Europameisterschaften in Osijek finden Sie über diesen Link.