International

Tino Wenzel EM-Fünfter im Skeet

12.07.2005 00:00

Tino Wenzel (Ibbenbüren/Foto) war heute der herausragende deutsche Schütze in den Trap- und Skeet-Disziplinen der Herren und Junioren. Mit insgesamt 142 Treffern und dem fünften Rang im Skeet erreichte er bei den Europameisterschaften in Belgrad das beste Einzelresultat aller deutscher Wurfscheibenschützen bisher.

 

In einem hochklassigen Finale, nur sechs Fehlschüsse leisteten sich die sechs Endrundenteilnehmer überhaupt, standen drei Italiener, ein Norweger, ein Finne und Tino Wenzel. Wieder einmal ein Beweis, wer in Europa in diesen Disziplinen die führende Nation ist.

Ennio Falco (Italien) leistete sich auf Position zwei gleich zu Beginn des Finales einen Fehler bei der Hochhaus-Scheibe und eine Runde später erwischte es den bis dahin mitführenden Cristian Eleuteri (Italien) ebenfalls bei der Scheibe aus dem Hochhaus.

Die Position vier ist sicherlich nach dem neuen Reglement die entscheidende Stelle im Skeet. Tino Wenzel, der immer als Erster den Durchgang eröffnete, verfehlte die erste Niederhaus-Doublettenscheibe, sofort danach verschoss auch Ennio Falco die zweite Niederhaus-Doublettenscheibe und Cristian Eleuteri verfehlte wie sein Landsmann vorher, zur Freude des nun mit zwei Scheiben Vorsprung allein führenden Erik Watndal (Norwegen), dieses Ziel.

Nachdem Cristian Eleuteri auch auf Position acht die Hochhausscheibe verfehlte und sich damit aus dem Medaillenrennen brachte, stand Erik Watndal nach einem optimalen 25er-Finale mit 146 Treffern als neuer Europameister fest.

Ein Stechen musste um Silber und Bronze entscheiden. Valerio Luchini (Italien) gewann das Shoot-off mit 4:3 gegen Timo Laitinen (Finnland). Beide Schützen trafen 25 Mal im Finale und hatten 144 Treffer auf ihrem Konto.

Für Tino Wenzel gab es jedoch vor der Endrunde noch bange Minuten zu überstehen, denn nach einem spannenden Stechen, in dem sieben Schützen um zwei Finalplätze kämpften, hatte sich Tino Wenzel zusammen mit Ennio Falco (Italien/Foto) durchsetzen können.

Er begann vorgestern mit einer vollen 25er-Serie und einer 24er-Runde, schoss gestern noch einmal 24 Treffer und stand vor den beiden entscheidenden Durchgängen heute Mittag ganz weit oben in der Rangliste.

Doch eine 23er-Serie und anschließend sogar eine 22er-Runde gefährdeten die Hoffnungen des 31-jährigen Westfalen, denn 118 Treffer waren genau die Meßlatte für das Erreichen der Endrunde, die dann, siehe oben, doch noch geschafft wurde.

Tino Wenzel nach der letzten Serie auf dem schwierigen Stand A: „Wenn du nichts siehst, kannst du auch nichts treffen. Das lag hier gerade am Licht, denn vor den Bäumen ist die Scheibe erst einmal schwarz, du siehst sie einfach nicht kommen, das war ganz schwierig. Eigentlich bin ich mit dem Wettkampf zufrieden – bis auf heute. Ich muss das erst jetzt einmal eine Viertelstunde verarbeiten und mich kräftig über mich selbst aufregen.“ Die Aufgeregtheit war dann aber schnell vergessen, als er hörte, dass er mit 118 Treffern noch eine Finalchance über das Stechen besaß.

Axel Wegner (Brandis) kam mit 117 Treffern auf Rang 15 und Ralf Buchheim (Lebus) konnte mit 116 Treffern ebenfalls überzeugen und beendete seinen Wettkampf mit dem 21. Platz.

