International

Sonja Pfeilschifter mit inoffiziellem Weltrekord beim IWK München

03.02.2010 09:03

Der Internationale Wettkampf München (IWK), der am letzten Januarwochenende vom Bayerischen Sportschützenbund auf der Olympia-Schießanlage Hochbrück ausgetragen wird, ist mehr als nur irgendeine Schießsportveranstaltung. Mit Mannschaften aus 45 Nationen hat dieser Wettkampf bereits Europameisterschafts-Dimensionen.

 

Und so nutzte auch in diesem Jahr alles, was im Schießsport Rang und Namen hat, diesen Saison-Auftakts-Wettbewerb für eine Europameisterschafts-Generalprobe. Die Mitarbeitermannschaft des Bayerischen Sportschützenbunds erlebte aber ebenfalls eine „heiße Probe“, denn ab Ende Juli ist die weltgrößte zivile Schießsportanlage Austragungsort der 50. ISSF-Weltmeisterschaft. Das gab dem IWK München auch ein ganz besonderes Flair. Abgesehen davon gilt dieser Wettkampf als einer der härtesten seiner Art, müssen sich die Schützinnen und Schützen zwei vollständigen Wettkampfprogrammen mit anschließendem Finale unterziehen. Nur ganz wenige Ausnahmeathleten schaffen es, in beiden Einzelwettbewerben zu glänzen. 

Es ist fast schon Tradition, dass zumindest ein inoffizieller Weltrekord eingestellt wird, in diesem Jahr schaffte es Sonja Pfeilschifter (Foto). Bei ihrem ersten Wettkampfprogramm ging sie mit 400 Ringen aus dem Vorkampf – mehr geht nicht. Das anschließende Finalschießen hätte ihr vielleicht sogar die zweite inoffizielle Weltbestleistung gebracht, aber eine 10,1 im fünften Finaldurchgang und schließlich noch eine 10,3 bei Finalschuss 9 brachten ihr dann „nur noch“ 104,8 Ringe. Der Sieg der Sportsoldatin, die an diesem Tag ihren 39. Geburtstag feiern durfte, war aber nie in Gefahr, denn Sonja Pfeilschifter war bereits mit drei Ringen Vorsprung in die Endrunde gegangen und erlaubte sich keine Neunen. Die gab es hingegen für die Ukrainerin Nataliya Kalnysch und die Tschechin Katarina Emmons gleich mehrfach. Schließlich mussten die beiden um Silber und Bronze stechen, Silber holte mit einer 10,2 die Ukrainerin. 

Tags darauf gehörte das Damen-Luftgewehrfinale der für den Düsseldorfer Post SV schießenden Jessica Mager. Die gelernte Erzieherin war mit 399 Ringen aus dem Vorkampf gekommen und schoss ein glänzendes 104,3-Ringe-Finale. Das reichte dann auch für Gold vor der US-Amerikanerin Jamie Beyerle (398 + 104,6 Ringe) und der Österreicherin Stephanie Obermoser (398 + 104,4 Ringe). 

Von solchen Triumphen konnten die deutschen Gewehrherren zumindest am ersten Wettkampftag nur träumen. Weder die deutsche, noch die bayerische Fahne war auf der Finaltafel zu finden, die Entscheidung um das Edelmetall machten andere unter sich aus. Am besten schlug sich in dem hochkarätigen Feld der für den TuS Hilgert schießende Henri Junghänel. Der kam mit 593 Ringen auf Rang 24, gefolgt von Jürgen Wallowsky und Daniel Butterweck, die ebenfalls alle 593 Ringe erreichen konnten. Gold ging an den Russen Sergey Kruglov (598 + 102,8 Ringe) vor Jozef Gonci (SVK/598 + 102,1 Ringe) und Israeli Sergy Rikheter, der nach einem Stechschuss noch Bronze erreichen konnte. 

