Deutsche Meisterschaften

Trotz Ringabzug gewinnt Munkhbayar Dorjsuren erstes Gold

21.08.2009 11:10

Eine zeitliche Verspätung beim Eintreffen in der Finalhalle brachte der frischgebackenen Militärweltmeisterin Munkhbayar Dorjsuren (München/Foto Mitte) bei den Deutschen Meisterschaften 2009 auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück einen Abzug von zwei Ringen mit dem ersten Finalschuss mit der Luftpistole. Trotzdem siegte die Bronzemedaillengewinnerin von Peking im ersten Wettbewerb der Erwachsenen klar mit 481,1 Ringen (Vorkampf 385/Finale 96,1).

 

 

„Ich war noch kurz bei einem Interview bei den Netzathleten zu einem Online-Gespräch, habe mich dann noch ein wenig beruhigen wollen vor dem Finale und als ich in die Halle kam, wusste ich schon, dass ich zu spät war. Na, ja, es hat trotzdem gereicht.“ 

Eine 9,7 schoss die seit 2002 für den Deutschen Schützenbund startende gebürtige Mongolin zu Beginn, die aber gleich wegen des Abzuges auf 7,7 runterkorrigiert wurde. Damit War Sandra Hornung (Hof/Foto rechts), die Vorkampfzweite mit 383 Ringen, nur noch sechs Zehntelringe hinter der großen Favoritin in diesem Wettkampf. 

Zur Hälfte des Finales hatte Munkhbayar Dorjsuren den Vorsprung wieder auf 1,3 Ringe ausgebaut und eine 7,8 von Sandra Hornung im siebten Durchgang machte allen Hoffnungen der Bayerin ein Ende. Mit einer 7,8 im vorletzten Schuss verlor Sandra Hornung sogar noch die Silbermedaille und rutschte auf Rang drei ab, denn Nathalie Schelken (Brainkofen/Foto links), die neben Pistole auch mit dem Blankbogen hervorragend umgehen kann, zeigte ein gutes Finale und gewann schließlich nach einem Vorkampfergebnis von 379 Zählern mit 99,3 Ringen im Finale und 478,3 Ringen die Silbermedaille vor Sandra Hornung, die im Finale auf 94,8 Ringe kam und mit einem Gesamtergebnis von 478,3 Ringen Dritte wrde. 

„Ich wusste, dass Sandra zu Beginn des Finales nahe an mir dran war“, sagte Munkhbayar Dorjsuren nach der Entscheidung, „ich hörte dann aber durch die Lautsprecheransage, dass sie eine Acht geschossen hatte, während ich eine Zehn hatte. Dann kam noch eine Sieben dazu und da wusste ich, dass ich wahrscheinlich gewonnen hatte.“ 

Dass Sportschießen eine olympische Disziplin für alle Alterstufen ist, zeigten die Herren, denn der Olympiasieger von 1976 mit der Freien Pistole Uwe Potteck (Berlin/Foto) – bereits Mitte 50 – siegte mit 676,1 Ringen (Vorkampf 575/Finale 101,1) vor dem 49-jährigen ehemaligen Nationalkaderschützen und Olympiateilnehmer von 1992, 1996 und 2000 Hans-Jürgen Bauer-Neumaier (Freilassing), der mit seinen 49 Jahren auf 675,9 Ringe (Vorkampf 578/Finale 97,9) kam und jubelnd die Silbermedaille in Empfang nehmen durfte. Rang drei ging an den absoluten „Youngster“ in diesem Trio, den Olympiateilnehmer von Peking 2008, Florian Schmidt (Frankfurt/Oder), der mit 675,8 Ringen (Vorkampf 578/Finale 97,8) Dritter wurde. Florian Schmidt senkte das Durchschnittsalter der drei Medaillisten mit seinen 23 Jahren dramatisch. 

Der Brandenburger sah im Finale schon wie der Sieger aus, lag teilweise mit über zwei Ringen vor der Konkurrenz, musste aber gegen Ende dieser Endrunde mit einer 8,2 im achten und einer 8,6 im letzten Durchgang Federn lassen, sodass die Routiniers hinter ihm noch an dem Brandenburger vorbeiziehen konnten. 

Uwe Potteck, der Deutsche Meister 2009, zog schelmisch folgendes Fazit: „Die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften ist für mich ein Muss. Dabei meine ich allerdings meine Altersklasse. In der Schützenklase zu starten und so weit wie möglich zu kommen, mache ich eigentlich nur, um die Jungen ein wenig zu ärgern. Das reicht mir dann schon. Mit dem Resultat heute kann ich kann ich jedoch hochzufrieden sein.“

Bei den Juniorinnen gewann mit der Luftpistole Alexandra Fehr (Kriftel/Foto rechts) das erste Finale. Die junge Hessin ging mit 376 Ringen als Zweite nach dem Vorkampf in die Endrunde der besten sechs Schützinnen, zog dort mit 99,1 Ringen an der Qualifikationsbesten Wilma Dreier (Dresden/Foto links) vorbei und gewann den ersten Titel der diesjährigen Veranstaltung mit insgesamt 475,1 Ringen.

