International
WM-Generalprobe mit Licht und Schatten
Rund drei Wochen vor den Weltmeisterschaften der Bogenschützen in Madrid verlief die Generalprobe zu diesem Jahreshöhepunkt für die deutsche Recurvemannschaft beim Grand Prix in Zoppot (Polen) recht unterschiedlich. Während die deutsche Damenmannschaft gegen hochklassige Konkurrenz einen beachtenswerten Sieg mit nach Hause brachte, müssen sich die Schützlinge von Cheftrainer Martin Frederick in der Einzelwertung im Hinblick auf die WM jedoch noch deutlich steigern.
Nachdem sich die deutsche Auswahl in der Besetzung Anja Hitzler (Alfdorf), Veronika Haidn-Tchalova (Deggendorf), Christina Schäfer (Düren) und Karina Winter (Berlin) in der Qualifikation auf Rang vier positioniert hatte, stand in der ersten Runde des Mannschaftswettbewerbes mit Polen sogleich eine unangenehme Hürde vor dem DSB-Team. Mit 230:227 konnte dieses Hindernis jedoch überwunden werden.
Im Halbfinale wartete dann der Sieger der Qualifikation, die Ukraine, auf das deutsche Team. Mit einer souveränen Leistung und neuem Deutschen Rekord bezwangen die Damen auch diesem Angstgegner, der in der Vergangenheit oft zum Stolperstein auf dem Weg in die Medaillenränge war. 247:243 hieß es am Ende dieser Begegnung und für die Auswahl des Deutschen Schützenbundes ging es nun gegen Russland um Gold oder Silber.
Im Finale hatte das deutsche Team wiederum die besseren Karten und ließ den Russinnen beim 228:222 nur wenig Chancen. Damit stand die Damenauswahl des Deutschen Schützenbundes bei der Medaillenzeremonie verdient auf dem obersten Siegertreppchen. Dritter wurde im kleinen Finale um Bronze die Ukraine durch einen 241:239-Erfolg über Großbritannien.
Vor allem im Hinblick auf den Mannschaftswettbewerb in der spanischen Hauptstadt war diese erfolgreiche Etappe für die deutschen Damen sicherlich ein wichtiger Schritt, den auch Cheftrainer Martin Frederick entsprechend würdigte: „Es war sicherlich ein schöner Erfolg, vor allem, weil wir mit der Ukraine eines der besten Teams der Welt geschlagen haben. Man darf allerdings nicht außer acht lassen, dass bei diesem Turnier hier die Asiaten gefehlt haben, die bei den Weltmeisterschaften in Madrid alle am Start sind.“
In der Einzelwertung jedoch konnte keine der deutschen Damen über das Achtelfinale hinaus kommen. Karina Winter hatte als Einzige der DSB-Vertreterinnen diese Runde erreicht. Sie hatte durch ihre gute Leistung aus der Qualifikation, dort war sie Sechste geworden, zunächst ein Freilos und bezwang anschließend Karin Larsson (Schweden) mit 163:160, bevor Katja Muliuk (Weißrussland) auch sie mit 159:155 aus dem Wettbewerb eliminierte, nachdem sie eine Runde vorher schon Christina Schäfer mit 155:154 aus dem Rennen geworfen hatte. Die Dürenerin konnte sich in der ersten Runde zunächst gegen Lera Skorobogatowa (Weißrussland) mit 148:145 durchsetzen.
Schon in dieser ersten Runde der Direktausscheidung erwischte es Anja Hitzler, die gegen Izabela Niemiec (Polen) mit 149:150 verlor. Veronika Haidn-Tchalova dagegen siegte zunächst deutlich mit 158:137 gegen Ringa Baltrusaite (Litauen), bevor dann Wioleta Myszor (Polen) in der zweiten Runde beim 152:157 die Endstation war.
Wiebke Nulle (Berlin), die nur im Einzelwettbewerb eingesetzt wurde, gewann in der ersten Runde gegen Slavyana Radenkova (Bulgarien) mit 152:145, bevor auch sie gegen Elena Grachewa (Russland) mit 151:154 die Segel streichen musste.
Siegerin im Einzelwettbewerb von Zoppot wurde Elena Tonetta (Italien) durch einen 104:98-Finalsieg gegen Tetyana Berezhna (Ukraine). Durch einen 103:101-Erfolg über Kateryna Ksenofontova (Ukraine) ging die Bronzemedaille an Elena Grachewa.
Nur zwei deutsche Herren, Sebastian Rohrberg (Langwedel) und Michael Frankenberg (Hagen a.T.W.), waren bei diesem Grand Prix, der mit 27 Nationen eine sehr gute Beteiligung aufwies, am Start. Der dritte WM-Starter, Jens Pieper (Braunschweig), musste aus beruflichen Gründen von einer Teilnahme absehen.
Duplizität der Ereignisse: mit jeweils 162:163 schieden beide Schützen gleich in der ersten Runde aus. Feldbogen-Weltmeister Sebastian Rohrberg scheiterte dabei an Serhei Vitorski (Weißrussland), während Michael Frankenberg gegen Andrei Abramow (Russland) den Kürzeren zog.
Laurance Godfrey (Großbritannien) setzte sich im Finale mit 110:106 gegen den amtierenden Weltmeister Michele Frangilli (Italien) durch. Dritter wurde Andrei Abramow durch ein 108:106 gegen Piotr Piztek (Polen).
Den Mannschaftswettbewerb gewann bei den Herren die Niederlande durch ein 252:247 gegen Italien, während sich Großbritannien im kleinen Finale gegen die Ukraine mit 249:239 durchsetzen konnte und den dritten Rang belegte.
Das Fazit von Cheftrainer Martin Frederick: „Wir haben gesehen, dass in den Einzelwettbewerben bei unseren Schützen im Hinblick auf die WM in Madrid noch Luft ist. Wir sind zwar selbstbewusst und kämpferisch in die Duelle hineingegangen, aber es hat hier in Zoppot nicht ganz gereicht. Wir werden noch ein wenig daran feilen, in der Qualifikation besser zu schießen, um dann in der Direktausscheidung nicht gleich solch schwere Gegner zu bekommen. Wir gehen aber guten Mutes nach Madrid, denn wir wissen, dass wir hart gearbeitet haben und wir fühlen uns gut vorbereitet auf die Weltmeisterschaften.“
Die kompletten Ergebnisse vom Grand Prix in Zoppot finden Sie hier.