Europameisterschaften

Sonja Pfeilschifter und Deutsche Luftgewehr-Damen Europameister

18.02.2012 12:11

Sonja Pfeilschifter (Großhöhenrain/Foto links) und die deutschen Damen als Mannschaft haben mit dem Luftgewehr bei den Europameisterschaften für Druckluftwaffen in Vierumäki (Finnland) die Goldmedaille gewonnen.

 

Mit 1190 Ringen siegten Sonja Pfeilschifter, Barbara Engleder (Triftern/Foto rechts) und Beate Gauß (Ammerbuch/Foto Mitte) mit zwei Ringen Vorsprung vor Serbien und Frankreich, die beide auf 1188 Ringe kamen. Das bessere Innenzehnerverhältnis von 92:88 entschied, dass Silber an Serbien und Bronze an Frankreich ging. Zuvor wurde das italienische Team disqualifiziert, weil die Schießweste einer Schützin nicht den Regeln entsprach.

Im Einzelwettbewerb ging mit 398 Ringen Sonja Pfeilschifter als Dritte in das Finale. Vier weitere Schützinnen kamen ebenfalls auf 398 Ringe, während ganz vorne Ziva Dvorsak (Slowenien) mit 399 Ringen nach dem Vorkampf führte.

Titelverteidigerin Sonja Pfeilschifter (Foto) eröffnete ihr Finale mit einer optimalen 10,9, mit der sie sogleich der Slowenin einen halben Ring abnahm. Bereits nach dem zweiten Schuss ging die vielfache Welt- und Europameisterin in Führung, während Ziva Dvorsak Rang um Rang verlor.

Im Verlauf des Finales kam es zum spannenden Duell Sonja Pfeilschifter gegen Katerina Emmons (Tschechien), die immer näher an die 41-jährige Deutsche herankam und nach dem sechsten Schuss nur noch 0,2 Ringe hinter Sonja Pfeilschifter lag.

Im achten Durchgang fiel die Vorentscheidung, als Katerina Emmons eine 10,0 erzielte, Sonja Pfeilschifter jedoch mit einer 10,7 dagegen hielt. Diesen Vorsprung ließ sich die Bayerin nicht mehr abnehmen und siegte am Ende mit 502,8 Ringen (Vorkampf 398/Finale 104,8) vor ihrer tschechischen Rivalin, die mit 502,2 Zählern (Vorkampf 398/Finale 104,2) Silber gewann. Dritte wurde Andrea Arsovic (Serbien) mit 501,4 Ringen (Vorkampf 397/Finale 104,4).

„Mir war es eigentlich wichtig, dass ich unter die ersten Drei komme. Als ich dann hörte, dass die Dritte schon über einen Ring vor dem letzten Schuss hinter mir lag, jetzt kannst du Erste oder Zweite werden. So wie es jetzt gekommen ist, ist es natürlich richtig Klasse. Ich hatte seit gestern Magenschmerzen, habe nichts Festes zu mir genommen. Unter diesen Umständen habe ich einen super Vorkampf geschossen und ein super Finale obendrauf“, so die glückliche alte und neue Europameisterin nach dem Finale.

Barbara Engleder (Foto), die im Vorkampf wie in der Bundesliga wieder sehr schnell schoss, musste mit 397 Ringen zunächst in ein Stechen, wo fünf Schützinnen um drei Finalplätze kämpften. Die amtierende Wel-meisterin mit dem Sportgewehr konnte sich dort mit 51,5 Ringen durchsetzen und erreichte in der „Verlängerung“ die Endrunde.

Barbara Lechner nach dem Vorkampf: „Ich wäre heute auch mit 396 Ringen zufrieden gewesen, weil ich im Vorfeld technische Schwierigkeiten hatte, die ich aber jetzt anscheinend überwunden habe. Für die Mannschaft habe ich auf jeden Fall meine Leistung gebracht. Jetzt freue ich mich erst einmal auf das Ste-chen und wenn es klappt, gebe ich dann im Finale mein Bestes.“

Dies tat sie eindrucksvoll. Mit 103,8 Ringen schoss sie ein glänzendes Finale, lag teilweise auf dem Bronzerang und musste sich am Ende knapp auf Rang vier mit 500,8 Ringen geschlagen geben: „Das war ein sehr guter Luftgewehrwettkampf für mich. Jetzt kann ich mich in Ruhe mit dem Kleinkalibergewehr auf Olympia vorbereiten“, ließ sie zum Abschluss in die Notizblöcke der Journalisten diktieren.

