Deutsche Meisterschaften

Spannung pur zum Abschluss des "Olympischen Wochenendes"

21.08.2005 00:00

Ein Stechen um Gold und Silber musste im Luftgewehr der Herren bei den Deutschen Meisterschaften 2005 auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück zwischen Torsten Krebs (Waldsee/Foto) und Tobias Bäuerle (Buch) entscheiden. Nach Vorkampf, Finale und insgesamt 70 abgegebenen Schüssen waren beide Schützen mit 697,9 Zählern exakt ringgleich.

 

Als Erster setzte der Olympiateilnehmer von Athen mit einer 10,4 die Messlatte für den Titel – Tobias Bäuerle, sonst immer einer der schnellsten Schützen unter den Finalisten, ließ sich diesmal viel Zeit, konzentrierte sich lange, um dann mit einer 9,4 den Wettkampf zu beenden. Am Ende hieß der Deutsche Meister 2005 Torsten Krebs.

Einen packenden Dreikampf sahen die Besucher in dieser Entscheidung, denn der Führende nach dem Vorkampf mit 597 Ringen, Tino Mohaupt (Gelsenkirchen), büßte zwar seinen Vorsprung von zwei Ringen gegenüber Torsten Krebs Serie um Serie ein, doch hielt er sich immer dicht an der Spitze und belegte schließlich mit 697,5 Ringen den dritten Platz.

Tobias Bäuerle eröffnete das Finale sehr stark. Nach einer 10,0 zu Beginn, ließ er eine 10,8 sowie eine 10,7 folgen und konnte sich nach dem zweiten Schuss auf Rang zwei platzieren. Torsten Krebs war durch eine 9,1 in dieser Serie auf Rang drei zurückgefallen, während Tino Mohaupt, zu diesem Zeitpunkt noch an der Spitze liegend, mit 9,9 und 9,7 begann.

Tino Mohaupt verlor seine Führung im sechsten Schuss, ausgerechnet als er nach weiteren Neunern wieder einmal mit einer 10,2 aufwartete. Da aber in diesem Durchgang Tobias Bäuerle und Torsten Krebs mit 10,6 und 10,7 Ringen glänzten, konnte der Württemberger an Tino Mohaupt vorbeiziehen, wobei Torsten Krebs nur noch 0,1 Ringe hinter seinem ehemaligen Mannschaftskameraden vom BSV Buer-Bülse aus der Bundesliga lag.

Mit einer 10,8 setzte sich Torsten Krebs im siebten Schuss erstmals an die Spitze des Feldes und konnte diese Position in den Durchgängen acht und neun knapp verteidigen, bevor im letzten Schuss seine 10,4 nicht ausreichte, um sich den Titel zu sichern, denn Tobias Bäuerle schaffte mit einer 10,7 den Gleichstand, der das Shoot-off bedeutete.

„Es war ein Superfinale“, so Torsten Krebs nach dem Stechen, „ein ständiges Auf und Ab. Man bekommt an der Schießlinie natürlich die Zwischenstände mit und da habe ich schon vermutet, dass es ganz eng wird.“

Alexander Effinger (Brigachtal) heißt der neue Deutsche Meister bei den Luftgewehr-Junioren. Nur ein Zehntelring trennte ihn bei einer Gesamtleistung von 692,2 Ringen von seinem schärfsten Konkurrenten Dminique Deschamps (Buchholz), der auf 692,1 Ringe kam. Dritter wurde Benjamin Aicher (München) mit 690,1 Ringen.

Die Olympiasechste von Athen 2004, Sonja Pfeilschifter (Eching/Foto links), hatte sich mit einer souveränen Vorstellung im Sportgewehr der Damen den ersten Titel des heutigen Tages gesichert. Mit 684,5 Ringen hatte die 34-jährige Angehörige der Bundeswehr damit über fünf Zähler Vorsprung vor ihren Konkurrentinnen.

Über den zweiten Platz musste nach einem spannenden Finalverlauf in der vollbesetzten Halle vor rund 800 Zuschauern sogar ein Stechen entscheiden, denn Barbara Lechner (Triftern) und Melanie Neininger (Wiesloch/Foto rechts) hatten jeweils 679,4 Ringe auf ihrem Konto.

Beim Duell der Beiden, die für den Deutschen Schützenbund in dieser Disziplin in diesem Jahr schon einen olympischen Quotenplatz geholt hatten, wurde es mucksmäuschenstill in der Halle. Melanie Neininger schießt als Erste eine 8,6 – Aufstöhnen bei ihren zahlreichen Anhängern – dann der Schuss von Barbara Lechner – eine 10,4 – Jubel bei ihr und vielen anderen Besuchern, denn dies bedeutete Platz zwei.

