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„Wir haben den Standort Garching-Hochbrück gesichert“

23.02.2006 00:00

Der Bayerische Sportschützenbund (BSSB) wird – wie bereits berichtet – das Gelände der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück, direkt an der Stadtgrenze von München gelegen, über die Bundesimmobilienanstalt von der Bundesrepublik Deutschland für über 1,7 Millionen Euro kaufen. Im Interview der Präsident des Deutschen Schützenbundes, Josef Ambacher (Foto), gleichzeitig als 1. Landesschützenmeister auch Chef des Bayerischen Sportschützenbundes, über die Gründe, die zu diesem ungewöhnlichen Schritt führten und deren Auswirkungen für die Zukunft.

„Herr Ambacher, der BSSB hat in einer außerordentlichen Delegiertenversammlung einstimmig eine große Investition beschlossen, damit die Olympiaschießanlage in den Besitz des BSSB gelangen kann. Was waren die Gründe dafür, das riesige Gelände zu kaufen ?“

„Bereits vor zwei Jahren hatte ich mit mehreren politisch Verantwortlichen schon einmal die Thematik, was mit dem Olympiagelände in fernerer Zukunft geschehen könnte, diskutiert, ohne jedoch eine konkrete Zeitvorstellung zu haben, denn mit dem damaligen Finanzminister Theo Waigel hatte ich ja noch einmal die Verlängerung des Erbbaurechts auf der Anlage bis in das Jahr 2020 vertraglich besiegelt.

Als es dann 1998 zum politischen Wechsel in Berlin kam und die rot-grüne Regierung im Zuge ihrer Sparbeschlüsse bundeseigenen Grund und Boden verkaufte, dabei auch Kasernen schloss und kleinere Truppenübungsplätze veräußerte, kam bei mir der Gedanke auf, einmal nachzufragen, was man mit dem Gelände in Garching-Hochbrück zukünftig vorhabe.

Als Antwort bekam ich, dass wenn sich ein Käufer für dieses Gelände finden würde, man durchaus nicht abgeneigt wäre, sich von dieser Liegenschaft zu trennen. Der Bund kann im Bereich München diesen Übungsplatz nicht mehr so nutzen, da die kommunale Bebauung rund um dieses Gelände eine militärische Nutzung nicht mehr zulässt.

Daraufhin haben wir mit der Bundesimmobilienanstalt Kontakt aufgenommen, um zu klären, ob wir aufgrund der Kaufpreisgestaltung überhaupt eine Chance hätten, als potenzielle Käufer aufzutreten und Verhandlungen zu führen. Die finanziellen Möglichkeiten des Bayerischen Sportschützenbundes sind selbstverständlich begrenzt und 240.000 Quadratmeter Gelände direkt vor den Toren von München sind kein Pappenstiel.

Kurze Zeit später, noch bevor wir in Gespräche eingetreten waren, kam die Nachricht, dass sich die Bundesregierung von Grund und Boden in Höhe von 54 Milliarden Euro trennen wolle, um Schulden zu begleichen. Das passte genau in unsere Verhandlungsbemühungen hinein, denn nun war auch die Absicht Berlins publik, bundeseigenen Grund und Boden zu veräußern.

Wir nahmen also Verhandlungen auf, und die Bundesimmobilienanstalt präsentierte uns kurze Zeit später einen Kostenvoranschlag, der sich insgesamt, unterteilt nach Gebietswertigkeit, auf knapp über 1,7 Millionen Euro belief. Das war, wenn man geografische Lage und Größe bedenkt, ein absolut fairer Preis.

Man gab uns eine Preisgarantie bis zum 30. Juni 2006, wobei als Bedingung zu gelten hatte, dass bei Abschluss des Kaufvertrages die Summe bereits auf bundeseigenem Konto zu liegen habe. Das war im vergangenen November und daher war Eile geboten.“

„Nicht alle haben die Kaufabsicht gleich unterstützt, es gab auch Vorbehalte gegen den Erwerb.“

„Diese Vorbehalte waren vorhanden, ganz klar, denn es gibt in Bayern Regionen, wo die Arbeitslosigkeit groß ist, wo die Verdienstmöglichkeiten geringer sind und wo die Menschen um ihr Wohlergehen heftig zu kämpfen haben. Aber unsere Bezirksschützenmeister und der Landesbeirat, der ja in unserem Landesverband ein beachtliches Gewicht hat, haben auf einer Klausurtagung ausgerechnet, dass bei Zahlung von rund 1,7 Millionen Euro von jedem Mitglied nur 3,60 Euro aufgebracht werden müsse.

