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World Games 2009 - Kaoshiung ist gut im Zeitplan

05.08.2008 00:00

Genau ein Jahr vor dem Start der VII. World Games 2009 (16.-26. Juli), an denen der Deutsche Schützenbund mit seiner Disziplin Feldbogen teilnehmen wird, weilte erstmals eine kleine deutsche Delegation unter Leitung von Gunter H. Fahrion, World Games-Beauftragter der DOSB-Spitzenverbände, im taiwanesischen Kaohsiung, um sich vor Ort einen ersten Eindruck zu verschaffen, was die deutschen Sportlerinnen und Sportler in einem Jahr erwartet.

 

Die auf rund 3.500 Aktive limitierte Teilnehmerzahl bereitet dem Organisationsteam (KOC) keine Probleme, denn in der 1,5 Millionen großen Hafenstadt gibt es genügend Hotels, die auch westlichen Ansprüchen genügen und die so ausgesucht werden, dass es kurze Wege (teilweise mit U-Bahn-Anschluss) zu den Wettkampfstätten geben wird. Zudem sind die Aktiven nicht während der gesamten Zeit vor Ort, da das Reglement vorsieht, dass aus Übersee kommende Sportler erst zwei Tage vor dem Wettkampf Unterkunft und Verpflegung erhalten; abreisen müssen sie am Tag nach dem Wettkampf. „Dies wird uns vor einige logistische Herausforderungen stellen“, ist sich Gunter H. Fahrion, der 2005 Chef de Mission des deutschen Teams war, heute schon sicher.

Da sich die Qualifikationswettkämpfe bis ins Frühjahr hinziehen werden, wird es noch einige Zeit dauern, bis klar ist, wie groß die deutsche Mannschaft sein wird (Fahrion rechnet mit 130 bis 180 Personen) und welche Sportler der 36 verschiedenen Sportarten im Vorfeld einen Akklimatisierungsaufenthalt wünschen. Dieser scheint erforderlich zu sein, denn wie in Peking beträgt der Zeitunterschied sechs Stunden, die Luftfeuchtigkeit sinkt nicht unter 70 bis 75 Prozent, wobei die Lufttemperatur zu dieser Jahreszeit 32 bis 35 Grad beträgt und auch abends um 23 Uhr noch über 30 Grad gemessen wird. Gunter H. Fahrion hat während seines Aufenthaltes in Kaohsiung die Extremsituation erlebt: Ein Taifun, mit dem man in dieser Jahreszeit zu rechnen hat, streifte Kaohsiung und brachte drei Tage lang strömenden Regen. Teilweise standen die Straßen 15 Zentimeter unter Wasser.

Wegen des engen Zeitrasters in der Hotelbelegung und bei der Flugbuchung gibt es für die Outdoor-Sportarten kaum Ausweich- und Verlängerungsmöglichkeiten. „Notfalls müssen die Wettkämpfe auch bei strömendem Regen und unter Wasser stehenden Rasenflächen abgewickelt werden,“ blickt Joachim Goßow aus Duisburg, der Sportdirektor der World-Games Association (IWGA) etwas pessimistisch ein Jahr voraus. „Der Taifun kam jetzt zur rechten Zeit. Das KOC und die TWIF können sich jetzt noch überlegen, ob und wie man doch noch Eventualpläne ausarbeiten kann.“

Ein Glücksfall für den DOSB ist die Tatsache, dass nicht nur Joachim Goßow dem deutschen Team mit Rat und seinen Vermittlungskünsten zur Seite stehen wird, sondern sich beim Besuch in Kaohsiung herausstellte, dass auch der KOC-Kommunikationsdirektor Dr. Alexander Habereder als Österreicher für den DOSB ein offenes Ohr hat und die deutsche Delegation fast rund um die Uhr betreute. Dr. Habereder ist seit drei Jahren bei der Stadt Kaohsiung beschäftigt und er hat – was für den DOSB sehr nützlich sein kann – sehr gute Beziehungen.

Aufgeschlossen steht den World Games auch das deutsche Außenministerium gegenüber. Vor Ort will nicht nur as als Deutsches Institut formierende Auslandsvertretung helfen, sondern vor allem das „German Department“ vom „College of Foreign Languages“ der National Kaohsiung First University of Science and Technology. Katrin Wartenberg und Wolfgang Odendahl, haben bereits ein Jahr vorher ihre Zusage für die Vermittlung von Dolmetschern (Volunteers) und Kraftfahrern gegeben. Außerdem organisierte C.Joseph Jiang auf Vermittlung von Katrin Wartenberg, für die deutsche Delegation einen Stammtisch mit 18 deutschsprechenden Taiwanesen, die einstens in Deutschland studiert haben und die das deutsche Team im kommenden Jahr unterstützen wollen.

Noch ein gutes Stück Arbeit wird es für die Einrichtung eines „German Centers“ geben, einem kleinen Ableger eines von Olympischen Spielen her bekannten Deutsches Hauses. Angedacht ist, dort den Sportlerinnen und Sportlern u. a. eine „Zusatzverpflegung“ anzubieten, um rechtzeitig sicher zu stellen, dass nicht eventuell ungewohnte Gewürze die deutschen Erfolge schmälern werden. Auch sollte dort eine „Brotversorgung“ sicher gestellt werden und das deutsche Mannschaftsbüro eingerichtet werden. Bei der Reise hat sich gezeigt, dass es sinnvoll sein wird, dieses „German Center“ in unmittelbarer Nähe der vom KOC geplanten „World Games-Plaza“ zu installieren. Diese ist auf einem Platz und einer Promenade am Wasser mit Anlegemöglichkeiten für Schiffe vorgesehen.

Vorgespräche wurden in Kaohsiung auch für eine Ausstellung geführt, die im Anschluss an die Präsentation vor und während der World Games auch in Taiwans Hauptstadt Taipei gezeigt werden könnte, da dort im September 2009 die Weltspiele der Gehörlosen stattfinden wird. Unterstützung für dieses Projekt wurde bereits vom deutschen Außenministerium signalisiert.

Die Sportlerinnen und Sportler werden von den Sportstätten her hervorragende Wettkampfbedingungen vorfinden. Dies konnten die Fallschirmspringer bei einem internationalen Testwettkampf am 20. Juli erleben, nachdem an den Tagen zuvor das Training und der 1. Wettkampftag wegen des Taifuns und der tiefhängenden Wolken ausgefallen waren.

Die 15.000 Zuschauer fassende Kaohsiung-Arena für die Gymnastinnen, Trampolinturner, Sportakrobaten und Tänzer wird im September fertig gestellt und soll mit einem großen Tanzevent ihrer Bestimmung übergeben werden. Außerdem wird es in dieser Halle im November einen Testwettkampf in der Rhythmischen Sportgymnastik geben. Leichte Anklänge an das Olympiastadion in Peking erkennt man beim Neubau des Stadions (Foto), dessen Fertigstellung für Januar/Februar geplant ist. Solarzellen werden das gesamte Dach bedecken und ein Zeichen für „Grüne Spiele“ setzen. Mit diesem rund 55.000 Personen fassenden Stadion (Eröffnungs- und Schlussfeier sowie Rugby und Flying Disc) sowie der neuen Arena, in deren Mantelbebauung das modernste Kaufhaus Kaohsiung bereits Anfang Juli eröffnet wurde, wird die taiwanesische Hafenstadt noch viele Akzente im internationalen Sport sorgen.

Bericht und Foto: Gunter H. Fahrion