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Sportschießen in der Mongolei

16.12.2005 00:00

Die Kurzzeitmaßnahme in der Mongolei lief unter der Bezeichnung „Förderung von Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten Welt im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik aus Mitteln des Auswärtigen Amtes“. Der Lehrgangsträger war das Nationale Olympische Komitee für Deutschland, der den Schießsporttrainer Uwe Knapp in der Zeit vom 08. bis 24. November 2005 in die mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar entsandt hatte.

 

Wir veröffentlichen die persönlichen Aufzeichnungen von Uwe Knapp, der ansonsten schwerpunktmäßig für die deutsche Paralympic-Mannschaft im Sportschießen verantwortlich zeichnet:

„Meine Vorbereitungen haben sich hauptsächlich auf den theoretischen und praktischen Teil der bevorstehenden Ausbildung beschränkt, da die Wünsche von mongolischer Seite in erster Linie auf die großen Veranstaltungen der nächsten Jahre abgezielt haben. Dazu sollten die Schwerpunkte Mentales Training, Kraft- und Ausdauertraining sowie Athletenbetreuung während eines Wettkampfes im Vordergrund stehen.

Meine Anreise in die Mongolei verlief fast reibungslos. Bis auf einen technischen Schaden einer Lufthansamaschine in Frankfurt, die zur Folge hatte, das zwar das Anschlussflugzeug in Moskau erreicht wurde, das Gepäck aber nicht mehr umgeladen werden konnte. Die Aeroflot hatte freundlicherweise 35 Minuten auf die weiterfliegenden Passagiere gewartet, das Gepäck war aber erst vier Tage später in Ulaanbaatar eingetroffen.

Betreut wurde ich durch Frau Altanzezeg, Cheftrainerin der mongolischen Pistolenschützen und Herrn Amarsanaa, der als Dolmetscher fungiert hat.

Die ersten Tage fand der theoretische Unterricht in einem Hörsaal des NOK für die Mongolei statt. Als dann der praktische Teil das Übergewicht bekam, wurden die Unterrichte im Schießstand des Mongolischen Sportschützenverbandes abgehalten. Überall habe ich gute Voraussetzungen vorgefunden, oder es konnten mit ein bisschen Improvisationsgeschick diese Voraussetzungen geschaffen werden.

Der Schießstand dort entspricht nicht mehr den internationalen Anforderungen, kann aber noch zu Trainingszwecken genutzt werden. Viele Anlagen sind defekt, so dass hier dringend Nachbesserungen vorgenommen werden müssen.

Insgesamt haben 28 Lehrgangsteilnehmer an diesem Kurs teilgenommen, die auch regelmäßig anwesend waren und am letzten Tag mit Urkunden ausgezeichnet wurden. Die Mitarbeit kann man als ausgezeichnet bezeichnen, was die vielen Fragen zum eigentlichen Thema unterstreichen. Aber auch abseits des Themenkataloges wurden interessante Bereiche angesprochen und auf sehr viele Fragen eingegangen.

Trainerausbildung in der Mongolei

Soll ich das tatsächlich machen? Diese Frage habe ich mir die Tage vor meiner endgültigen Zusage des Öfteren gestellt. Jetzt kann ich sagen, dass ein kleiner Teil meines Lebens fehlen würde, wenn ich nein gesagt hätte.

Es war eine Herausforderung, auf die ich mich gut vorbereiten musste. Gemeint sind damit nicht nur Informationen über Land und Leute, dies war dank Munkhbayar Dorjsuren, unserer deutschen Topschützin, die in der Mongolei geboren wurde, kein Problem.

Vielmehr wollte ich keine Fehler bei den Unterrichtsinhalten machen und natürlich die Menschen sowie die fremde Kultur kennen lernen. Ich habe mich in dieser Zeit oft an meine Ausbildung an der Trainerakademie zurückerinnert, was sich als sehr hilfreich herausstellen sollte.

Der ganze Kurs, angefangen von der Trainings- und Wettkampfplanung bis hin zu mentalen Strategien während großer Wettkämpfe, erforderte von beiden Seiten höchste Konzentration. Aber genau diese Komponente zeichnet einen guten Trainer und Sportschützen aus, wovon der mongolische Sportschützenverband einige in seinen Reihen hat.

Aus der jüngeren Vergangenheit kennt man die hervorragenden Leistungen mongolischer Sportschützen wie Munkhbayar Dorjsuren, die inzwischen für den DSB startberechtigt ist, in ihrem Heimatland aber immer noch zu den Sportidolen zählt.

