Weltcup

Weltcup Bhopal: Vennekamp unwiderstehlich und mit Weltrekord zur Goldmedaille

25.03.2023 12:06

Europameisterin Doreen Vennekamp hat beim Weltcup im indischen Bhopal zum ersten Mal in ihrer Karriere einen Weltcup im Einzel gewonnen: In ihrer Parade-Disziplin Sportpistole setzte sich die 27-Jährige in beeindruckender Manier durch, egalisiert in der Qualifikation einen jahrealten Weltrekord und feierte nach Luftpistolen-Silber den zweiten Medaillenerfolg in Indien.

Foto: DSB / Doreen Vennekamp mit Goldmedaille, Teamkollegin Carina Wimmer (rechts) und Physiotherapeutin Victoria Nolte.
Foto: DSB / Doreen Vennekamp mit Goldmedaille, Teamkollegin Carina Wimmer (rechts) und Physiotherapeutin Victoria Nolte.

Vennekamp erwischte einen perfekten Start in das Medaillenmatch, alle ihre fünf Schüsse ließen die Lampen grün leuchten. Damit lag sie von Beginn an im Duell Deutschland gegen Asien vorne, denn ihre Gegnerinnen kamen aus China (2x) bzw. Indien. Sie blieb auch in der Folge an der Spitze, weil sie im Schnitt vier Treffer pro Serie landete. Vor den letzten beiden Serien, die über Gold entscheiden mussten, hatte sie drei Treffer Vorsprung vor der Chinesin Ziyue Du. Vor der letzten Fünferserie - der Vorsprung war auf zwei geschrumpft - nahm Bundestrainerin Claudia Verdicchio-Krause nochmals eine Auszeit. Und die gebürtige Ronneburgerin machte es spannend, drei der ersten vier Schüsse waren fehlerhaft, sodass es vor dem letzten Schuss des Goldfinals plötzlich Gleichstand 29:29 hieß. Doch die Europameisterin behielt die Nerven, platzierte ihren Schuss als Treffer, während die Chinesin das Ziel verfehlte. Der Rest war nur noch Jubel und Erleichterung: „Ich bin ins Finale reingegangen und wusste nicht, ob ich die Kraft im Arm und den Muskeln habe. Deshalb habe ich gesagt, ich muss jeden Treffer hören, dann geht es kopftechnisch und dann ziehe ich das durch. Das wurde dem Team mitgeteilt, sie haben mich super angefeuert – mit dem Team im Rücken konnte das nur klappen.“ Die Situation vor der letzten Serie bzw. dem letzten Schuss war ihr dabei nicht bewusst: „Ich wusste, dass ich einen Vorsprung hatte, wusste aber auch, dass alles passieren kann. Ich wusste Gott sei dank vor dem letzten Schuss nicht, dass es der entscheidende ist. Ich wusste nur, dass ich liefern und alles mobilisieren musste. Und als ich auf den Großbildschirm das Ergebnis sah, war ich überglücklich.“

Im Halbfinale setzte sich Vennekamp ebenfalls souverän durch, mit 14 Treffern hatte sie am Ende drei Ringe Vorsprung vor der Drittplatzierten. Bereits in der Qualifikation hatte Vennekamp für mehrere Ausrufezeichen gesorgt und den Wettkampf von Beginn an dominiert. Nach Tag eins, dem Präzisionsteil, führte sie das Ranking mit 295 Ringen an, am zweiten Tag folgte mit dem Duellteil eine wahre Matchdemonstration: 299 (!) Ringe war die sensationelle Ausbeute, die ein Endresultat von 594 Ringen, einen Vorsprung von zehn (!) Ringen auf die Zweitplatzierte und das Einstellen des Weltrekords der Bulgarin Diana Iorgova aus dem Jahr 1994 (Die Chinesin Luna Tao stellte diesen 2002 in München ebenfalls ein) bedeutete: „Einen Weltrekord zu schießen, ist natürlich gigantisch. Ich habe gestern und heute gut geschossen, es ist aber noch Puffer und noch nicht das Ende der Fahnenstange. Es war noch nicht das Nonplusultra. Das Gefühl nehme ich auf den lagen Heimweg mit.“
Monika Karsch landete mit 579 Ringen auf Platz elf und wies zwei Ringe zu wenig auf, um das Finale der besten acht Schützinnen zu erreichen. Josefin Eder brachte einen Ring weniger auf die Scheibe (13. Platz). Ganz stark agierte Sandra Reitz, die 583 Ringe erzielte, aber nur um Weltranglistenpunkte schoss und somit nicht ins Finale einziehen konnte. Für Carina Wimmer galt das Gleiche, sie kam auf 563 Ringe.

In den Tagen zuvor hatte Vennekamp an der Seite von Matthias Holderried noch im Bronzemedaillenmatch im Luftpistolen Mixed gestanden. In diesem gab es gegen die chinesische Kombination Xue Li und Pengqi Hu jedoch nichts zu holen: 0:16 lautete das Endresultat, weil die Chinesen unfassbar hohe Wertungen schossen und das deutsche Duo die gewünschte Präzision vermissen ließ. Das zweite DSB-Duo, Sandra Reitz & Philipp Grimm, landete auf Platz sieben.

Foto: DSB / Das deutsche Team und ISSF-Präsident Luciano Rossi feiern Weltcupsiegerin Doreen Vennekamp.
Foto: DSB / Das deutsche Team und ISSF-Präsident Luciano Rossi feiern Weltcupsiegerin Doreen Vennekamp.

Schnellfeuerpistole: DSB-Trio auf Finalkurs

Der Weltcup in Bhopal ist quantitativ nicht gut besetzt, dafür aber qualitativ. Paradebeispiel ist der Wettbewerb mit der Schnellfeuerpistole, an dem lediglich 26 Sportler teilnehmen, diese jedoch aus den führenden Nationen China, Frankreich und Deutschland kommen. Und nach dem ersten Tag sieht es für die DSB-Schützen blendend aus: Christian Reitz führt nach dem ersten Halbprogramm mit 295 Ringen, Florian Peter und Oliver Geis liegen mit jeweils 292 Ringen auf den Positionen vier und sechs. Christian Freckmann (285) und Fabian Otto (284) schießen um Weltranglistenpunkte und sollten sich am zweiten Tag noch steigern, um ein wenig mehr zu ergattern.

Der Wettkampf mit der Schnellfeuerpistole ist der letzte Wettkampf in Bhopal, danach geht es für das deutsche Team nach Hause: „Wir werden in Grüppchen aufgeteilt und jeder wird anders fliegen mit ewigen Aufenthaltszeiten, von 20-62 Stunden Aufenthalt: Ich werde von hier nach Delhi, dann nach Dubai, dann nach Istanbul und von dort nach Frankfurt fliegen“, so Vennekamp – der Streik von Verdi zieht bis nach Indien Kreise.

Das deutsche Team in Indien

Sportler: Philipp Grimm (Freiberg am Neckar), Matthias Holderried (Tannenberg, beide LP), Monika Karsch (Regensburg), Sandra Reitz (Regensburg), Carina Wimmer (Niedertaufkirchen), Josefin Eder (Frankfurt/Oder), Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg, alle LP & SP), Christian Freckmann (Steinbach), Oliver Geis (Oberselters), Fabian Otto (Heringen), Florian Peter (Obertshausen), Christian Reitz (Regensburg, alle SFP)
Betreuer: Claudia Verdicchio-Krause, Detlef Glenz, Thomas Zerbach, Victoria Nolte

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