Deutsche Meisterschaften
DM Bogen Wiesbaden: Die ersten Titelträger sind gekürt
Der erste Tag der Bogensport-DM in Wiesbaden ist vorbei und brachte so manch interessante Geschichte: Zwei Außenseiter stehen im Compound-Finale der Männer, im Halbfinale der Frauen gab es ein Tochter-Mutter-Duell, einen neuen Deutschen Rekord gab es auch und die ersten Titelträger in den Klassen Jugend, Junioren, Masters und Senioren wurden auch ermittelt.
Um 10.05 Uhr und damit fast pünktlich flogen die ersten Wettkampf-Pfeile der DM. Bei bewölktem Himmel fanden die Compound- und Recurveschützen der verschiedenen Altersklassen gute Bedingungen vor, denn es war zunächst trocken und fast windstill. Um 13.21 Uhr brandete schließlich Applaus auf, als alle Qualifikationspfeile bzw. Meisterschaftspfeile in bestimmten Klassen geschossen waren und folgende Ergebnisse brachten.
In der Klasse Compound Senioren setzte sich Jürgen Littig (1. BSC Sinsheim) souverän durch. Am Ende hatte er mit 679 Ringen nicht nur 38 Ringe vor dem Zweitplatzierten Vorsprung, sondern auch den Deutschen Rekord in dieser Altersklasse um 32 (!) Ringe überboten. Ganz cool meinte er danach: „Mein Ergebnis habe ich so erwartet, ich habe dementsprechend trainiert. Ich bin 2005 Deutscher Meister geworden und im vergangenen Jahr Zweiter. Da wurde ich von der Zeitung gefragt, ob ich glücklich bin. Ja schon, habe ich gesagt, aber Gold gefällt mir besser.“
Eine Alterskategorie darunter gab es die knappste Entscheidung des Tages. In der Mastersklasse wechselte ständig die Führung, nach dem 72. Pfeil konnte Jens Asbach (Treff Schimborn) über 684 Ringe und ein Plus von zwei Ringen gegenüber Rüdiger Schäfer (1. FC Passau e.V. Bogen) jubeln. Der Feldbogen-Experte sagte danach: „Das war für mich wieder Neuland, nach gefühlt 20 Jahren habe ich wieder FITA geschossen. Es hat Spaß gemacht! Das war das erste Mal, dass ich in Wiesbaden mitgeschossen habe. Ein Top-Event, top vorbereitet, Kompliment und Dankeschön an den DSB und die Organisatoren.“
Ganz souverän sicherte sich bei den Compound Junioren Moritz Kurz (SG Bad Wörishofen) den Titel. Und das, obwohl im ein größeres Malheur passierte: „Ich habe leider ein M geschossen auf eine falsche Auflage, es wären 697 Ringe gewesen, das wäre okay gewesen.“ Trotzdem hatte er 23 Ringe Vorsprung und der erste DM-Titel im Freien: „Ich bin mit gemischten Gefühlen hierhin gekommen. Die letzten Trainings waren nicht schlecht, aber auf der Rangliste vor ein paar Wochen war es nicht so gut. Ich habe es nicht ganz erwartet.“
In der jüngsten Klasse, der Compound-Jugend, gewann Ruven Flüß (BSV Eppinghoven 1743 e.V.). Vor allem in der ersten Hälfte schoss er stark, „es war Windstille und ich habe eine neue persönliche Bestleistung geschossen.“ Zwar konnte er das Niveau nicht halten, als der Wind aufkam, aber mit 674 Ringen und dem Titel war er sehr zufrieden: „Deutscher Meister klingt super. Vor allem nach Corona, das ist toll. Das war mein erster Titel im Freien nach einem Sieg bei der Hallen-DM.“
Bei Frauen und Männern (Compound) sowie der Jugend (Recurve) wurde bis zu den Medaillenmatches geschossen. Diese werden am Samstag, 10. September, auf dem Bowling Green ausgetragen. Dann kommt es im Finale der Compound-Männer zum Überraschungs-Duell zwischen Sebastian Siemandel (SV Oberdachstetten) und Christian Engelhard (Bowteam e.V.). Diese setzten sich gegen sämtliche Kaderschützen durch, im Halbfinale zogen Titelverteidiger Leon Hollas (mit 142-144 gegen Engelhard) und der EM-Achte Henning Lüpkemann (mit 145-146 gegen Siemandel) den Kürzeren. „Das ist mein größter Erfolg bisher, ich war mal Fünfter in der Halle. Ich habe eigentlich nicht so gut geschossen, aber die Nerven behalten. In den Finalrunden ist alles möglich, da kann jeder gewinnen, und es ist einfach gut gelaufen.“
Gut lief es auch für die Landesfeinds. Denn Kaderschützin Carolin und ihre Mutter Dorith (beide SV Böddiger) standen im Halbfinale Seite an Seite an der Schießlinie. Kein Novum für beide: „Es ist das entspannteste Match, was es geben kann, weil es so normal aus Training und diversen Wettkämpfen ist. Sie ist der Gegner, gegen den ich am meisten geschossen habe“, kommentierte Siegerin Carolin (144-135) mit einem Lächeln. Wobei es trotz der zahlreichen Wettkämpfe mit- und gegeneinander auch für Mutter und Tochter etwas Neues gab: „Ein Halbfinale bei einer DM war Premiere“, so Dorith, die ihre Niederlage locker verschmerzte, „denn wenn ich gegen jemanden verliere, dann am liebsten gegen die Tochter. Morgen wollen wir beide auf dem Treppchen stehen.“
In den Jugendklassen des olympischen Recurvebogens kommt es bei den Jungen zum Goldfinale zwischen Phil Lüttmerding (SV Böddiger) und Knut Kacubczik (VFL Tremsbüttel). Wobei die Favoritenrolle klar bei Kaderschütze Lüttmerding liegt, der die Qualifikation dominierte („Die Qualifikation heute war super, 576 ist ein Bombenergebnis!“) und seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen will: „Es gibt keine zweite Option für das Goldfinale als es zu gewinnen.“
Bei den Mädchen gibt es ein überraschendes Goldfinale. Konnte man die Dritte nach der Qualifikation, Lisa Lucks (BSC BB-Berlin), dort erwarten, so kam der Auftritt von Ann-Kathrin Bader (SV Bruchmühlbach) sehr überraschend. Auch für sie selbst: „Ich kann es noch nicht glauben und bin jetzt schon nervös, wenn ich an das Bowling Green denke. Der Arm hat im Halbfinale ein bisschen gewackelt, aber ich hatte es im Griff. Der Finaleinzug kommt definitiv total überraschend, ich hatte damit gerechnet, dass ich spätestens im Viertelfinale rausfliege.“
Am Samstag geht es weiter auf der Sportanlage Kleinfeldchen (ab 10.00 Uhr) und auf dem Bowling Green (ab 14.45 Uhr). Dort gibt es auch eine "Kinder-Spielstraße" und ab 18.30 Uhr das Konzert mit Mallet - Eintritt ist frei!
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