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„Von Kopf bis Fuß auf Zielen eingestellt – Frauenschießsport im Wandel der Zeiten“

23.05.2006 00:00

In ihrer Eröffnungsrede zur Sonderausstellung „Von Kopf bis Fuß auf Zielen eingestellt – Frauenschießsport im Wandel der Zeiten“ im Deutschen Schützenmuseum auf Schloss Callenberg bei Coburg blickte die DSB-Frauenbeauftragte Renate Koch (Foto links mit DSB-Präsident Josef Ambacher) weit zurück.

 

Sie erinnerte an die Amazonen der Antike, die als so engagierte Bogenschützinnen galten, dass sie sich sogar eine Brust amputieren ließen um den Bogen besser ausziehen zu können, und den Männern schon vor den Toren Trojas mit ihren Schießkünsten das Fürchten beigebracht hätten. Anschließend schlug sie den Bogen über das Mittelalter, als Frauen nachgewiesenermaßen willkommene Mitglieder der Schützengesellschaften waren bis in die heutige Zeit, in der so manche medaillenträchtige Disziplin ohne die Erfolge der Frauen nicht mehr auskommt.

Von den in der ersten Etage des Schützenmuseums vorgeführten Bundesschießen waren die Frauen im 19. Jahrhundert entgegen der allgemeinen Auffassung zunächst gar nicht ausgeschlossen. Erst als beim 7. Deutschen Bundesschießen 1881 in München die Österreicherin Emilie Hirsch bis ganz nach vorne in die männliche Siegerliste vordrang und sogar einen Preisbecher gewann, verloren die Herren vom Schießordnungskomitee den Humor und ließen bis nach dem 2. Weltkrieg ausdrücklich nur noch Männer zu.

Die DSB-Frauenbeauftragte Renate Koch und der ihr zur Seite stehende Planungsausschuss trugen bundesweit zahlreiche Ausstellungsstücke aus unterschiedlichen Epochen zusammen. Die Ausstellung im Deutschen Schützenmuseum zeigt die Entwicklung des weiblichen Sportschießens anhand von vier sehr lebensecht inszenierten Bildern:

Da ist zunächst die reizend gekleidete Biedermeierdame, die in graziler Haltung und bei einem Gläschen Sherry ein paar Schüsse auf die Scheibe abgibt – eben so, wie zahlreichen Stiche aus dem 19. Jahrhundert uns diesen damals ungewöhnlichen Anblick überliefern. Die mehrfache Deutsche Meisterin und Weltmeisterschaftsschützin Elisabeth Zapf (früher Böhmer/Foto links) von der HSG München stellt ihre komplette Wettkampfmontur aus den 60er Jahren ebenso zur Verfügung wie die Olympiasiegerin und Silbermedaillengewinnerin von Seoul 1988, Silvia Sperber-Seiderer, ihren Original-Trainingsanzug und die Goldmedaille. Und zwischen diesen beiden modernen Sportschützinnen steht eine junge Frau im akkurat gebügelten weißen Faltenrock, die mit einem originalen Seefab-Stahlbogen die Anfänge des Bogenschießens in Deutschland Mitte der 50er Jahre verdeutlicht.

Dazwischen sind Schützenscheiben aus dem 19. Jahrhundert zu sehen, auf denen die Männer zum Teil wenig schmeichelhafte Rollen einnehmen, und auf einem Bildschirm laufen Ausschnitte aus alten Filmen, beispielsweise über Gräfin Elisabeth von Soden, genannt „die Hex“, die 1966 im Trapschießen erste Weltmeisterin des Deutschen Schützenbundes überhaupt wurde. Von ihr sind auch mehrere Trophäen ausgestellt, die sich mittlerweile in der DSB-Sammlung befinden, ebenso wie die alte Kette des Bundesschützenkönigs, die ebenfalls mehrfach von einer Frau gewonnen wurde.

Die Sonderausstellung „Von Kopf bis Fuß auf zielen eingestellt – Frauenschießsport im Wandel der Zeiten“ ist noch voraussichtlich bis zum Frühjahr 2007 im Schloss Callenberg zu besichtigen. Ein Besuch lohnt sich !

Bericht und Fotos: Sabine Gärtner, Landespressereferentin NSSV

Weitere Informationen zum Deutschen Schützenmuseum auf Schloss Callenberg bei Coburg finden Sie hier.