Die deutsche Mannschaft gewann durch die hervorragenden Einzelergebnisse mit 351 Treffern die Bronzemedaille hinter Italien (358 Treffer), das einen neuen Welt- und Europarekord aufstellte, und Norwegen (351 Treffer). Die Skandinavier hatten die bessere letzte Serie gegenüber dem Team des Deutschen Schützenbundes.

Im Trap konnte sich kein deutscher Schütze für das Finale der besten Sechs qualifizieren. Hermann Mironow (Rheinböllen/Foto), der zum ersten Mal bei einer großen internationalen Veranstaltung im Aufgebot des DSB war, wurde mit 117 Treffern und Rang 15 bester deutscher Schütze in dieser Disziplin. Der Weltmeister von 2003, Karsten Bindrich (Eußenhausen), folgte mit 116 Treffern auf dem 25. Platz und Rene Damme komplettierte das DSB-Trio mit 108 Ringen und Rang 57.

Alexei Alipow (Russland/147 Treffer) gewann den Einzeltitel vor Giovanni Pellielo (Italien/144 Treffer) und Stephane Clamens (Frankreich/141 Treffer +3). In der Mannschaftswertung gewann Russland (360 Treffer) vor Italien (356 Treffer) und Frankreich (353 Treffer). Das deutsche Team kam mit 341 Treffern auf den elften Platz.

Das EM-Fazit von Bundestrainer Wilhelm Metelmann: „Unser Jahreshöhepunkt war ganz klar die Weltmeisterschaft in Lonato. Die Europameisterschaft mit dem anschließenden Weltcup liegt am Ende einer anstrengenden Saison und man merkt es den Schützen deutlich an, dass diejenigen, die alle internationalen Wettkämpfe bestritten haben, ziemlich platt sind.

Trotzdem haben wir uns konzentriert auf die Europameisterschaften vorbereitet und wollten auch versuchen das Beste zu geben, aber für den Kader zählt natürlich in erster Linie der Weltcup in der nächsten Woche, denn dann gibt es olympische Quotenplätze zu gewinnen und deshalb wollen wir auch über die EM gut in den Weltcup hineinkommen.

Ich hoffe, dass es für unsere Schützen von Vorteil ist, hier auf diesem Stand die EM bestritten zu haben und ihn kennen. Wir wollen jetzt drei Tage erst einmal etwas Ruhe einkehren lassen, ein wenig vom Wettkampfstress erholen und dann mit voller Kraft in den Weltcup reingehen.

Wichtig ist, dass sich die Schützen jetzt nicht von dem eher mittelmäßigen Ergebnissen bei dieser EM beeindrucken lassen. Christine Brinker und Tino Wenzel haben sich im Skeet sicherlich gut behauptet und Susanne Kiermayer hat im Trap mit wirklich sehr viel Pech das Finale verpasst. Dort wäre für sie alles möglich gewesen.

Bei den Herren war heute die vierte Serie unser Schwachpunkt, das war ein richtiger Dämpfer für die meisten, da kann man dann auch nicht mehr gewinnen. Bei Tino Wenzel war das schon öfters der Fall, dass er einen guten Start hatte, die Leistung aber nicht über den ganzen Wettkampf halten kann. Axel Wegner (Foto rechts) hat sich hier auch schwer getan, aber bei ihm bin ich immer wieder überrascht, wie lange er sein Topniveau halten kann. Er müsste vom Alter her schon längst in Sportler-Rente sein, aber er hat bei der WM und beim Weltcup in Rom gezeigt, wie wertvoll er für uns ist.

Im Trap können Hermann Mironow und Rene Damme aufgrund ihrer mangelnden internationalen Erfahrung und ihres Alters einfach noch nicht ganz vorne mitschießen, obwohl Hermann Mironow bei seiner ersten EM einen guten Wettkampf gezeigt hat.

