Deutsche Meisterschaften

Sonja Pfeilschifter gewinnt souverän mit dem Sportgewehr

31.08.2008 00:00

Sonja Pfeilschifter (Ismaning/Foto) hat mit 691,7 Ringen (Vorkampf 592/Finale 99,7) am letzten Tag des „Olympischen Wochenendes“ bei den Deutschen Meisterschaften für Gewehr, Pistole, Laufende Scheibe und Armbrust 10 Meter in Garching-Hochbrück den Wettbewerb mit dem Sportgewehr gewonnen. Die 17. von Peking hatte bei ihrem Sieg am Ende 12,7 Ringe Vorsprung vor Dorothee Bauer (Speyer), die mit 679,0 Zählern (Vorkampf 582/Finale 97,0) Rang zwei belegte. Dritte wurde Ramona Gößler (Tairnbach) mit 678,8 Ringen (Vorkampf 580/Finale 98,8).

 

Im Vorkampf lag die mehrfache Welt- und Europameisterin mit 592 Ringen nur zwei Zähler unter ihrem eigenen Weltrekord, den sie 2006 beim Weltcup auf dieser Anlage mit 594 Ringen erzielte. 199 Ringe im Liegend-, 195 Zähler im Stehendanschlag und zum Abschliss noch einmal 198 Ringe im Kniendschießen lautete die herausragende Bilanz der 37-jährigen Sportsoldatin aus Bayern.

Im Finale ging es daher nur um die Frage, wer hinter der alles überragenden Sonja Pfeilschifter die Plätze auf dem Siegerpodest einnehmen würde. Melanie Neininger (Wiesloch), die mit 584 Ringen die zweitbeste Vorkampfleistung gezeigt hatte, konnte sich nicht in der Spitzengruppe halten, fiel zur Hälfte der Endrunde auf Rang drei und hatte am Ende nichts mehr mit der Entscheidung um die Medaillen zu tun.

Dorothee Bauer, nach dem Vorkampf auf Rang drei, kämpfte sich durch ein konstantes Finale nach der fünften Serie auf den Silberplatz vor und konnte diesen Rang auch gegen die Angriffe von Ramona Gößler verteidigen. Die Badenerin hatte sich durch ein gutes Finalergebnis von Platz sieben nach dem Vorkampf auf den Medaillenrang geschossen.

Sonja Pfeilschifter hatte nach dem überlegenen Sieg natürlich gut lachen: „Das Vorkampfergebnis war endlich mal wieder eine normale Leistung von mir. Nach einem eher engen Schuss im Liegendschießen habe ich mich zusammengerissen und mich voll konzentriert. Das hat dann zu diesem Ergebnis geführt. Im Finale wollte ich eigentlich über hundert Ringe schießen, als ich aber zwei Mal 10,9 hintereinander geschossen hatte, gefolgt von einer 10,6, war ich zufrieden.“

Pirkko Endler (Lathen) gewann den Titel bei den Juniorinnen und zeigte im Vorkampf mit 586 Ringen eine hervorragende Leistung, die nur einen Ring unter dem deutschen Rekord lag. Mit 685,1 Ringen (Vorkampf 586/Finale 99,1) gewann sie den Wettbewerb vor Melanie Kunz (Unna), die mit 679,2 Ringen (Vorkampf 580/Finale 99,2) Zweite wurde. Auf Rang drei kam Jessica Mager (Solingen) mit 678,9 Zählern (Vorkampf 581/Finale 97,9).

 

Im Finale der Herren mit dem Luftgewehr standen in diesem Jahr Schützen, die ansonsten nicht so oft im Rampenlicht stehen. Nach einer spannenden Endrunde mit vielen Positionswechseln gewann Alexander Obermaier (Isar-Ampertal/Foto) mit 697,1 Ringen (Vorkampf 594/Finale 103,1) den nationalen Meistertitel.

Markus Groß (Wechingen) belegte Rang zwei mit 695,3 Zählern (Vorkampf 594/Finale 101,3) vor Norbert Ettner (München), der sich im letzten Schuss mit 694,1 Ringen (Vorkampf 592/Finale 102,1) die Bronzemedaille sicherte.

Jeweils vier Schützen waren mit 594 und 592 Ringen in die Medaillenentscheidung der besten Acht nach dem Vorkampf gegangen. Thomas Hoche (Hilgert), mit 594 Ringen nach der Qualifikation an Position eins, eröffnete den Wettkampf mit einer 10,2 und ging damit nach der ersten Serie in Führung.

Eine 9,4 und eine 9,6 warfen den Rheinländer jedoch auf den vierten Rang zurück, eine 9,0 und eine 8,8 im siebten und achten Durchgang bedeuteten das Ende aller Medaillenträume für den Vorkampfersten, der letztendlich mit Platz sieben zufrieden sein musste.

Alexander Obermaier dagegen schoss ein sehr gutes Finale. Der Bayer begann zwar mit einer 9,4, doch sollte dies die letzte Neun vor dem allerletzten Schuss sein. Acht Mal die Zehn und im letzten Durchgang eine 9,9 sicherten ihm die Goldmedaille und den obersten Platz auf dem Siegerpodest.