Daraufhin haben sich alle Mitglieder dieser Gremien hinter den Kauf gestellt und dem Landesvorstand ihre Solidarität und Unterstützung bekundet. Das hatte ich in meiner langjährigen Amtszeit als 1. Landesschützenmeister auch noch nicht erlebt und ich muss schon sagen, dass mich diese einhellige Unterstützung sehr bewegt hat.

Wir haben uns dann die Beschlüsse aller relevanten Gremien in den Gauen und Kreisen eingeholt. Am Ende waren alle dafür, das Gelände zu kaufen, trotz vorherige Beitragserhöhung des Deutschen Schützenbundes um 50 Cent und des BSSB um einen Euro, lediglich bei der Art der Zahlung neigten einige Funktionäre eher zur einer Anleihe als zu einer Umlage auf jedes Mitglied.

Das war für uns aber nicht möglich, dementsprechend haben wir viel Gesprächsarbeit geleistet, um alle vom richtigen Weg zu überzeugen, was dann auch fast gelungen ist. Lediglich sieben Stimmen waren bei der außerordentlichen Delegiertenversammlung für einen anderen Weg der Finanzierung, vom Kauf selbst, waren alle fest überzeugt.“

„Wie wird der Kauf nun konkret abgewickelt, denn die gesamte Summe muss ja relativ schnell vorliegen ?“

„Wir haben beschlossen, dass wir im Mai die Beiträge von unseren Gauen erheben. Die Gaue werden ihrerseits entweder vorher oder nachher sich das Geld von ihren Untergliederungen zurückholen. Auf jeden Fall ist dafür gesorgt, dass wir in keine Zeitfalle geraten. Wir werden die komplette Summe vor dem Notartermin per Eilüberweisung auf ein bestimmtes Konto in Berlin schicken, haben dann eine Einzahlungsbestätigung und können den Kaufvertrag notariell abschließen.“

„Was bedeutet dieser Kauf nun für den Standort Garching-Hochbrück und für das Schützenwesen in Bayern und auch aufgrund der herausragenden Wichtigkeit der Olympiaschießanlage bezüglich nationaler und internationaler Wettbewerbe auch für Deutschland ?“

„Wir haben den Standort Garching-Hochbrück mit allen seinen Einrichtungen für das bayerische und für das gesamte deutsche Schützenwesen gesichert. Zunächst wird sich nicht allzu viel ändern, nur können wir nun als Eigentümer natürlich unter wirtschaftlichen Aspekten ganz anders handeln als bisher.

Die Investitionen, die wir zukünftig tätigen, kommen direkt dem bayerischen Landesverband und dementsprechend auch dem Dachverband zugute. Auch sind wir dann unabhängig von der Politik. Niemand hätte heute voraussagen können, was nach Ablauf des Erbbaurechts im Jahre 2020 mit dem Gelände passiert wäre. Alle Einrichtungen samt der Geschäftsstelle des BSSB wären bei einer Nichtverlängerung des Erbbaurechts theoretisch an den Bund zurückgefallen. Dies alles wird nun auch in mittlerer und ferner Zukunft für das Sportschießen nutzbar sein.

Wir wollen nach dem Kauf des Geländes auch Möglichkeiten für Disziplinen schaffen, die bis heute nicht auf der Olympiaschießanlage betrieben werden konnten. Ich denke da an die Feldarmbrust und den Feldbogen. Bis heute haben wir für diese beiden Sportarten keinen Parcours, könnten diese jedoch schaffen, wenn wir vielleicht das Gelände noch durch einige Umgriffsflächen um die jetzige Olympiaschießanlage erweitern.

Dann könnten wir zum Beispiel größere Parkflächen außerhalb des bestehenden Geländes ausweisen. Wir würden darüber hinaus auch den Campern, die bei den Deutschen Meisterschaften zu uns kommen, größere Flächen einräumen.

Bei diesen Flächen handelt es sich um weitere 60.000 Quadratmeter und wenn wir die zu einem besonders günstigen Biotop-Preis bekommen, wäre dies eine äußerst lohnende Angelegenheit. Wir sind zur Zeit schon in Gesprächen mit der Bundeswehr und hoffen auf einen positiven Ausgang.

Auf jeden Fall haben wir mit dem nun sicheren Erhalt der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück für die deutschen Schützinnen und Schützen den Grundstein dafür gelegt, dass sowohl im Spitzen- wie auch im Breitensport eine kontinuierliche Entwicklung gewährleistet ist.“