Schon vor dieser endgültigen Entscheidung hatte es im Finale der besten acht Schützinnen im Sportgewehr äußerst spannende Momente gegeben. Häufige Positionswechsel, die Ausnahme hieß Sonja Pfeilschifter an der Spitze, machten den Reiz in dieser Endrunde aus.

Schon der erste Schuss zementierte die Führung von Sonja Pfeilschifter, die mit 586 Ringen nach dem Vorkampf zwei Ringe Vorsprung vor Melanie Neininger und Eva Friedel (Mudau) hatte, einen weiteren Ring dahinter folgte mit 583 Ringen Simone Legl (Thanstein) und einen weiteren Zähler zurück Barbara Lechner mit 582 Ringen.

Mit einer 10,9, einem optimalen Schuss, eröffnete Sonja Pfeilschifter dieses Finale, während Melanie Neininger 9,2 und Eva Friedel 8,9 Ringe erzielten. Dieser gewaltige Vorsprung der Führenden hielt sich während des gesamten Finales und bald war es für die Zuschauer nur noch die Frage nach Silber und Bronze, die aber am Ende des Wettkampfes einen weiteren Höhepunkt mit dem Stechen zwischen Barbara Lechner und Melanie Neininger geboten bekamen.

Die Siegerin bedankte sich anschließend beim Publikum: „Vor so einer tollen Zuschauerkulisse zu schießen ist einfach super.“

Bei den Juniorinnen gewann Claudia Keck (Grünbach) mit 673,9 Ringen vor Michaela Grötzner (Berlin), die sich vom siebten Rang nach der Qualifikation mit insgesamt 671,3 Ringen auf den zweiten Platz vorschob und auf Rang drei Julia Hetterich (Laichingen) mit 671,1 Ringen.

Ralf Schumann (Stockheim/Foto) fügte in der Schnellfeuerpistole seinen fast unzähligen Erfolgen einen weiteren Meistertitel hinzu. Mit dem neuen Sportgerät, seit diesem Jahr schießen die Schnellfeuerschützen mit den normalen Sportpistolen, erzielte der Olympiasieger von Athen nach 582 Ringen im Vorkampf in den vier Finalserien 199,9 Zähler. Dies war gleichzeitig auch die beste Leistung aller sechs Finalisten und brachte dem 43-jährigen Ausnahmeschützen mit insgesamt 781,9 Ringen die Goldmedaille.

Spannend ging es zu in der Pistolenhalle des Olympiageländes, wohin dieses Finale aus Zeitgründen ausgelagert war, denn mit Martin Behrendt (Wittenberge) und Dirk Heinen (Kriftel) hatten gleich zwei weitere Schnellfeuerschützen 582 Ringe im Vorkampf erzielt.

Während Dirk Heinen im Finale etwas zurückfiel und mit insgesamt 773,9 Ringe den vierten Rang belegte, entwickelte sich zwischen Ralf Schumann und Martin Behrendt ein packendes Duell, das immer spannend blieb und am Ende im mehrfachen Weltmeister den glücklichen Sieger sah, denn nach den 20 Finalschüssen hatte der erst 23-jährige Bundeswehrsoldat nur 0,8 Ringe Rückstand und wurde mit 781,1 Ringen Zweiter. Dritter in diesem Wettbewerb wurde Mario Spangenberg (Oberwallmenach). Der Bruder des amtierenden Weltmeisters Marko kam auf eine Gesamtleistung von 778,0 Ringen.

„Das war heute für mich schon wichtig, weil ich endlich mal wieder etwas getroffen habe“, zog der dreimalige Goldmedaillengewinner Olympischer Spiele nach dem Wettkampf schmunzelnd Bilanz, „es war auch eine wichtige Vorbereitung auf das Weltcupfinale in der kommenden Woche.“

Im Skeet der Damen wurde die haushohe Favoritin und Titelverteidigerin Christine Brinker (Ibbenbüren/Foto) ihrer Rolle gerecht. Nach dem Vorkampf war sie schon mit 66 Treffern deutlich in Führung vor Hildegard Beck (Herrieden-Wieseth) mit 60 Treffern und Vanessa Hauff (Stuittgart), die in der Qualifikation 58 Mal traf.

Im Finale der besten Sechs war die Europameisterschaftssechste von Belgrad dann auch die beste Schützin. Lediglich die ersten Links-Rechts-Scheiben an den Positionen drei und fünf wurden nicht getroffen. Die schwierige Position vier mit den zwei Doubletten passierte sie fehlerlos, was keiner anderen Konkurrentin gelang. Mit 23 getroffenen Scheiben und einer Gesamtleistung von 89 Treffern sicherte sich Christine Brinker zum dritten Mal in Folge den deutschen Meistertitel.

Dahinter auf Rang zwei mit 80 Treffern Vanessa Hauff, die sich in der Endrunde an Hildegard Beck vorbeischieben konnte. Hildegard Beck belegte mit 77 Treffern den dritten Rang.