International

„Wir wollen unter die ersten Drei“

18.07.2006 00:00

Am kommenden Sonntag fällt um 15.30 Uhr mit der Luftpistole der Herren die erste Entscheidung in den olympischen Disziplinen bei den Weltmeisterschaften 2006 in Zagreb. Mit einem Aufgebot von insgesamt 88 Sportlerinnen und Sportlern wird der Deutsche Schützenbund an dieser wichtigsten Veranstaltung des Jahres 2006 im Schießsport teilnehmen.

 

Wenige Tage vor Beginn der WM sprachen wir mit dem Sportdirektor des Deutschen Schützenbundes Heiner Gabelmann (Foto) über die kommenden Wettkämpfe in der Hauptstadt Kroatiens:

„Herr Gabelmann, mit welchen Erwartungen fahren Sie zu diesen Weltmeisterschaften nach Zagreb ?“

„Für uns sind diese Weltmeisterschaften ein herausragendes Ereignis, denn nach den Olympischen Spielen in Athen 2004 ist diese Weltmeisterschaft ein wichtiger Gradmesser für den Leistungsstand unseres Teams. Diese WM gibt die Richtung vor, wohin die Entwicklungen in den einzelnen Ländern auf die kommenden Spiele in Peking 2008 laufen. Auch wir nutzen die WM-Analyse als Indikator unserer eigenen Olympiavorbereitung.

Das Ergebnis wird für uns auch essentiell sein, denn es hat schon Konsequenzen für das „Förderkonzept 2012“ des Deutschen Olympischen Sportbundes, weil jetzt schon die ersten Punkte gesammelt werden können und je besser der Ausgang in Zagreb, desto besser werden wir Unterstützung seitens des DOSB erwarten können.

Weltmeisterschaften zählen ja mit einfacher Wertung in diesem Konzept, Olympische Spiele mit anderthalbfacher Wertung für die Einstufung der einzelnen Disziplinblöcke im internationalen Vergleich und hat damit, wie ich schon sagte, eine direkte Auswirkung auf die Finanzausstattung für den Zeitraum zwischen 2009 und 2012.“

„Wo liegen die Hoffnungen auf Medaillen und vordere Platzierungen ?“

„Wir haben natürlich einige Eisen im Feuer, wenn ich an die Quotenplatzgewinner dieses Jahres und auch von 2005 denke. An ein paar Namen kommt man nicht vorbei, die als Favoriten in die Wettbewerbe gehen und dies selbst natürlich auch wissen. Sicherlich ist an erster Stelle Ralf Schumann zu nennen, der die Umstellung in seiner Disziplin glänzend gemeistert hat. Er hat in diesem Jahr sogleich den Quotenplatz gewonnen, hat sich den Weltrekord zurückgeholt und bei seinen Weltcupsiegen gezeigt, der er als dreifacher Olympiasieger wieder ganz vorne dabei ist oder sogar die Schnellfeuerpistole wieder beherrscht.

Wir haben in Zagreb mit Ralf Schumann, Marco Spangenberg und Martin Behrendt den Olympiasieger, den amtierenden Weltmeister und den Juniorenweltmeister in einem Team und alles andere als das Ziel des Mannschaftsweltmeisters wäre klassisches Understatement.

Darüber hinaus haben wir mit Sonja Pfeilschifter und Barbara Lechner ein ganz starkes Duo bei den Damenwettbewerben in den Gewehrdisziplinen am Start, ergänzt durch jeweils eine dritte Schützin ist auch hier im Mannschaftswettbewerb mit einer Medaillenplatzierung normalerweise zu rechnen. Natürlich können wir hier auch erwarten, dass es in den Einzelwettbewerben zumindest Finalplatzierungen gibt, wobei wir natürlich auch hier auf Edelmetall hoffen.

Meine Hoffnung ist auch, dass in den Pistolendisziplinen der Damen unsere Weltmeisterin von Lahti 2002, Munkhbayar Dorjsuren, wieder vorne zu finden ist und dass wir auch in den Wurfscheibendisziplinen mit Susanne Kiermayer im Trap und Christina Brinker im Skeet vielleicht rechnen können, dazu kommen Karsten Bindrich im Trap der Herren, der sich noch etwas vorgenommen hat und unbedingt einen Quotenplatz holen will, sowie im Skeet mit Axel Wegner und Tino Wenzel.