Karsten Bindrich, der eine lange Saison hinter sich hat, ist einfach ausgelaugt und bräuchte eigentlich nur noch Ruhe. Bei ihm merkt man auch, dass er im Kader keine gleichwertigen Mannschaftsmitglieder hat. Alles ruht im Prinzip auf seinen Schultern und wenn er mal einen etwas schwächeren Tag hat, ist niemand da, der dann das Teamergebnis herausreißen kann. Er steht ständig in der Verantwortung und das belastet ihn schon sehr.“

Birger Hundt (Kühlungsborn/Foto) hatte im Trap der Junioren ebenfalls die Chance auf eine Finalteilnahme, doch verlor er nach 113 Treffern das Stechen gegen Sebastien Guerrero (Frankreich) mit 1:2 und wurde Siebter. Martin Schmidt (Bad Tennstedt) kam nur knapp dahinter mit 112 Treffern auf Platz acht und Jan-Ole Jena (Bovenden) erreichte mit 104 Treffern den 29. Rang.

Den Einzeltitel gewann Julien Meunier (Frankreich/140 Treffer) vor Alfonso Granados (Spanien/138 Treffer) und Roman Dobrosotskich (Russland/135 Treffer). Hinter dem neuen Europameister Frankreich (346 Treffer), Italien (344 Treffer) und Finnland (330 Treffer) kam die deutsche Auswahl mit 329 Treffer auf Platz vier.

Im Skeet der Junioren war Uwe Trobsch (Weinböhla/Foto) mit 110 Treffern und dem 18. Rang bester deutscher Teilnehmer. Gordon Gosch (Isernhagen) wurde mit 109 Treffern 21. und Frank Dittmer (Bad Kissingen), bei den Weltmeisterschaften in Lonato als Dritter einziger Medaillengewinner der DSB, kam heute mit 104 Treffern auf den 31. Rang.

Es siegte Vasilis Soteriou (Zypern/142 Treffer) vor Niklas Ringborg (Schweden/140 Treffer) und Michael Gilligan (Großbritannien/139 Treffer). Mit neuem Welt- und Europarekord gewann Großbritannien (343 Treffer) die Mannschaftswertung vor Schweden (341 Treffer) und Zypern (340 Treffer). Das deutsche Team belegte mit 323 Treffern Rang sieben.

Nachwuchs-Bundestrainer Axel Krämer zum Abschneiden seiner Schützlinge: „Die Ergebnisse im Skeet sind für mich schon enttäuschend, da haben sich hier die noch vorhandenen Reserven deutlich gezeigt, um es milde auszudrücken. Frank Dittmer wollte nach seine Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften sicherlich noch etwas zu viel und dachte es geht so weiter wie in Lonato. Im Training hat auch alles noch geklappt, aber unter Wettkampfbedingungen sieht das Ganze dann schon anders aus.

Das war ein ganz anspruchsvolles Schießen hier auf diesem Stand. Wenn man die Ergebnisse der Junioren und auch der Herren betrachtet, sieht man deutlich, dass es hier nicht einfach war, gute Resultate zu erzielen. Die Bedingungen hier waren anspruchsvoller als sogar bei der WM.

Mit den Ergebnissen im Trap bin ich dagegen sehr zufrieden. Die Jungs haben hier das gezeigt, was sie wirklich können. Martin Schmidt (Foto) zum Beispiel hat heute noch einmal 48 Treffer für die Mannschaft geschossen, das sind die Resultate, die wir benötigen. Auch Jan-Ole Jena, unser Jüngster, der noch herangeführt werden muss, hat mit 104 Treffern einen guten Wettkampf geboten.

Wir haben uns in diesem Jahr mit dem Team bewusst verjüngt, sind aber in der Mannschaft schon in Europa ganz vorne mit dabei. Im Einzel fehlt zum Beispiel beim Birger noch ein Quäntchen, aber ich habe ihn ja noch eine Weile bei mir im Nachwuchsbereich und heute hat er ja nur knapp die Entscheidung der besten Sechs verfehlt. Er ist sicherlich auf einem guten Weg.“