Europameisterschaften

EM Osijek: Gold und Quotenplatz für Wimmer, Bronze für Walter

24.05.2021 21:24

Gleich am ersten Tag der Schießsport-EM in Osijek/CRO gab es für die DSB-Schützen Grund zum Jubel: Carina Wimmer gewann sensationell die Goldmedaille und den letzten Quotenplatz für Tokio mit der Luftpistole, kurz nachdem ihr Teamkollege Robin Walter die Bronzemedaille geholt hatte – den Quotenplatz aber knapp verpasste. Die Luftgewehrschützen des DSB hatten mit der Vergabe der Medaillen und Quotenplätze nichts zu tun.

Foto: DSB / Sensationeller Auftritt von Carina Wimmer, der mit EM-Gold und dem Tokio-Quotenplatz belohnt wird.
Foto: DSB / Sensationeller Auftritt von Carina Wimmer, der mit EM-Gold und dem Tokio-Quotenplatz belohnt wird.

Wimmer, die erstmals überhaupt in einem internationalen Finale im Erwachsenenbereich stand, begann mit einer 9,0, ließ dann aber beeindruckende neun Schüsse folgen (schlechtester Wert eine 9,9) und schob sich auf Platz zwei des Achterfeldes. Zwei Schüsse später war die erste Konkurrentin um den Quotenplatz ausgeschieden, Wimmer schoss wie im Rausch und übernahm nach dem 14. Finalschuss die Führung. Eine 8,0 im 16. Schuss warf sie zurück, verlieh ihr aber einen Schub. Denn mit dem Ausscheiden der Armenierin war der Tokio-Startplatz sicher. Was folgte, war sensationell: 2,4 Ringe lag sie vor den letzten vier Schüssen hinter der Russin Vitalina Batsarashkina, doch mit jedem Schuss verkürzte Wimmer den Rückstand: 9,7, 10,6 und ein Grinsen, weil die Silbermedaille feststand. 10,9, gefolgt von einem ungläubigen Lachen und nur noch 0,4 Ringe Rückstand. 10,7 und Gold, da die Russin nur eine 10,0 schoss. Bundestrainerin Barbara Georgi liefen die Freudentränen herab, Wimmer schien wie in einem anderen Film. „Sie hat toll geschossen, die Nerven behalten und gewonnen. Carina hat in den letzten drei Jahren eine super Entwicklung genommen. Sie hat wahnsinnig viel Energie und Gedanken in ihr Training gesteckt. Nun fängt es an, sich auszuzahlen“, sagte die stolze Bundestrainerin im Anschluss.
Wimmer hatte sich als Siebte (575 Ringe) für das Finale qualifiziert, Julia Hochmuth (562 Ringe, 55.) und Svenja Berge (562 Ringe, 56.) fanden zu keiner Zeit einen Rhythmus und blieben hinter ihrem Leistungsvermögen zurück.
In der Nacht meldete sich die neue Europameisterin per Sprachnachricht aus dem Hotelzimmer und sagte: "Ich war überwältigt, es war und ist unfassbar. Ich bin gespannt, wann es richtig ankommt. Die Medaille liegt neben mir im Bett und bleibt da auch, damit ich morgen früh beim Aufwachen weiß: es war kein Traum! Ich bin sprachlos, es ist noch nicht wirklich angekommen. Man steht noch etwas neben sich, es fühlt sich toll an, wie alle mitgefiebert und sich gefreut haben. Ich hoffe, es von Tag zu Tag mehr genießen zu können und nach den Teamwettbewerben hoffe ich, so richtig feiern zu können.“

Carina hat in den letzten drei Jahren eine super Entwicklung genommen!

Barbara Georgi, Bundestrainerin, über die neue Europameisterin

Foto: DSB / EM-Bronze für Robin Walter hinter dem Russen Vadim Jukhametyanov und dem Slowaken Juraj Tuzinsky.
Foto: DSB / EM-Bronze für Robin Walter hinter dem Russen Vadim Jukhametyanov und dem Slowaken Juraj Tuzinsky.

