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Themenwoche: Wie kommt man in einen Kader und wer wird wie gefördert?

21.07.2020 08:20

Insgesamt umfasst der Nationalkader des Deutschen Schützenbundes in den Disziplinen Bogen, Flinte, Gewehr und Pistole derzeit 191 Sportler (Gewehr: 51, Pistole: 53, Flinte: 55, Bogen: 32), die in fünf unterschiedliche Kadergruppen eingeteilt werden. Wie diese Talente im DSB gefördert werden, welche Struktur dahinter steckt und welche Kriterien man erfüllen muss, um überhaupt gefördert zu werden, erklären wir hier.

Bild: DSB/ Wer international konkurrenzfähig sein will, der muss sich zuerst für den Nationalkader qualifizieren.
Bild: DSB/ Wer international konkurrenzfähig sein will, der muss sich zuerst für den Nationalkader qualifizieren.

Für einen Sportverband geht es darum, die vielversprechendsten Talente mit dem größten Entwicklungspotential zu entdecken und gezielt zu fördern, um die langfristigen Leistungen und Erfolgschancen im Spitzensport zu verbessern. Sportverbände müssen daher entscheiden, welche Talente förderungswürdig sind und mit welchen Maßnahmen sie gefördert werden bzw. wie diese finanziert werden. Wichtige Fragen sind dabei, in welchen Alter die Talentförderung einsetzen soll, wie der Pool der Talente ausgeweitet werden kann und an Hand welcher Kriterien die Talente für ein Förderprogramm ausgewählt werden. Zudem ist dabei wichtig zu wissen, welche Fördermaßnahmen für die Leistungsentwicklung der Talente kurz- und langfristig effektiv sind und zum Erfolg führen, aber auch, wie die Förderstrukturen eines Talentfördersystems zu organisieren sind.

Die Kaderstruktur des DSB im Überblick:

Die Aufnahme in die Nationalmannschaft ist ein Quantensprung!

Heiner Gabelmann, DSB-Sportdirektor

Top-Team Tokio (OK):

Bild: DSB / Wer von welchen Trainern gefördert wird, legt eine ausgefeilte Förderstruktur fest.
Bild: DSB / Wer von welchen Trainern gefördert wird, legt eine ausgefeilte Förderstruktur fest.

In dieses Top-Team schaffen es nur Sportler, die mindestens eine Finalplatzierung beim Weltcup in den letzten Jahren vorweisen können und damit zu den heißen Anwärtern auf einen Olympiastartplatz zählen. In diesem Jahr werden zusätzlich die besten Spezialisten der Männern und Frauen bei den Kadersichtungen aus dem Jahr 2020 mitaufgenommen (die genauen Kadernominierungskriterien siehe unten), da während der Corona-Pandemie keine weiteren Weltcups stattfinden. Diese Spitzensportler haben die höchste Priorität, da sie als Weltklasseathleten zugleich die potentiellen Olympiakandidaten sind und damit auch Medaillenanwärter. Sie bekommen daher auch die meisten Wettkampfeinsätze bei Weltcups und werden mit zusätzlichem Material und Munition zur Grundversorgung unterstützt. Viele dieser Sportler werden längerfristig durch die Bundeswehr oder Bundes- bzw. Landespolizei gefördert und befinden sich bei der Deutschen Sporthilfe in der höchsten Förderstufe.

Top-Team Future:

Dieses Top-Team ist in Lauerstellung auf die ganz Großen und befindet sich im Aufbau. Die Sportler zählen zu den größten Talenten und kommen bei internationalen Wettkämpfen, Ranglisten und Weltcups zum Einsatz, dort aber auch gerne in der MQS-Wertung. Die Teilnahme von EM- und WM-Qualifikationen ist für sie Pflicht. Sie erhalten von der Deutschen Sporthilfe die Nachwuchseliteförderung und werden für Förderplätze bei Bundeswehr und Polizei bevorzugt. Auch sie erhalten Zusatzkontingente bei Munition und Material.

Nationaler Anschlusskader (PK):

Während bei den beiden Top-Teams vor allem die Bundestrainer für das Training und die Organisation verantwortlich sind, kommen beim nationalen Anschlusskader auch Assistenz- und Honorartrainer bei der Trainings- und Wettkampfbetreuung zum Einsatz. Durch gute Leistung kann auch hier ein Weltcupeinsatz für diese Sportler herausspringen, die Qualifikationen für internationale Meisterschaften sind auch für sie Pflicht. In diesem Jahr zählen Ergebnisse bei Sichtungen sowie die individuelle Leistungs- und Entwicklungseinschätzung der zuständigen Disziplintrainer unter anderem zu den Nominierungskriterien. Bei Leistungsdiagnostik, Sportpsychologie und sportmedizinischer Betreuung werden sie vor allem durch die Olympiastützpunkte unterstützt. Auch sie erhalten eine Grundförderung der Deutschen Sporthilfe. Sollten diese Sportler Mitglied in einer der Sportfördergruppen sein, erhalten sie bei stetiger guter Leistung eine jährliche Dienstzeitverlängerung.

Der Olympia- sowie Anschlusskader des DSB umfasst 2020 insgesamt 84 Athleten in den Disziplinen Pistole, Gewehr, Flinte und Bogen.

Nachwuchskader (NK1 / NK 2):

Beim Nachwuchskader wird zwischen zwei Leistungsstufen unterschieden, dem NK1 und dem NK2. Während beim NK2 das Höchstalter bei 18 Jahren liegt, dürfen Sportler im NK1 maximal 20 Jahre alt sein. Insgesamt werden derzeit 64 Sportler im NK1, 43 im NK2 geführt. Betreut werden beide Kadergruppen durch die Nachwuchsbundestrainer, die durch Assistenztrainer (NK1) und Landestrainer (NK2) unterstützt werden. Der Kader wird in diesem Jahr durch Schützen besetzt, die bei den Sichtungen überzeugen konnten und meist zuvor bereits Mitglied in einem Landeskader waren, dort erste nationale und internationale Erfahrungen gesammelt haben und durch ihre überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit – also ihr Talent – aufgefallen sind. Für die restlichen Kaderplätze werden in der Landestrainersitzung Vorschläge erarbeitet oder durch die Leistungseinschätzung des Bundestrainers an den BA Spitzensport weitergeleitet, der über die Vergabe abschließend entscheidet. Während für NK1-Schützen die Qualifikation zu intern. Meisterschaften Pflicht ist, muss beim NK2 ein Antrag und ein entsprechender Leistungsnachweis für die Teilnahme erfolgen. Schützen des NK2 erhalten zudem Einsätze bei kleineren nationalen und internationalen Wettkämpfen, wie z.B. der Jugendverbandsrunde, dem Alpencup und Ranglistenturniere. Der NK1 erhält zusätzlich eine materielle Grundversorgung sowie eine Grund- bzw. Eliteförderung der Deutschen Sporthilfe, die dem NK2 nur eingeschränkt zur Verfügung steht.

Heiner Gabelmann, DSB-Sportdirektor, erklärt die Relevanz dieser Förderstruktur: „Es ist relativ leicht mit vertretbaren privaten Mitteln auf Landesebene erfolgreich zu sein, aber die Aufnahme in die Nationalmannschaft ist ein Quantensprung!“ Wer auf diesem Leistungsniveau schießt, der muss vom Bundesverband gefördert werden, um international konkurrenzfähig zu sein. „Das ist unsere Aufgabe, hier müssen wir unterstützen, um Eltern, Landesverbände und Sportler zu entlasten“, weiß Gabelmann und fügt abschließend hinzu:  „Talentsuche darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen.“

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