Zagreb ist eine umfangreiche Weltmeisterschaft mit vielen Entscheidungen und der Deutsche Schützenbund ist in der kroatischen Hauptstadt in nur ganz wenigen Disziplinen wie den Zentralfeuer- und Standardpistolen, einigen Großkalibergewehrwettbewerben der Damen und der Laufenden Scheibe 50 Meter nicht vertreten. Ansonsten sind Schützinnen und Schützen des DSB im Rennen um die Medaillen.

Die Frage nach dem Stand des Deutschen Schützenbundes im internationalen Vergleich kann nach Zagreb wohl ganz gut beantwortet werden. Interessante Erkenntnisse werden wir wohl auch über die Entwicklung unserer Konkurrenz vor allem aus China und Russland in den olympischen Disziplinen gewinnen können auf dem Weg nach Peking 2008.

Auch die zukünftige Entwicklung der Laufenden Scheibe wird zu beachten sein, denn es gibt ja Umstellungen im Wettkampfprogramm mit einer neuen Finalregelung. Wie viele Nationen melden noch für diesen Wettbewerb ? Wie stellt der Deutsche Schützenbund sich dazu auf und wie werden die nächsten vier bis sechs Jahre verlaufen ? Dies alles sind Punkte, zu denen wir bei diesen Weltmeisterschaften Antworten erwarten.“

„Es hat im Vorfeld der WM Gerüchte gegeben, dass nicht alle Wettkampfstätten rechtzeitig fertig würden oder dass es Probleme mit der Logistik gäbe. Haben Sie darüber nähere Informationen ?“

„Ich selbst war Mitte Mai in Zagreb und nachdem, was ich gesehen habe, wird es organisatorisch, ich meine damit den Transport, die Unterbringung etc., keine Probleme geben. Die Kroaten sind erfahrene Veranstalter, sie haben die Europameisterschaften 2001 und einen Weltcup im Jahre 2003 ausgerichtet und wissen, was zu tun ist bei der Organisation einer Großveranstaltung im Sportschießen.

Die Schießstände sind die gleichen wie in den Vorjahren, wobei auf der Wurfscheibenanlage zwei neue Stände dazukamen, so dass sich die Situation dort entkrampft hat. Bei den Kugelwettbewerben wurden speziell die Luftdruckdisziplin in der Vergangenheit in einer Messehalle ausgetragen. In diesem Jahr werden sie auf einer Bodenplatte stattfinden, auf die man ein klimatisiertes Zelt gestellt hat. Ich bin einmal gespannt, wie sich dort die Lichtverhältnisse und vor allem die zu erwartende Hitze auswirken. Dies ist die einzige Unbekannte in Zagreb, alles andere ist uns bereits bekannt.

Die Meisterschaften werden sicherlich ein wenig unter räumlicher Enge leiden, denn insgesamt sind 2000 Schützinnen und Schützen am Start, dazu noch weitere 1000 Personen, die in Verbindung mit den ISSF-Kongressen an der Veranstaltung teilnehmen und 3000 Menschen über einige Tage zu bewegen, wird für Zagreb nicht ganz einfach werden, aber wir fahren mit viel Optimismus dorthin und denken, dass alle Probleme von den Organisatoren gemeistert werden. In Organisation und Improvisation ist auch unser Betreuerteam eingespielt. Wir freuen uns daher auf die Herausforderungen.“

„Mit welchem Ergebnis würden Sie zufrieden wieder aus Zagreb nach Hause fahren ?“

„Ich denke, dass wir das Potential haben, unter die ersten drei Nationen im Medaillenspiegel dieser Weltmeisterschaften zu kommen, wobei sich die Frage stellt, ob China mit allen seinen Assen am Start sein wird und alle Juniorenwettbewerbe beschickt. Von den Russen wissen wir, dass sie genau wie wir alle Wettbewerbe melden. Daher haben wir gute Vergleichsmöglichkeiten.

Wenn die Chinesen mit voller Stärke kommen, werden wir in den olympischen Disziplinen mit unseren russischen Freunden realistischerweise um Rang zwei kämpfen, denn die Gastgeber der Olympischen Spiele 2008 sind im Augenblick nur schwer zu schlagen. Darüber hinaus freut uns natürlich jede Medaille, die wir vor China gewinnen, denn sie sind nun einmal in vielen Schießsportdisziplinen der Maßstab aller Dinge. Wir brauchen uns aber mit unserer Mannschaft im internationalen Vergleich nicht zu verstecken und daher bin ich sehr optimistisch, das Ziel, unter die ersten Drei zu kommen, auch zu erreichen.“

Die kompletten Resultate der Weltmeisterschaften in Zagreb finden Sie hier.