Bitter-süßes Bronze für Walter
Walter hatte im Finale der besten acht Luftpistolen-Schützen zwei russische Konkurrenten um den einen noch zu vergebenen Quotenplatz. Der 21-Jährige erwischte einen guten Start, ehe er im achten (8,6), elften (9,1) und zwölften Schuss (9,3) viele Ringe liegen ließ und zurückfiel. Doch Walter kämpfte und schoss sich mit sechs z.T. hohen Zehnerwertungen in Serie bis auf Platz zwei. Kurze Zeit später war die Bronzemedaille sicher, doch der Quotenplatz in Gefahr. Mit 0,2 Ringen Rückstand auf den Russen Vadim Mukhametyanov ging es in die Schüsse 21 und 22, dort gelangen dem DSB-Schützen „nur“ eine 9,6 und eine 9,8 – der Tokio-Startplatz ging mit 1,0 Ringen Vorsprung an den Russen. Damit verpasste er wie schon bei der Druckluft-EM 2020 bei der EM in Wroclaw/POL (Platz 5) den begehrten Quotenplatz ganz knapp. Georgi zollte ihm höchsten Respekt: „Großes Kompliment an Robin. Zwei Jahre bei den Männern und bei beiden Europameisterschaften im Finale. Dieses Mal ist er mit einer Bronzemedaille belohnt worden, ich bin überzeugt, dass Paris auf ihn wartet!“ Ins gleiche Horn stieß DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann für den in der Dopingkontrolle sitzenden Bronzemedaillengewinner: „Das war ein starkes Finale, in dem er zwei der sehr starken Russen hinter sich gelassen und den Dritten unter Druck gesetzt hat. Er ist der Jüngste im Pistolenkader der Männer, das Ziel lautet ganz klar Paris 2024.“ Und bei Walter selber überwog eindeutig die Zufriedenheit über einen starken Wettkampf und seine erste EM-Medaille im Erwachsenenbereich: "Im Finale war ich aufgeregter als sonst, weil es seit langer Zeit wieder ein Finale war. Im Verlauf wurde es fast entspannt, am Ende aber wieder nervöser, weil es um die Medaillen ging. Bronze ist natürlich ein Erfolg, mein Ziel war es, unter die Top Ten zu kommen. Dass ich den Quotenplatz verpasst habe, ist schade, aber war nicht mein Hauptziel. Das wäre ein Bonus gewesen.“

Er ist der Jüngste im Pistolenkader der Männer, das Ziel lautet ganz klar Paris 2024!

Heiner Gabelmann, DSB-Sportdirektor, über Robin Walter

In der Qualifikation hatte sich Walter mit starken 581 Ringen als Fünfter behauptet, Philipp Grimm (575, 20. Platz) und Michael Heise (571, 40.) schossen sich mit schwächeren mittleren Serien frühzeitig raus. „Am Anfang hatte ich viele Baustellen, die ich bearbeiten musste und habe es dabei leider nicht geschafft das Wichtigste, nämlich in die Zehn zu schießen, umzusetzen“, so Grimm.

Luftgewehr: Anna Janßen lange auf Finalkurs
Große Hoffnungen hatte sich auch die Luftgewehr-Abteilung gemacht, vor allem im Frauenbereich. Und Anna Janßen lag nach fünf Serien voll auf Finalkurs, ehe sie in der letzten Zehnerserie nicht mehr die hohen Zehnerwertungen erwischte und „nur“ eine 102,3 auf die Scheibe brachte. Am Ende verfehlte sie mit 627,0 Ringen um 1,0 Ringe das Finale. Dennoch zeigte sich die Abiturientin mit ihrer Leistung zufrieden: „Grundsätzlich kann ich mir nichts vorwerfen, ich habe sehr konzentriert und konsequent gearbeitet. Dass es am Ende nicht gereicht hat, ist natürlich bitter, wenn man sieht, wie lange ich auf Finalkurs war. In erster Linie bin ich deshalb natürlich enttäuscht, aber aus so etwas lernt man dann am meisten.“ Die beiden anderen Starterinnen, Jolyn Beer und Julia Moser, konnte nicht an ihre starken Leistungen der internen Qualifikation anknüpfen und wurden 28. (624,3, Beer) und 62. (619,9, Moser).

 Die deutschen Luftgewehr-Männer hatten mit dem Ausgang der Entscheidung nichts zu tun: Maximilian Dallinger wurde als bester DSB-Athlet 27. (625,0 Ringe), Bastian Blos 41. (623,1 Ringe) und Dennis Welsch 60. (619,9 Ringe).

Die EM-Teilnehmer des DSB

  • Luftpistole: Philipp Grimm, Robin Walter, Michael Heise, Julia Hochmuth, Svenja Berge, Carina Wimmer
  • Sportpistole: Monika Karsch, Doreen Vennekamp, Carina Wimmer
  • Kleinkaliber: Max Braun, Maximilian Dallinger, Dennis Welsch, Anna Janßen, Amelie Kleinmanns, Jolyn Beer
  • Luftgewehr: Maximilian Dallinger, Bastian Blos, Dennis Welsch, Anna Janßen, Julia Moser, Jolyn Beer
  • Skeet: Sven Korte, Vincent Haaga, Tilo Schreier, Christine Wenzel, Nadine Messerschmidt, Katrin Butterer
  • Trap: Andreas Löw, Pau Pigorsch, Steve Eidekorn, Sonja Scheibl, Katrin Quooß, Kathrin Murche

 

Stimmen von Wimmer und Walter folgen

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