Im Bereich Luftpistole/Sportpistole gibt es inzwischen zwei weitere junge Frauen, die zur absoluten Weltspitze zu zählen sind. Hin und wieder sind auch mongolische Gewehrschützen in den Siegerlisten aufgetaucht, nur nie ganz vorne.

Bei den letzten East-Asian-Games hat für die Mongolei eine neue Zeitrechnung angefangen. In der Disziplin Luftgewehr schießt eine junge Frau 396 Ringe und gewinnt Bronze, im Training erzielt sie oft vier, fünf oder sechs Hunderter-Serien nacheinander, was eine deutliche Sprache spricht.

Weiter gibt es einen 28-jährigen jungen Mann, der mit der Luftpistole mal eben 390 Ringe schießt, ein echter Rohdiamant. Was mich aber besonders beeindruckt hat, ist, mit welcher Disziplin die jungen Sportschützen bei der Sache sind.

Disziplin heißt aber nicht unterwürfiger Gehorsam, ganz im Gegenteil. Vorgegebene Aufgaben werden exakt ausgeführt und in einer bewundernswerten Art und Weise erledigt. Eine solche leistungsorientierte und zielgerichtet arbeitende Trainingsgruppe habe ich vorher noch nicht gesehen.

Ich spreche hier ausdrücklich nicht von Munkhzul Tsogbadrah oder Gundigmaa Otryad, die ja schon international erfolgreich sind, sondern von Jugendlichen aus zwei Sportschützenvereinen. Es gibt in Ulaanbaatar übrigens nur diese zwei Clubs, wobei dem einen noch der Hauch der ehemaligen DDR anhängt, der andere weltoffen und sehr jung ist.

Die Kinder erhalten hier eine solide Ausbildung, die von erfahrenen Trainern geleitet werden. Beleg hierfür sind die Ergebnisse junger Gewehrschützen, die nach zweijähriger Trainingsarbeit bereits mehr als 385 Ringe schießen können. Die sogenannten Stars unter den Pistolen-Frauen haben ebenfalls keine Zeit sich auszuruhen, erzielen doch schon die Kinder aus der Trainingsgruppe der Nationaltrainerin durchweg Ergebnisse im oberen Leistungsniveau.

Es war eine absolute Freude für mich, mit den Trainern in Kontakt zu treten und mit den Sportlern arbeiten zu dürfen. Am Tag vor meinem Rückflug gab es eine offizielle Abschlussveranstaltung in den Räumen des NOK der Mongolei. Anschließend standen alle Trainer und die jungen Sportschützen vor dem Gebäude und haben auf mich gewartet. Auf einmal sagte die Nationaltrainerin Altanzezeg: Uwe, they will miss you. Ich muss sagen, dies beruht auf Gegenseitigkeit.

Abreisetag aus der Mongolei

Ja, was soll ich sagen, meine Freunde vom Sportschützenverband der Mongolei haben mich zum Flughafen gebracht, es ist jetzt 08:22 Uhr, der Flieger hat die Triebwerke angelassen und ich, ich würde am liebsten wieder aussteigen.

Der Morgen beginnt wie fast jeder Morgen hier, klares Wetter aber empfindlich kalt. Die Kälte macht mir eigentlich nichts mehr aus, da es eine trockene Kälte ist, die nicht so unter die Haut geht wie bei uns in Deutschland.

Es waren zwar nur 16 Tage Mongolei, aber selbst diese kurze Zeit hat ausgereicht, um mich zu infizieren. Dieser Virus geht so weit, dass von mongolischer, aber auch von meiner Seite, eine weitere Zusammenarbeit geplant ist.

Jetzt haben wir im Flugzeug 24000 Fuß erreicht und meine Gedanken sind bei einem wunderschönen Land, das seine Einzigartigkeit auch aus dieser Höhe erahnen lässt. Die Hauptstadt Ulaanbaatar hat wohl inzwischen die eine Million Einwohnergrenze überschritten, eben eine Metropole. Aber keine Metropole ist wirklich schön, da ständig gebaut wird und Veränderungen an der Tagesordnung sind.

Für mich aber ist diese Stadt mehr, sie war nicht nur Ausgangspunkt einiger Ausflüge, sondern vor allem Arbeitstätte für einen Trainerlehrgang beim Mongolischen Sportschützenverband. Vielleicht sehen wir uns wieder, mal sehen was die Zukunft bringt.
  

Hier sehen Sie weitere Impressionen der Reise von Uwe Knapp in die Mongolei