Norbert Ettner kämpfte sich von Position sieben nach dem Vorkampf immer weiter nach vorne und stand vor der letzten Serie mit dem erfahrenen Bundesliga- und Armbrustschützen Bernd Schott (Waldkraiburg) gleichauf auf Platz drei. Die 10,1:9,9 gewann Norbert Ettner den direkten Vergleich im letzten Schuss und sicherte sich damit den dritten Rang.

Julian Justus (Homberg/Ohm) wurde neuer Deutscher Meister bei den Junioren mit 694,8 Ringen (Vorkampf 594/Finale 100,8). Spannend wurde es im Finale, als mit 681,0 Ringen seine härtesten Verfolger Daniel Butterweck (Eschweiler) und David Kroll (Rockau) vor dem letzten Schuss gleichauf lagen. In der letzten Serie setzte sich der Rheinländer gegen den Thüringer mit 10,3:9,4 durch, sodass die Silbermedaille mit 691,3 Ringen (Vorkampf 590/Finale 101,3) an Daniel Butterweck ging, während David Kroll mit 690,4 Ringen (Vorkampf 590/Finale 1004) Platz drei belegte.

 

Zum innerdeutschen Medaillen-Duell zwischen dem Silbermedaillengewinner von Peking, Ralf Schumann (Stockheim), und dem Bronzemedaillengewinner Christian Reitz (Kriftel/Foto) kam es mit der Schnellfeuerpistole nicht, denn der dreimalige Olympiasieger musste nach dem Vorkampf aus dem Wettbewerb genommen werden. Die verwendete Munition war zu langsam. 250 Meter pro Sekunde muss das Geschoss schnell sein, diese Marke wurde beim Test nach dem Vorkampf nicht erreicht.

Bundestrainer Peter Kraneis: „Gegen solche Munitionsfehler ist man nie zu hundert Prozent gefeit. Das Problem ist, wenn der Schütze in diesen Tests seine eigene Waffe nicht halten darf, sondern sie von einer fremden Person geschossen wird. Die Schäfte sind auf die Person des Schützen individuell zugeschneidert. Bei Ralf Schumann zum Beispiel ist der Schaft sehr schmal, weil er kleine Hände hat. Der Prüfer ist gar nicht richtig in den Schaft reingekommen. Sobald man aber die Waffe nicht richtig anfasst, gibt sie nach, nimmt Energie weg und das können leicht zehn bis fünfzehn Meter sein. Von den Herstellern werden Toleranzen von 20 Meter pro Sekunde angegeben. Wenn man nun Pech hat und erwischt zwei, drei Geschosse unter der Toleranzgrenze zur Prüfung, steht man als Schütze auf verlorenem Posten. Das passiert den Kreisligaschützen, aber auch leider einmal den Besten.“

Wer nun geglaubt hat, die Entscheidung in der Schnellfeuerpistole würde einseitig werden, sah sich getäuscht. Zwar ging Christian Reiz mit 583 Ringen nach dem Vorkampf als Erster in das Finale der besten Sechs, doch sein ewiger Konkurrent aus Juniorenzeiten, Philipp Wagenitz (Löbau/Foto), hatte 579 Ringe in den beiden Halbprogrammen der Qualifikation erzielt und so konnte der 21-jährige Weltrekordhalter sich keine Fehler erlauben.

Mit 51,6 Ringen ging der Olympiadritte das Finale an und hatte in allen fünf Schüssen eine Zehn vor dem Komma. Nach 49,6 Zählern im zweiten Durchgang sah Christian Reitz schon wie der sichere Sieger aus, weil Philipp Wagenitz nur auf 46,9 Ringe kam und nun exakt sieben Ringe zurücklag.

Doch Philip Wagenitz kam ins Rennen zurück. Eine Serie von 51,8 und ein Abschlussdurchgang von 49,4 brachten ihn ganz nahe an Christian Reitz heran, der mit 49,2 Ringen den dritten Durchgang abschloss, dann aber mit 45,1 seine Fans aufstöhnen lassen musste.

Mit insgesamt 778,5 Ringen (Vorkampf 583/Finale 195,5) gewann Christian Reitz nur mit einem einzigen Zehntelring Vorsprung den nationalen Meistertitel vor Philipp Wagenitz, der mit 778,4 Ringen (Vorkampf 579/Finale 199,4) Zweiter wurde. Auf den dritten Rang kam Detlev Glenz (Kriftel) mit 765,8 Ringen (Vorkampf 571/Finale 194,8), der normalerweise als Assistenztrainer des Deutschen Schützenbundes speziell für den Schnellfeuerkader des DSB unter Bundestrainer Peter Kraneis fungiert. Der Coach bewies damit nicht nur seine Betreuerfähigkeiten, sondern zeigte seinen Schützlingen deutlich, dass er auch im harten Wettkampf mithalten kann.

 

 

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Alle Ergebnisse der Deutschen Meisterschaften für Gewehr, Pistole, Laufende Scheibe und Armbrust 10 Meter finden Sie nach Abschluss der Wettbewerbe hier.