Allgemeines

WM bedeutete riesigen Imagegewinn

18.11.2010 10:15

Das Fazit zum Fazit war prägnant. „Ich möchte so schnell nicht wieder eine WM ausrichten“, sagte der Präsident des Deutschen Schützenbundes, Josef Ambacher, in Anbetracht der geleisteten Arbeit nach der Vorstellung der Abschlussbilanz zur Weltmeisterschaft Sportschießen in München. „Aber es hat so viel Spaß gemacht, gerade weil der Erfolg uns bestätigt hat. Es war organisatorisch eine Superleistung der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, des DSB-Teams in der Bundesgeschäftsstelle, des Bayerischen Sportschützenbundes sowie der ISSF“, lobte er auf der Herbstsitzung des Gesamtvorstandes unter großem Applaus.

 

Bundesgeschäftsführer Jörg Brokamp hatte nach der letzten Sitzung des Organisationskomitees den großen Strich unter die 50. Jubiläums-WM der ISSF gezogen. Mit Spannung war das finanzielle Ergebnis erwartet worden. Wie schon bei der Bogen-WM 2007 unterschritten die tatsächlichen Ausgaben deutlich die eingeplanten Rücklagen. Statt der geplanten 500.000 Euro muss der DSB am Ende etwa 350.000 Euro an Eigenmitteln aufbringen. Besonders erfreulich: Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf erhöhten sich aufgrund der guten Werbung und letztendlich der hervorragenden Annahme der WM durch Mitglieder und Interessierte auf 46.000 Euro und damit um mehr als das Doppelte – alle Finals waren ausverkauft.

Der größte Erfolg für das Sportschießen ist jedoch der allgemeine Imagegewinn. Das bezieht sich einmal auf die internationalen Verbände. „Es war eine extrem gut organisierte WM“, heißt es etwa im Bericht des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) – ein positiver Aspekt vor allem für den Weltverband ISSF, der sein Ansehen und damit die Chancen auf ein weiter unangetastetes olympisches Programm im Sportschießen dank der WM erhöhte.

Überragend waren die Zahlen aus der Medienauswertung, die eine unabhängige Agentur vornahm. Die Medienberichte erreichten über Fernsehen, Hörfunk, Zeitungen und Zeitschriften sowie Internet so viele Menschen wie noch nie zuvor bei einer Schießsportveranstaltung. In der Summe bedeutet dies eine halbe Milliarde Kontakte über alle Medien. Ein solcher Erfolg des Organisationskomitees gerade in der besonders in Deutschland kritischen Diskussion tut dem Sportschießen sicher gut. Nicht zuletzt haben die Fernsehübertragungen – allein der Bayerische Rundfunk sendete zwei Stunden, davon 75 Minuten live von der WM – eine leichte Erhöhung der DSB-Einnahmen aus dem TV-34er-Sportrechtevertrag einge-bracht.

Die sportliche Bilanz der Weltmeisterschaft fiel dabei aus deutscher Sicht allerdings eher durchwachsen aus. Die gesteckten Ziele in Richtung Medaillen und Quotenplätze sind nur bedingt erreicht worden. Sportdirektor Heiner Gabelmann will besonders im Bereich Luftgewehr, wo die Deutschen leer ausgingen und nur die Frauen mit Finalplätzen ihre Zugehörigkeit zur Weltspitze bewiesen, eine spezielle Trainingsgruppe initiieren. Gerade bei den Männern ist in dieser Disziplin seit Jahren kein internationaler Erfolg zu verzeichnen. Noch laufen die Detailplanungen für die neue Gruppe.

Nach dem organisatorischen Erfolg der WM ist der DSB in Vorbereitung, auch von anderer Seite eine bessere Argumentationsgrundlage zum Wert des Sportschießens zu erzielen. Vizepräsident Jürgen Kohlheim stellte die gestartete Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportwissenschaft der Universität Würzburg vor, vertreten durch Professor Harald Lange. „Mehrperspektivische Evaluation des Deutschen Schützenbundes aus Sicht der Sportpädagogik“ heißt der Titel hoch wissenschaftlich.

Die vielfältigen sportpädagogischen Leistungen des DSB vor allem mit Blick auf Kinder und Jugendliche in Bereichen wie dem Erlernen von Verantwortung oder Gewaltprävention sollen eingehend und objektiv unter die Lupe genommen werden. Daneben soll repräsentativ untersucht werden, wie sich die anspruchsvolle Sportart Sportschießen auf das Verantwortungsbewusstsein, auf Konzentrations-, Merk- und Lernfähigkeiten von Kindern und Jugendlichen sowie auf die in Schule und Beruf immer wichtiger werdenden Selbst- und Sozialkompetenzen auswirkt. Der Gesamtvorstand wird voraussichtlich in seiner Märzsitzung 2011 über die endgültige Durchführung der wissenschaftlichen Studie befinden.

