Weltcup

Weltcupsieg mit Weltrekord

26.05.2006 00:00

Ralf Schumann (Stockheim/Foto Mitte) hat in der Schnellfeuerpistole beim Weltcup München auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück mit 786,4 Ringen einen neuen Finalweltrekord aufgestellt und den Weltcupsieg errungen. Er verbesserte die bisherige Weltbestmarke von Sergei Alifirenko (Russland), die dieser bei den Europameisterschaften des vergangenen Jahres in Belgrad aufgestellt hatte, um zwei Zehntelringe.

 

Die Silbermedaille ging an Roman Bondaruk (Ukraine/786,4 Ringe/Foto links), der damit auch für seinen Verband den Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2008 in Peking gewinnen konnte, und Bronze erhielt Zhongsheng Liu (China/779,8 Ringe/Foto rechts).

Der dreimalige Olympiasieger hatte zunächst im Vorkampf, trotz einer Waffenstörung in der letzten Serie, den Weltrekord mit 589 Ringen eingestellt. Auch diese Bestleistung hielt bisher allein der Olympiasieger von Sydney 2000, Sergei Alifirenko, seit dem Weltcupfinale 2005, das ebenfalls auf der Anlage nördlich der bayerischen Landeshauptstadt ausgetragen wurde.

Im Finale mussten die Zuschauer, die natürlich alle wussten, dass der Ausnahmeschütze in dieser Disziplin 197,3 Ringe schießen musste, um neuer Finalweltrekordler zu werden, lange zittern, denn es wurde nach einer Eröffnungsserie von 48,7 Ringen, nach 49,5 Zähler im zweiten Durchgang und nach 49,3 in der dritten Fünf-Schuss-Serie sehr eng.

Mit 49,9 Ringen schaffte Ralf Schumann schließlich im Schlussdurchgang die erforderliche Ringzahl und übertraf die alte Bestmarke mit einer Finalleistung von 197,4 Ringen ganz knapp. Riesenjubel begleitete die Ergebnisdurchsage.

„Der Weltrekord wird sich noch öfter ändern, solange wir noch nicht stetig über die 590 Ringe schießen", so der Sieger nach dem Wettkampf, "für mich ist wichtig, dass ich von den Ringzahlen her gesehen nicht nur vorne dabei, sondern nun auch wieder ganz vorneweg bin. Dabei hat mir auch Gott geholfen. Beim Weltcup in Guangzhou, als ich den Quotenplatz geholt habe, hatte ich vorher die ganze Woche nichts getroffen und im Wettkampf hat mich Gott in ein anderes Licht gesetzt und gewinnen lassen.

Ich kann mich jetzt ganz ruhig vorbereiten, denn ich habe den Quotenplatz geholt und kann in den kommenden Weltcups nicht noch mehr gewinnen. Ich will jetzt hohe Ergebnisse schießen und vielleicht auch ein paar Dinge ausprobieren. Oder aber man probiert Dinge mit mir aus, wie heute im Vorkampf, als ich eine Waffenstörung hatte. Das sind Situationen, in denen ich noch lernen kann und dies nehme ich dankbar an.“

Dramatisch verlief das Finale für den amtierenden Weltmeister Marco Spangenberg (Oberwallmenach/Foto). Nach drei Durchgängen lag der 25-jährige Sportsoldat, wenn man sich die Zwischenresultate aller Finalisten betrachtet, auf dem zweiten Rang und hätte mit dieser Platzierung den zweiten Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2008 in Peking für den DSB gewonnen.

Doch eine 7,9 im letzten Schuss machte alle Hoffnungen zunichte. Mit insgesamt 779,5 Ringen (Vorkampf 582/Finale 197,5) belegte er am Ende den vierten Rang. Sein Bruder Mario Spangenberg (Oberwallmenach), der ebenfalls in dieser Endrunde mit dabei war, wurde mit 778,6 Ringen (Vorkampf 580/Finale 198,6) Fünfter.

Drei Teilnehmer des Deutschen Schützenbundes unter den sechs Finalisten zeigen, dass die ehemalige Vorzeigedisziplin des DSB auch durch die gravierenden Änderungen im Regelwerk nicht beschädigt wurde, sondern langsam wieder ihren ehemaligen herausragenden Stellenwert im Disziplinenkanon des olympischen Sportschießens einnehmen wird.

Bundestrainer Peter Kraneis fand trotz dieser hervorragenden Platzierung seiner Schützlinge aber noch ein Haar in der Suppe: „Ralf hat im Vorkampf das umgesetzt, was wir in den letzten Wochen im Training erarbeitet hatten, das war sehr gut, zumal er mit einer Waffenstörung fertig werden musste. Wenn man bedenkt, dass nach den neuen Regeln nur noch eine einzige Waffenstörung erlaubt ist, muss man als Schütze dann natürlich immer bangen, dass nicht noch einmal etwas passiert.

Mit seinem Finale bin ich allerdings nicht zufrieden, weil das Ergebnis nicht dem entspricht, was er kann. Trotzdem ist er nach den gezeigten Leistungen in diesem Jahr der Favorit für die Weltmeisterschaften in Zagreb. Er selbst hat den großen Willen, sich den Titel wieder zurückzuholen, dass muss man einfach so offen sagen und wenn man seine Leistungen sieht, ist dies auch absolut realistisch.

Marco Spangenberg hat in der letzten Serie nicht weit genug gedreht. Bei vier Sekunden kann man aber nicht mehr korrigieren. Er war sowieso schon knapp in der Zeit und die Alternative war nur noch, dort, wo er gerade war, abzudrücken oder einen Fehler schießen. Natürlich hat er abgedrückt.

Es war bei Marco aber nicht das Finale, sonder im Vorkampf hatte er sich schon fast um seine Chancen gebracht. 582 Ringe sind für ihn vier Zähler zu wenig. Schade drum, aber die nächste Chance besteht für ihn nun beim Weltcup in Mailand.“

Mit einem Zweikampf begann der dritte Tag. Im Liegendschießen der Herren hatten sich dabei Guy Starik (Israel/Foto links) und Peter Sidi (Ungarn/Foto rechts), den deutschen Schießsportfans aus der Bundesliga Luftgewehr von der SSVG Brigachtal bestens bekannt, mit 598 Ringen als Führende für das Finale qualifiziert.

Nachdem beide Schützen in der ersten Hälfte dieser Endrunde nahezu gleichauf blieben, lediglich zwei oder drei Zehntelringe betrug die Differenz, setzte sich Peter Sidi in den letzten fünf Durchgängen doch ab.

Gegen Ende des Finales wurde der Unterschied dann deutlich. Mit insgesamt 702,8 Ringen gewann der 27-jährige Ungar den Wettkampf und damit gleichzeitig für seinen Verband auch das Olympiaticket für Peking.

Mit 701,5 Ringen wurde Guy Starik Zweiter und die Bronzemedaille ging an den Routinier Artem Kadschibekow (Russland), der sich mit den letzten beiden Schüssen und insgesamt 700,4 Ringen noch auf den dritten Rang vorschieben konnte.

Maik Eckhardt (Dortmund) und der Silbermedaillengewinner von Athen 2004, Christian Lusch (Bühl/Foto), konnten sich als beste DSB-Vertreter mit jeweils 593 Ringen auf den Rängen 21 und 27 platzieren. Claus Hildebrand (Brigachtal) belegte mit 587 Zählern den 56. Platz.

Alle bisherigen Ergebnisse vom Weltcup in Garching-Hochbrück finden Sie hier.