Barbara Gauß belegte mit 395 Ringen den 29. Platz. Die Schützin aus Baden-Württemberg begann ausgezeichnet, erzielte in den beiden ersten Serien die optimalen 100 Ringe pro Durchgang, setzte in der dritten Serie mit 99 Ringen den Wettkampf erfolgreich fort, bevor in der Abschlussserie dann 96 Ringe folgten, die sie in der Gesamtwertung zurückwarfen.

Im ersten Wettkampf der Erwachsenen zielten die deutschen Herren am Vormittag mit der Luftpistole weit am Finale vorbei. Mit 574 Ringen war Hans-Jörg Meyer (Wolfenbüttel/Foto) auf Rang 30 bester Teilnehmer des Deutschen Schützenbundes in diesem Wettbewerb.

Neben der EM-Platzierung ging es für ihn sowie für Absullah Ustaoglu (Karlsruhe) auch um einen möglichen Quotenplatz für die Olympischen Spiele im kommenden August in London. Diese Hoffnung realisierte sich sowohl für den Niedersachsen, der in der Bundesliga zuletzt so erfolgreich beim SB Broistedt schoss, wie auch für Abdullah Ustaoglu, der beim amtierenden Deutschen Meister SGI Waldenburg für wichtige Punkte in der höchsten deutschen Liga sorgt, nicht.

Hans-Jörg Meyer kam schwer in den Wettkampf hinein, eröffnete mit einer Sieben und auch die erste Serie war mit 93 Ringen alles andere als optimal. Nach noch einmal 94 Ringe im dritten Durchgang hatte der Niedersachse kaum noch Chancen auf eine vordere Platzierung. Da halfen auch die 97 und 99 Ringe in den Serien vier und fünf nichts mehr.

Abdullah Ustaoglu, mit 573 Ringen auf Platz 33, schoss einen durchschnittlichen Wettkampf. Alle Serien endeten entweder bei 96 oder 95 Ringen, doch damit ist im europäischen Vergleich keine Medaille zu gewinnen. Für das Finale waren 579 Ringen notwendig.

Florian Schmidt (Frankfurt/Oder), der dritte Teilnehmer des DSB, der mit einem Quotenplatz die Teilnahme an den Spielen in der britischen Hauptstadt bereits sicher hat, begann sehr stark, lag nach drei Serien auf Finalkurs, schoss jedoch dann 93 und 94 Ringe und nach einer Abschlussserie von abermals 94 Ringen standen auch für ihn 573 Zähler zu Buche, die ihn auf Platz 35 brachten.

„Das ist eine Enttäuschung“, zog Bundestrainer Peter Kraneis die Bilanz unter den Wettkampf, „zumal Hans-Jörg Meyer und Abdullah Ustaoglu im Vorfeld dieser Veranstaltung gute Leistungen gezeigt haben. Beide wussten aber um die letzte Chance, sich einen Quotenplatz für die Spiele in London zu holen und standen dementsprechen unter enormen Druck, dem sie am Ende nicht standgehalten haben. Wir hatte die Situation besprochen, die beiden waren auch darauf eingestellt, aber es hat einfach nicht geklappt. Es waren keine technischen Probleme, die mentalen Hürden waren zu hoch.

Damit steht fest, dass Florian Schmidt als einziger Pistolenschütze nach London fährt. Als Option lasse ich jedoch auch unseren Schnellfeuerschützen Christian Reitz beim vorolympischen Weltcup in London einmal MQS mit der Freien Pistole schießen, wobei jedoch das Hauptaugenmerk auf seiner Spezialdisziplin bleibt. Ob ein Start auch über die 50-Meter-Distanz in Frage kommt, entscheiden wir vielleicht sogar dann erst in London bei den Spielen selbst. Das ist ja laut ISSF-Regularium möglich.“

Pablo Carrera (Spanien) heißt der neue Europameister, der die Goldmedaille mit 687,1 Ringen (Vorkampf 584/Finale 103,1) gewann. Zweiter wurde Yusuf Dikec (Türkei) mit 685,7 Zählern (Vorkampf 584/Finale 101,7) vor Leonid Ekimow (Russland), der sich mit 684,5 Ringen (Vorkampf 586/Finale 98,5) Bronze sicherte.

Russland (1746 Ringe) gewann die Mannschaftswertung vor der Türkei (1741 Ringe) und Weißrussland (1735 Ringe). Deutschland wurde Neunter mit 1720 Ringen.

Alle Ergebnisse der EM in Vierumäki finden Sie nach Abschluss der Wettbewerbe über diesen Link.