Jonny Otten als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Mitgliederentwicklung berichtete über den erfolgreichen Abschluss der Regionalkonferenzen. Viele konkrete Probleme an der Basis bestehen, die mögliche Neuzugänge abstoßen und bestehende Mitglieder frustrieren. Der DSB-Vizepräsident stellte einen umfassenden Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Situation in den Vereinen vor Ort vor, der von altersgerechten Schießsportangeboten für Kinder und Jugendliche über die Einführung von Jedermann-Wettkämpfen bis hin zu sportlichen Angeboten der Schützenvereine in Verbindng mit dem Schießsport und einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit reicht. Jonny Otten wird zum Deutschen Schützentag Ende April in Neubrandenburg den Delegierten einen ausführlichen Bericht vorstellen, appellierte aber schon in Wiesbaden: „Packt es jetzt an, tut jetzt etwas für unseren Sport und das Schützenwesen.“

Nach der Entscheidung des Weltverbandes für Modernen Fünfkampf, den Part des Pistolenschießens in seinem Wettkampfprogramm bei den Olympischen Spielen in London 2012 mit Laserwaffen durchzuführen, erwartet der DSB für den gesamten Schießsport eine nicht unproblematische Entwicklung. Aufgrund der Vielfalt an Disziplinen sieht der DSB die Anwendungsgebiete dieser Variante von Sportgeräten jedoch nicht in seinem aktuellen Wettkampf- und Leistungsprogramm, während er es für das Training und den Einstieg im Kinder- und Jugendbereich bereits seit vielen Jahren erfolgreich einsetzt. Ziel müsse es auch weiterhin bleiben, den hochwertigen und ausdifferenzierten Disziplinenkanon des DSB in vollem Umfang anzubieten. In diesem Zusammenhang stellte Vizepräsident Jürgen Kohlheim auch klar, dass der DSB in Dingen des Waffenrechts weiter auf die vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Jägern und Herstellern im „Forum Waffenrecht“ setze und sich insbesondere nicht durch andere Organisationen vertreten lasse.

Der Präsident des Westfälischen Schützenbundes, Klaus Stallmann (Foto rechts), erhielt von DSB-Präsident Josef Ambacher (Foto links) die Urkunde nach dem gewonnenen Innovationsprojekt „Schützenwald“ überreicht. Der Erfolg wird vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit 4.000 Euro prämiert.

Susanne Kiermayer scheidet als Gesamtaktivensprecherin aus, sie gab ihren letzten Bericht. Die Wurfscheibenschützin hat zwischenzeitlich auch ihre internationale Laufbahn beendet. Ihren Nachfolger bzw. ihre Nachfolgerin bestimmen die Sportlerinnen und Sportler der verschiedenen Disziplinengruppen bis März 2011. Susanne Kiermayer sagte zum Abschluss: „Ich bin froh, dass ich nach langjährigen Diskussionen und Wortklaubereien den Abschluss der Athletenvereinbarung mit dem DSB in diesem Amt noch erleben darf.“

Das Bundeskönigsschießen war in den letzten Jahren häufig Thema von Diskussionen. Zur Sitzung lag ein Antrag aus Hessen vor, die Durchführung der Sportleitung zu entziehen und das Tragen von sportartspezifischer Kleidung nach Art der Leistungssportler zu verbieten. Das Bundeskönigsschießen, so der Sinn des Antrags, sei eine Traditionsveranstaltung und solle dahingehend modifiziert werden. Beide Punkte des Antrags wurden mit großer Mehrheit abgelehnt, gleichwohl soll zeitnah eine umfassende Überarbeitung der Regelungen für das Bundeskönigs- und Bundesjugendkönigsschießen erfolgen.

Robert Garmeister, bisheriger Assistent der Bundesgeschäftsführung, ist vom Präsidium einstimmig zum Mitglied der Geschäftsleitung und zum Leiter „Recht und Verbandsentwicklung“ berufen worden. Die Fülle an eigenständigen Aufgaben, die Garmeister in Wiesbaden-Klarenthal betreut, wird einer Assistententätigkeit schon seit längerem nicht mehr gerecht. Die Mitglieder des Gesamtvorstandes bestätigten diese Berufung mit einem kräftigen Applaus.