Wilma Dreier, nach dem Vorkampf mit 378 Ringen Beste, rettete sich nach 95,8 Zählern im Finale mit 473,8 Ringen auf den Silberplatz und konnte damit die Angriffe von Cornelia Endler (Kirchweyhe) parieren, die nach 375 Ringen im Vorkampf Dritte war und nach 96,3 Zählern auch den Bronzerang mit 471,3 Ringen behielt. 

Tobias Piechaczek (Landau/Isar) heißt der neue Deutsche Meister bei den Junioren. Der junge Bayer gewann mit 668,7 Ringen (Vorkampf 570/Finale 98,7) vor Jonatan Wolf (Sulzbach), der wie Munkhbayar Dorjsuren zwei Ringe Abzug wegen verspätetem Eintreffen zum Finale verkraften musste und trotzdem mit 662,6 Ringen (Vorkampf 566/Finale 96,6) den zweiten Rang belegte. Dritter wurde Christoph Schultheiß (Landau/Isar) mit 662,0 Zählern (Vorkampf 566/Finale 96,0).

Christian Stadter (Fürth) siegte bei den Junioren mit der Schnellfeuerpistole mit 751,5 Ringen (Vorkampf 565/Finale 186,5) vor Tobias Hehn (Thulba), der auf 751,0 Zähler (Vorkampf 569/Finale 182,0) kam. Dritter wurde Gregor Lütkevedder (Paderborn) mit 750,6 Ringen (Vorkampf 569/Finale 181,6).

Ein hochspannendes Finale sahen die Zuschauer bei den Herren in der Gewehr-„Königsklasse“, der Freien Waffe. Maik Eckhardt (Dortmund/Foto) und Daniel Brodmeier (Fürth) waren vor dem letzten Schuss der Endrunde mit 1251,0 Ringen exakt gleich auf den ersten beiden Plätzen, dahinter folgte nur mit einem Abstand von 0,4 Ringen Julian Justus (Homberg/Ohm). 

Der Routinier aus Westfalen behielt die Nerven, schoss eine 10,3 und fügte mit insgesamt 1261,3 Ringen (Vorkampf 1164/Finale 97,3) seiner langen erfolgreichen Sportlerkarriere einen weiteren nationalen Titel zu. Julian Justus, der bei den Europameisterschjaften in Osijek mit einer Bronzemedaille äußerst positiv überraschte, kam mit 1259,6 Ringen (Vorkampf 1164/Finale 95,6) auf den zweiten Rang, gefolgt vor Daniel Brodmeier mit 1259,4 Ringen (Vorkampf 1163/Finale 96,4). 

Kein anderer Schütze hatte in diesem Finale eine Chance auf die Medaillen. Die führenden Drei rissen durch ständige Positionswechsel ihre jeweilige Anhängerschaft durch Höhen und Tiefen. Auf Rang drei liegend schien nach dem siebten Durchgang für Maik Eckhardt beinahe alles gelaufen, als der Dortmunder eine 10,8 erzielte, während seine beiden jungen Kontrahenten mit 8,9 bei Brodmeier und 9,7 bei Justus etwas zurückfielen. 

Doch das auch Maik Eckhardt nicht fehlerlos blieb, zeigte sich beim nächsten Schuss, als eine 7,7 für den vielfachen Deutschen Meister auf der Anzeigetafel auftauchte und alles wieder ausgeglichen war. Bis hin zum letzten Schuss, der die endgültige Entscheidung brachte.

„Wir haben spannende Duelle gehabt und es hat mir auch vorne am Stand heute viel Spaß gemacht“, so Mike Eckhardt nach dem Finale, „wir waren alle über die Anzeigetafel, die wir immer sahen, gut informiert und kannten den aktuellen Stand. Ich sah, dass ich einen Vorsprung hatte zur Mitte des Finales, doch mit der 7,7 – ich wollte es wirklich nicht so spannend machen – war der ganze herausgearbeitete Vorsprung wieder weg. Ich denke aber, auch den Besuchern in der Finalhalle hat diese Entscheidung um Gold, Silber und Bronze gefallen.“ 

Bei den Junioren hätte Nicolas Schallenberger (Laudenbach/Foto) bereits nach acht Schüssen aufhören können und wäre dennoch Deutscher Meister geworden. Sein Vorsprung betrug zu diesem Zeitpunkt bereits 24,1 Ringe auf den Zweiten. Mit 1259,7 Ringen (Vorkampf 1160/Finale 99,7) beendete der junge Bayer seinen Wettkampf. 

Dahinter klaffte eine riesige Lücke, bevor mit 1234,9 Ringen (Vorkampf 1141/Finale 93,9) Andreas Horn (Königsbach) Zweiter wurde. Auf dem dritten Rang, sechs weitere Ringe dahinter, Sebastian Liepelt (Freising) mit 1228,8 Ringen (Vorkampf 1136/Finale 92,8).

Foto 1 in Originalgröße.

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Alle Ergebnisse der Deutschen Meisterschaften 2009 für Gewehr, Pistole, Wurfscheibe, Laufende Scheibe und Armbrust 10 Meter finden Sie nach Abschluss der Wettkämpfe über diesen Link.