Beim zweiten Wettkampf konnten sich Jürgen Wallowsky und Dirk Leiwen mit je 598 Ringen ins Finale schießen. Während der für die SG Hubertus Elsen schießende Leiwen ein Finale ohne Fehl und Tadel hinlegte, musste der Routinier aus Coburg einige Federn lassen. Am Ende gab’s für den Elsener Silber, und Jürgen Wallowsky musste sich mit Bronze begnügen. Gold holte souverän der Sergy Rikheter (ISR/599 + 103,9 Ringe). 

Ernüchterung gab’s bei den Luftpistolenschützen. Zwar konnte beim ersten Wettkampf Hans-Jörg Meyer (Foto) nach 586 Vorkampfringen Finalstand 1 für sich beanspruchen, doch der Vorsprung war bereits nach drei Finalschüssen aufgebraucht, und der Wolfenbütteler rutschte Rang für Rang nach hinten. Nach der Endrunde blieben ihm 96,7 Finalringe, die ihm Rang 4 bescherten. 

Patrick Lengerer hatte mit 580 Ringen das Finale knapp verfehlt und wurde auf Platz 13 notiert. Gold ging an Wladimir Gontscharow (Russland/583 + 101,9 Ringe) vor Mauro Badaracchi (Italien/583 + 100,3) und Ivan Bidniak (Ukraine/584 + 99,1 Ringe). 

In der zweiten Auflage der Luftpistolenkonkurrenz war Patrick Lengerer mit 578 Ringen und Rang 19 bester deutscher Starter. Das war weit weg von der Finalrunde, in der der Russe Wladimir Isakow einen Kampf gegen sich selbst ausfocht. Er war bereits mit 589 Ringen aus dem Vorkampf gekommen und setzte denen noch ein gutes 101,5-Ringe-Finale hinzu. Damit waren es 6,2 Ringe Vorsprung vor dem Ukrainer Oleg Omelchuk, der mit Silber aus dem Rennen ging. Bronze holte sich Wladimir Gontscharov (582 + 102,0 Ringe). 

Ein spannendes Finale boten die Luftpistolendamen bei ihrer ersten Konkurrenz, allerdings ohne deutsche Beteiligung. Die Russin Olga Kuznetsowa war mit hervorragenden 389 Vorkampfringen ins Finale eingezogen, das waren zwei Ringe Vorsprung vor der Ukrainerin Olena Kostevych. Die schoss aber ein weltmeisterliches 102,1-Ringe-Finale und schoss mit gerade einmal einem Zehntelring Vorsprung die Russin buchstäblich ab. Bronze ging an Lenka Maruskova (Tschechien/384 + 103,4 Ringe). Als beste Deutsche hatte Claudia Verdicchio mit 379 Ringen den Stand als 20. verlassen. 

Der zweite Wettkampf sah ebenfalls Olena Kostevych als Siegerin. Diesmal reichten ihr eher schwache 99,1 Finalringe, nachdem sie mit 391 Ringen fast schon uneinholbar in die Endrunde gegangen war. Platz zwei ging an die Weißrussin Viktoria Chaika (387 + 99,1 Ringe) vor Swetlana Smirnowa (Russland/385 + 99,9 Ringe). Als beste deutsche Schützin war mit 385 Ringen Munkhbayar Dorjsuren als Achte ins Finale eingezogen, das sie auch als Achte wieder verließ. Claudia Verdicchio war mit 384 Ringen nur knapp an der Finalteilnahme gescheitert und musste mit Rang 11 Vorlieb nehmen. 

Dieser erste Wettkampf unter Europameisterschaftsbedingungen zeigte auf, dass zumindest im Gewehrlager den deutschen Schützinnen und Schützen Medaillenchancen eingeräumt werden können, zumal sich auch die Junioren gut behauptet haben. Das Pistolenlager dominieren derzeit unangefochten die Mannschaften aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks, lediglich die Italiener und Franzosen können sich derzeit noch Hoffnungen auf einen Platz ganz oben machen. Aber bis zur Europameisterschaft ist noch einige Zeit, und dann gilt es für die Schützen, ihre Kunst zu zeigen. 

Beitrag und Fotos: Claus-Peter Schlagenhauf