Europameisterschaften

Verdicchio-Krause und Justus Fünfte im EM-Finale

06.03.2011 10:36

Claudia Verdicchio-Krause (Buchheim/Foto) mit der Luftpistole und Julian Justus (Homberg/Ohm) mit dem Luftgewehr haben bei den Europameisterschaften für Druckluftwaffen in Brescia (Italien) den fünften Platz belegt und sorgten damit für einen positiven Ausklang dieser Veranstaltung aus deutscher Sicht.

 

Nachdem sie mit 383 Ringen als Achte aus dem Vorkampf gekommen war, konnte sich Claudia Verdicchio-Krause in der Endrunde mit der besten Finalleistung von 99,6 Zählern und einem Gesamtergebnis von 482,6 Ringen auf den fünften Platz vorkämpfen.

„Zwar hätten es auch heute ein paar Ringe mehr sein dürfen, aber ich bin letztendlich mit der Leistung und der Platzierung zufrieden“, kommentierte die 35-jährige Baden-Württembergerin ihren Wettkampf, „es war sehr eng und ich bin froh, dass ich noch in das Finale gerutscht bin. Eine Europameisterschaft ist doch etwas anderes als ein einfacher internationaler Wettkampf und diese Leistung heute gibt mir Selbstvertrauen für die kommenden Weltcups, wo es dann um die olympischen Quotenplatz geht, die wir gerne möglichst schnell holen wollen. Das war heute ein Baustein für mich auf dem Weg in eine hoffentlich gute Saison 2011.“

Die Breisgauerin musste allerdings warten, bis sie wusste, dass sie vor den Augen des spanischen Königs Juan Carlos im Finale stehen würde, denn Heidi Diethelm (Schweiz) stand in der Hochrechnung vor ihr, hatte aber noch zwei Schüsse zu absolvieren.

Die Schweizerin kam in arge Zeitnot, musste mit dem letzten Schuss eine Zehn zum sicheren Eintritt in die Medaillenentscheidung mit 384 Ringen schießen oder mit einer Neun in das Shoot-off mit 383 Zählern gegen vier weitere Konkurrentinnen. Die Schweizerin schoss drei Sekunden vor dem Ende des Wettkampfs eine Acht und damit waren die vier Schützinnen mit 383 Ringen allesamt im Finale.

Antje Noeske (Neubrandenburg) wurde mit 376 Ringen auf dem 34. Platz notiert, Munkhbayar Dorjsuren (München) kam mit 375 Zählern auf Rang 37. Bundestrainer Peter Kraneis sah deren Leistungen sehr differenziert: „Mit der Leistung von Munkhbayar Dorjsuren kann man natürlich nicht zufrieden sein, Antje Noeske hat bei ihrer ersten Europameisterschaft in der Erwachsenenklasse nicht enttäuscht sondern eine ordentliche Leistung gezeigt.“

Celine Soberville (Frankreich) siegte mit 485,6 Ringen (Vorkampf 389/ Finale 96,8) und wurde neue Europameisterin. Die Silbermedaille ging an Viktoria Chaika (Weißrussland) mit 485,0 Zählern (Vorkampf 388/Finale 97,0) vor Olena Kostevich (Ukraine), die mit 483,6 Ringen (Vorkampf 386/Finale 97,6) Dritte wurde.

Die Mannschaftswertung gewann Serbien mit 1150 Ringen vor Weißrussland mit 1148 Zählern und Frankreich mit 1141 Ringen. Das Team des Deutschen Schützenbundes belegte mit 1134 Ringen den sechsten Platz.

Im letzten Wettbewerb dieser Europameisterschaften hätte sich Julian Justus (Homberg/Ohm/Foto) mit dem Luftgewehr nach 595 Ringen im Vorkampf eigentlich einem Stechen um den Finaleinzug unterziehen müssen. Doch in der Nachkontrolle disqualifizierte die Jury den führenden Denis Sokolow (Russland) wegen Tragens zu dicker Unterwäsche.

Die russische Mannschaftsleitung legte gegen diese Entscheidung Protest ein und da die „Jury of Appeal“, die in solchen Fällen die letzte Entscheidung zu treffen hat, mit dem spanischen König außerhalb des Messegeländes dinieren war, dauerte es für die betroffenen Schützen eine Weile, bis über diesen Protest entschieden wurde.

Zunächst wurde der Beginn des Finales 30 Minuten verschoben und erst kurz vor der Reporting Time, sie ist eine halbe Stunde vor Finalbeginn, kam dann auch die offizielle Entscheidung, dass es kein Stechen mehr geben würde. Julian Justus war endgültig unter den besten Acht, Denis Sokolow blieb disqualifiziert.

Hochinteressant wurde dieses Finale, weil alle acht Kontrahenten nur einen Ring auseinander lagen und somit für jeden die Hoffnung auf den Titel blieb. Nach einer 10,8 im ersten Schuss schob sich der junge Hesse auf Rang vier nach vorne.

Diesen Platz hielt er auch nach dem siebten Durchgang, als er nur noch 0,4 Ringe hinter der Bronzemedaille lag. Eine 9,6 im achten Schuss ließ ihn wieder zurückfallen, aber im letzten Durchgang kam er mit einer hervorragenden 10,6 noch auf Rang fünf mit insgesamt 696,6 Ringen (Vorkampf 595/Finale 101,6).

„Es hat Spaß gemacht, aber es war auch sehr nervenaufreibend. Ich bin sehr zufrieden, gerade weil es ja auch meine ersten Europameisterschaften mit dem Luftgewehr waren“, sagte Julian Justus nach dem Finale, das ebenfalls vom spanischen Monarch Juan Carlos mit Interesse beobachtet wurde.

Tino Mohaupt (Suhl) belegte mit 592 Ringen den 31. Platz, Jürgen Wallowsky (Oberkotzau) kam mit 591 Ringen auf Platz 33 und ärgerte sich ein wenig: „Ich habe neben einem Holländer gestanden, der einen orangefarbenen Schießanzug trug und sich oft bewegte. Die knallige Farbe hat mich sehr gestört, vor allem bei diesen sowieso schwierigen Lichtverhältnissen hier in der Messehalle.“

Peter Sidi (Ungarn) fügte seiner großen Titelsammlung eine weitere Meisterschaft hinzu und siegte mit 698,7 Ringen (Vorkampf 596/Finale 102,7) vor Alexandre Sokolow (Russland), der mit 698,4 Ringen (Vorkampf 595/Finale 103,4) Zweiter wurde. Die Bronzemedaille gewann unter großem Jubel der italienischen Zuschauer Niccolo Campriani (Italien) mit 697,5 Ringen (Vorkampf 596/Finale 101,5).

In der Teamwertung belegte die deutsche Mannschaft mit 1778 Ringen den fünften Platz. Die Ukraine gewann Gold mit 1780 Ringen vor Frankreich und Ungarn, die beide 1779 Ringe erzielten. Die Franzosen hatten aber mit 139:137 das bessere Innenzehnerverhältnis.

„Zwei Ringe weg von Gold waren wir lange nicht mehr“, sagte Trainer Achim Veelmann zur Mannschaftsleistung, „das zeigt, dass wir mit unserem Konzept für das Luftgewehrteam auf einem sehr guten Weg für die Zukunft sind.“

Die kompletten Resultate der EM für Druckluftwaffen in Brescia finden Sie nach Abschluss der Wettkämpfe über diesen Link.