Europameisterschaften

Sonja Pfeilschifter und DSB-Team Europameister 2011

05.03.2011 11:07

Bei den Europameisterschaften für Druckluftwaffen in Brescia (Italien) waren die deutschen Gewehrschützinnen eine Klasse für sich. Sonja Pfeilschifter (Ismaning/Foto) ist mit 501,3 Ringen (Vorkampf 399/Finale 102,3) neue Europameisterin im Einzelwettbewerb und in der Besetzung Sonja Pfeilschifter (Foto Mitte), Barbara Lechner (Triftern/Foto rechts) und Beate Gauß (Ammerbuch/Foto links) holte sich das DSB-Trio souverän mit 1192 Ringen und eingestelltem Europarekord die Goldmedaille. Darüber hinaus belegte Barbara Lechner mit 499,1 Ringen (Vorkampf 397/Finale 102,1) den sechsten Rang.

 

Sonja Pfeilschifter zog mit 399 Ringen zusammen mit Marjo Yli-Kiikka (Finnland) als Führende, Barbara Lechner mit 397 Ringen als Vierte in das Einzelfinale ein. Beate Gauß musste mit 396 Ringen in ein Stechen gegen vier Konkurrentinnen um einen freien Finalplatz. Die Schützin aus Baden-Württemberg unterlag ganz knapp Ivana Maksimovic (Serbien) mit 51,6:52,2 und wurde Zweite in diesem Shoot-off. Insgesamt belegte sie den neunten Rang.

Im Finale begann Sonja Pfeilschifter (Foto) mit einer 9,3 und da auch die anderen Schützinnen auf den vorderen Rängen von eins bis vier allesamt Neuner schossen, die hinteren Konkurrentinnen aber Zehner, waren alle Schützinnen auf einmal wieder im Rennen.

Es entwickelte sich ein turbulentes Finale mit häufigen Platzwechseln, das seinen dramatischen Höhepunkt vor dem letzten Schuss erlebte. Inzwischen war Daria Tikowa (Ukraine), von der dritten Position kommend, an den beiden Führenden nach dem Vorkampf vorbei gezogen und führte noch mit einem Zehntelring vor der vielfachen Welt- und Europameisterin aus Bayern und weitere 0,3 Ringe vor der Finnin.

Daria Tikowa eröffnete den letzten Durchgang mit einer soliden 10,1, die aber nicht reichen sollte, denn schon Marjo Yli-Kiikka erzielte unter dem tosenden Beifall der skandinavischen Anhänger eine 10,7. Sonja Pfeilschifter war wie gewohnt die letzte Schützin, die ihren Schuss abgab – hohe Spannung in der gut besuchten Finalhalle – dann fiel der Schuss und auf der Anzeige leuchtete die 10,5, die genau reichte, um vor der Finnin neue Europameisterin 2011 zu werden.

„Ich hatte gar nicht richtig gehört, wie weit die Ukrainerin vor mir lag“, sagte die überglückliche neue Europameisterin nach dem Finale, „und von der Finnin wusste ich nicht, wie weit sie hinter mir lag. Also dachte ich nur: Ziehe deinen Wettkampf ordentlich durch und wenn du Zweite wirst, ist das auch völlig in Ordnung. Ich hatte vorher bei der Finnin schon starken Jubel gehört und fürchtete sogar noch um Silber, aber auch als ich dann die 10,5 geschossen hatte und die deutschen Anhänger lautstark jubelten, da wusste ich noch nicht, ob es vielleicht gereicht hatte. Für mich bedeutet der Titel sehr viel, denn den letzten EM-Titel habe ich 2007 geholt und Titel kann man nie genug gewinnen.“

Hinter der erfolgreichen Deutschen (Foto Mitte) belegte Marjo Yli-Kiikka (Foto links) mit 501,2 Ringen (Vorkampf 399/Finale 102,2) den zweiten Rang vor Daria Tikowa (Foto rechts), die mit 501,0 Ringen (Vorkampf 397/Finale 104,0) die Bronzemedaille gewann.

Hinter dem deutschen Team wurden die Schützinnen aus Kroatien mit 1186 Ringen in der Mannschaftswertung Zweite, auf den dritten Rang kam Tschechien mit 1184 Ringen.

Bundestrainer Claus-Dieter Roth hatte heute allen Grund zur Freude: „Mit den Platzierungen kann ich äußerst zufrieden sein, wir konnten unseren Titel aus dem letzten Jahr verteidigen und nach dem nervenaufreibenden Finale, das für uns so positiv ausgegangen ist mit dem Sieg von Sonja, kann ich nur sagen: Hut ab und Respekt vor den Mädels. Die Plätze eins, sechs und neun sprechen für sich.“

Mit der Luftpistole erreichte dagegen kein deutscher Starter das Finale der besten Acht. Abdullah Ustaoglu (Karlsruhe/Foto) war mit 578 Ringen als 17. bester Teilnehmer des Deutschen Schützenbundes. Lange Zeit sah es so aus, als könnte der 41-jährige Diplom-Ingenieur die Endrunde erreichen, denn er lag in den Hochrechnungen zwischen den Plätzen neun und zwölf, hatte aber den Vorteil, dass er schon weiter war als seine Konkurrenz, die damit Zeitschwierigkeiten zu erwarten hatte. Europas Spitzenschützen ließen sich diesmal nicht düpieren und so war die Teilnahme am Finale nicht möglich. Hans-Jörg Meyer (Wolfenbüttel) belegte mit 577 Ringen Platz 24 und Florian Schmidt (Frankfurt/Oder) kam mit 574 Ringen auf den 29. Platz.

Bundestrainer Peter Kraneis war mit den Leistungen seiner Schützlinge nach diesem Wettkampf nicht zufrieden: „Nach den Ergebnissen, die wir in diesem Jahr in Wettkämpfen, zum Beispiel in Fleury, und in der Vorbereitung stabil erzielt haben, hätte heute wenigstens einer meiner Schützen deutlich über die 580 Ringe schießen sollen. Das dies nicht passiert ist, enttäuscht mich schon. Nach den letzten Eindrücken hatte ich erwartet, dass Abdullah Ustaoglu und Hans-Jörg Meyer über 580 schießen und Florian Schmidt hoch in den Siebzigern landet. Für die Spitze haben heute einfach vier bis fünf Ringe gefehlt.“

Nach längerer Abstinenz hat sich Franck Dumoulin (Frankreich), der vor Jahren mit den Vereinigten Sportschützen Haltern in der Bundesliga große Erfolge feierte, wieder in der europäischen Spitze zurück gemeldet. In einem spannenden Finale lag der Franzose vor dem letzten Schuss nur mit einem Zehntelring vor Andrija Zlatic (Serbien). Mit einer 9,7 gegenüber einer 9,1 des Serben setzte sich der Routinier aus Frankreich schließlich durch und wurde mit insgesamt 689,8 Ringen (Vorkampf 589/Finale 100,8) neuer Europameister. Zweiter wurde Andrija Zlatic mit 689,1 Ringen (Vorkampf 588/Finale 101,1) vor Oleg Omelchuk (Ukraine), der mit 686,4 Ringen (Vorkampf 586/Finale 100,4) die Bronzemedaille gewann.

In der Mannschaftswertung belegte das deutsche Team mit 1729 Ringen den siebten Platz. Neuer Europameister wurde Russland (1745 Ringe) vor Weißrussland (1743 Ringe) und Serbien (1740 Ringe).

Die kompletten Resultate der EM für Druckluftwaffen in Brescia finden Sie nach Abschluss der Wettkämpfe über diesen Link.